• Sport

Frage an Patrick Karrer: Was kann Yann Sommer besser als du?

Patrick Karrer steht heute Samstag letztmals für den FC Münsingen in der 1. Liga im Tor. Im Gespräch mit BERN-OST spricht er über Goalie-Vorbilder, ob er bei YB mitspielen könnte, und was das Schwierigste ist für einen Goalie.

Patrick Karrer: "Also Goali muss man rasch Entscheidungen treffen und mit den Konsequenzen leben." (Foto: Heidi Rolli)
Patrick Karrer wird von Hans Rothen (Vize-Präsident FC Münsingen) und Präsident Andreas Zwahlen verabschiedet. (Foto: Heidi Rolli)
Karrer stand während acht Jahren im Tor der 1. Mannschaft von Münsingen. (Foto: Heidi Rolli)
Karrer spielte von den Pampers bis in die 1. Liga beim FC Münsingen. (Foto: Heidi Rolli)

Patrick Karrer (32) spielt seit über 23 Jahren für den FC Münsingen. Die letzten acht Saisons war Karrer Goalie der ersten Mannschaft. Er begann bei den Pampers und lief danach sämtliche Juniorenstufen durch. Mit 17 spielte er in der 3. Liga, danach in der 2. Liga.

 

Als 24-Jähriger hütete er erstmals das Tor der ersten Mannschaft. Der FC Münsingen stieg in der Zeit von der 1. Liga in Promotion-League auf und danach wieder in die 1. Liga ab. Karrer arbeitet Vollzeit als Projektmanager bei der NZZ. Am Samstag steht er zum letzten Mal im Tor der ersten Mannschaft.

 

BERN-OST: Patrick Karrer, erzähl, wie bist du zum Fussball gekommen?

Patrick Karrer: Als ich anfing, wohnten wir noch in Russikon (ZH), ich habe damals schon in einem Club gespielt. 1998 zogen wir nach Münsingen, ich hatte einen Schulkollegen, der Fussball spielte. Zu Hause lief auch immer Bundesliga, so schnell wie möglich wollte ich Fussball in einem Verein spielen. Dann begann ich bei den Pampers beim FC Münsingen. Die hiessen tatsächlich so, das war eine Stufe vor den F-Junioren.

 

Warst du damals schon im Tor?

Ich glaube, wir rannten mehr im Zeugs rum und kickten. Ich hatte aber schon früh eine Faszination für den Goalie und spielte draussen und im Tor. Ich war schon immer grösser als die anderen, also stand ich plötzlich im Tor, heute bin ich 1 Meter 90.

 

Hattest du damals ein Goalie-Vorbild?

Oli Kahn, schon immer, er zog mich auch zu Bayern München, meinem Lieblingsverein.

 

Und heute?

Ich finde den Ansatz der Schweizer Goalie-Ausbildung sehr spannend, das ist gut durchdacht. Yann Sommer beeindruckt natürlich schon, obwohl wir sehr unterschiedlich sind.

 

Was unterscheidet dich von Yann Sommer? Was kann er besser?

Haha, vieles. Er ist sehr gut im Positionsspiel, im 1:1 gegen den Gegner, wie er stehen bleibt, wie er sich gross macht. Er antizipiert super. Man sieht bei ihm, dass er die Schweizer Goalie-Schule durchlief. Ich spielte nie in einer U-Mannschaft, da besteht schon ein grosser Unterschied.

 

Warum hast du es nicht in eine U-16 oder ähnliche Auswahl geschafft?

Weder regional noch kantonal hat sich das ergeben. Deshalb hatte ich die Förderung nicht, welche die Goalies dort erfahren. Alle Super-League Goalies hatten das, was einen Goalie schon vorwärtsbringt.

 

Wenn du in der Super League bei einem Match im Tor stehen würdest – würde man das merken?

Wenn ich einen sehr guten Tag hätte, dann ginge das schon. Aber sonst würde man das schon merken, das Tempo ist deutlich höher als bei uns. Es wird mehr erwartet, vor allem körperlich. Die Goalies sind explosiver, die Technik feiner. Aber ab und zu gibt es Spieler, die den Sprung von der 1. Liga nach oben schaffen, Renato Steffen war so einer. Er wechselte von Solothurn aus der 1. Liga zu Thun. Christian Fasnacht auch, er spielte vor acht Jahren noch beim FC Thalwil.

 

Was ist das Schwierigste für einen Goalie?

Man muss rasch Entscheidungen treffen und mit den Konsequenzen leben. Gehe ich raus oder nicht? Man ist der letzte Mann, wenn man falsch antizipiert, kann es ein Tor geben. Die Fehlertoleranz ist klein. Das erhöht den Druck auf die Entscheidungen, die man fällt.

 

Hast du nie davon geträumt Profi zu werden?

Doch schon, als «Giel». Ich war sehr sportinteressiert, habe noch Tennis, Handball, Volleyball und Badminton gespielt. Ich habe ein sehr gutes Ballgefühl.

 

Wolltest du nie bei YB oder Thun spielen?

Gewollt vielleicht schon, aber die Möglichkeit, ein Probetraining zu absolvieren, bot sich nie. Ich dachte immer, die fragen einen an. Vielleicht war ich auch ein wenig schlechter als die anderen. Ich spielte stets bei Münsingen und hatte eine super Zeit mit vielen Erfolgen in der Liga und im Schweizer Cup.

 

Was sind deine Stärken als Goalie?

Ich antizipiere gut und habe ein hohes Spielverständnis. Ich kann Bewegungen eines Spielers lesen, verstehe die Gegner und weiss etwa, was er als nächstes tut.

 

Was sind deine Schwächen?

Eine grosse Schwäche war die fehlende Beidfüssigkeit. Heute muss ein Goalie mit beiden Füssen spielen können. Da habe ich mich verbessert, aber es hat noch Luft nach oben.

 

Am Samstag stehst du ein letztes Mal bei Münsingen im Tor, was kommt danach?

Nachdem ich aufgehört habe, will ich nicht mehr in einer tieferen Liga spielen. Ich habe mehr Zeit für den Beruf und fürs Private. Ich bleibe dem Club treu, ich trainiere die 2. Gruppe der Goalies. Das sind Goalies der 2. Liga, 4. Liga und B-Junioren. Dann spiele ich wohl noch bei den Senioren, da geht es mehr um die Freude, viele ehemalige Mitspieler spielen bereits dort.

 

[i] Der FC Münsingen schliesst die Saison im vorderen Mittel ab. Vor der letzten Runde liegt Münsingen auf Platz 6 der 1. Liga, Gruppe 2. (29 Spiele, 11 Siege, 9 Unentschieden, 9 verlorene Spiele, 42 Punkte)

 

[i] Letztes Spiel: Brühl (AG), Samstag, 27.5., 16:00 Uhr, FC Muri (AG) – FC Münsingen


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch
Nachricht an die Redaktion
Statistik

Erstellt: 27.05.2023
Geändert: 27.05.2023
Klicks heute:
Klicks total: