• Region

Gespräch mit dem Förster: Warum man beim Holzschlag nicht erschrecken soll

Wird zu viel gerodet? Wie gut geht es unserem Wald? Diesen Fragen stellt sich der Revierförster Hansjörg Habegger bei uns im Interview und am Freitag auf einem Waldspaziergang.

Hansjörg Habegger: «Einige Baumarten haben Mühe mit der Trockenheit.» (Foto: rb)

Hansjörg Habegger (48) ist Revierförster Nord für die Gemeinden Allmendingen, Arni, Biglen, Bowil, Grosshöchstetten, Konolfingen, Landiswil, Münsingen, Oberthal, Rubigen, Walkringen und Worb. Am Freitag leitet er einen Abendspaziergang auf dem Ballenbühl, wir haben ihn vorab befragt.

 

BERN-OST: Hansjörg Habegger, am 15. August führen Sie einen Abendspaziergang durch den Wald auf dem Ballenbühl durch – worum geht es da?

Hansjörg Habegger: In erster Linie geht es um Öffentlichkeitsarbeit. Wir sprechen über den Wald in der Region. Das können Baumarten sein, eine Klimafläche. Das Ziel ist, eine Botschaft zu übermitteln und auch über die Aufgaben des Waldes zu sprechen.

 

Wie gut geht es unserem Wald?

Es geht ihm gut, aber er hat Herausforderungen vor sich. In den vergangenen Wochen hatten wir viel Niederschlag. Jetzt wird es wieder heisser, das bedeutet für den Wald Stress. Einige Baumarten haben Mühe mit der Trockenheit. Bei Buchen kann es dadurch zu Hitzeschäden kommen.

 

Wird der Wald zu fest strapaziert durch Biker, Spaziergänger, Spielgruppen, Jogger, Leute mit Hunden?

Wir haben heute einen 24-Stundenbetrieb. Der Wald ist Erholungsraum für viele rund um die Uhr. Das schadet ihm indirekt, wenn man sich nicht an die Spielregeln hält. Für bestimmte Tierarten, die nachts gestört werden, das hat Einfluss auf ihre Lebensweise. Beispielsweise Rehe, die nicht mehr auf die Felder können, um zu äsen. Ein Thema sind immer wieder illegale Bikerstrecken, das hat massiv zugenommen.

 

Welche Funktion hat ein Wald?

Der Wald hat vier Hauptaufgaben: Er produziert Holz zum Bauen sowie Brennholz, um zu heizen. Weiter hat der Wald eine Schutzfunktion gegen Naturgefahren, sei es gegen Steinschlag oder Rutschungen. Der Wald hat eine Wohlfahrtsfunktion für die Gesellschaft, damit man sich im Wald erholen kann. Zudem bietet der Wald Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen.

Keine dieser Funktionen hat Vorrang, der Wald ist ein Multitalent wie ein Sackmesser.

 

Gibt es einen Appell von Ihnen an die Leute, die den Wald besuchen?

Wir hören oft, dass der Wald durch die Bewirtschaftung kaputt gemacht wird. Wir haben ein strenges Gesetz, man muss nicht Angst haben, wenn die Maschinen auffahren. Man muss immer bedenken: Der Wald gehört jemandem, ist in privater Hand, aber er darf betreten werden.

 

Sie sprechen von Bewirtschaftung, für den Laien wird gerodet. Viele Leute erschrecken ab Schneisen, die von grossen Maschinen in den Wald gerissen werden – wie antworten Sie den Leuten?

Wir betreuen 6900 Hektaren Wald. Pro Jahr wird auf rund 600 Hektaren Holz gefällt. Das sind nicht mal zehn Prozent. Es gibt Flächen, wo seit 30 Jahren keine Bewirtschaftung stattfand. Viele Waldbesitzer können nicht selbst holzen. Ein Eingriff mit einer Maschine ist wirtschaftlicher und weniger gefährlich als von Hand. Viele Leute verstehen diesen Eingriff nicht. Klar hinterlässt so ein Eingriff Spuren, aber es gibt auch Licht, was wiederum die Artenvielfalt fördert.

 

[i] Die Gemeinde Konolfingen und die Waldorganisation Kiesen-Aaretal organisieren einen Abendspaziergang durch den Hürnbergwald. Dieser startet beim Parkplatz auf dem Ballenbühl am Freitag, 15. August, um 19 Uhr. Der Abendspaziergang dauert etwa eineinhalb Stunden. Gutes Schuhwerk und wetterentsprechende Kleidung werden empfohlen.


Autor:in
Rolf Blaser, info@bern-ost.ch
Nachricht an die Redaktion
Statistik

Erstellt: 13.08.2025
Geändert: 13.08.2025
Klicks heute:
Klicks total: