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Fünf Jahre später: Schöppelischaf Loulou ist jetzt Grossmutter

Unsere Leserin Linda Riesen hat sich und ihr Lieblingsschaf Loulou auf dem Bild zu den BERN-OST-Veranstaltungstipps von letzter Woche wiedererkannt. Am Wochenende waren die beiden wieder am Schaf- und Zuchtwiddermarkt auf dem Schwand – zusammen mit Loulous Tochter Lillie.

Linda Riesen mit Loulou, Lindas Mutter Marlies Riesen und Grossmutter Elsbeth Weber am Schweizerischen Widder- und Zuchtschafmarkt Münsingen 2018. (Bild: Archiv BERN-OST/Res Reinhard)
Mütter und Töchter: Marlies und Linda Riesen mit Loulou (hinten) und Lillie am 40. Schweizerischen Widder- und Zuchtschafmarkt Münsingen am vergangenen Wochenende. (Bild: Res Reinhard)
Die Schafe auf der Alp. (Bild: zvg)
So sehen glückliche Alpschafe aus. (Bild: zvg)
Schaf Loulou mit (v.l.) Linda Riesen, Elsbeth Weber und Marlies Riesen. (Bild: zvg)
Linda Riesens Schafe - frisch geschoren auf der Weide. (Bild: zvg)

Es war Zufall, dass Linda und Loulou letzte Woche auf BERN-OST erschienen: In den Veranstaltungstipps aufs Wochenende machten wir auf den Schaf- und Zuchtwiddermarkt auf dem Münsinger Schwand aufmerksam. Da unser Fotograf Res Reinhard die Ausstellung schon mehrmals besucht hatte, gab es eine Fülle an möglichen Bildern für den Artikel. Die Wahl fiel auf ein Bild aus dem Jahr 2018: Drei Frauen, von denen eine ein Lämmchen auf dem Arm trägt.

 

Kurz nach Aufschalten der Tipps meldete sich die Frau mit dem Lämmchen bei BERN-OST. Das Bild weckte Erinnerungen in ihr, die wir hier mit unseren Leser:innen teilen und dabei Linda Riesen und ihre Loulou vorstellen wollen.

 

Im Sommer auf der Alp

Linda Riesen lebt in Freimettigen. Zwar arbeitet sie Vollzeit im Büro eines grossen Unternehmens, von ihrer Grossmutter Elsbeth Weber erbte sie aber die Liebe zu Schafen. Seit vielen Jahren züchtet sie selber und besitzt mittlerweile eine Herde von rund 30 weissen Alpenschafen, die sie im Sommer im Diemtigtal z’Alp schickt. Von denen zieht sie jedes Jahr die schönsten Lämmer zur Zucht weiter,  die anderen vermarktet sie privat oder über eine lokale Metzgerei.

 

Mehr als ein Hobby

«Ich sage nicht gern Hobby dazu», erklärt sie am Telefon. «Ein Hobby kann man in die Ecke stellen, wenn man einmal keine Lust hat. Das geht bei Tieren natürlich nicht. Für mich sind die Schafe einfach ein Ausgleich zum Büroalltag.»  So fährt sie jeden Morgen vor der Arbeit und auch danach zu den Tieren nach Oberdiessbach, wo sie einen Stall und Weiden gepachtet hat und verbringt die Sommerwochenenden oft auf der Alp.

 

Loulou per Kaiserschnitt

Gerade ist wieder Lammzeit. Auch Loulou hat wieder Lämmer im Bauch, die sie bald zur Welt bringen wird. Ihre eigene Geburt war mühselig. Da der Geburtsvorgang stockte und sie zu sterben drohte, holte sie der Tierarzt per Kaiserschnitt auf die Welt. Loulous Mutter nahm ihr Lämmchen in der Folge nicht an. Das sei biologisch bedingt, erklärt Riesen. «Auen müssen den gesamten Geburtsvorgang durchmachen, damit sie Milch haben und sich um die Lämmer kümmern.»

 

Schoppen von Hand

Linda Riesen musste Ersatzmutter spielen. Im ersten Monat war das eine intensive Aufgabe. Sechsmal täglich bekam Loulou den Schoppen. Tagsüber lebte sie im Schafstall, in einem abgetrennten Abteil aber mit Sichtkontakt zur Herde. Nachts schlief sie in einer Kiste in Linda Riesens Wohnung, um dieser das nächtliche Schöppelen zu erleichtern. Nach einem Monat zog Loulou in den Stall. Heute ist sie voll in der Herde integriert, auch wenn sie immer noch ein bisschen anders ist.

 

Loulou ist ein wenig stur

«Loulou ist ein spezielles Schaf und wir haben eine spezielle Beziehung. Sie hört auf ihren Namen und kommt immer her, wenn man auf die Weide geht. Dort folgt sie mir dann auf Schritt und Tritt.» Deshalb schicke sie Loulou im Sommer auch nicht auf die Alp. «Sie ist sehr menschenbezogen und wäre dort verloren.» Zutraulich heisse allerdings nicht unbedingt folgsam. «Sie ist ein wenig stur und macht gar nicht immer, was sie soll.»

 

Loulou mit Höchstnote

Überlegen, ob sie zum Metzger kommt oder als Schöppelischaf das Gnadenbrot hat, musste Linda Riesen nicht: Loulou entspricht voll und ganz dem Rassenstandard der weissen Alpenschafe. Sie hat hat gute Muttereigenschaften, ist gesund und ist mit der Höchstpunktzahl von drei mal der Note Sechs bewertet.

 

Loulou ist Grossmutter

Schon sechs Lämmer hat Loulou in ihrem Leben zur Welt gebracht, davon eigneten sich zwei zur Zucht. Loulou ist also schon Grossmutter. Auf dem Schwand war sie am Wochenende mit ihrer Tochter Lillie, die heuer ebenfalls zum ersten Mal lammen wird und die, anders als ihre eher scheue Schwester Laurina, ebenfalls sehr zutraulich ist.

                        

[i] Der Schweizer Widder- und Zuchtschafmarkt auf dem Münsinger Schwand fand dieses Jahr zum 40. Mal statt. Die Zücher:innen und ihre Tiere reisen vorwiegend aus der Region, aber auch aus dem Freiburgischen oder dem Wallis an. Heuer waren knapp 800 Schafe auf dem Schwand. Vertreten ist das Weisse Alpenschaf, das Braunköpfige Fleischschaf, das Schwarzbraune Bergschaf, das Walliser Schwarznasenschaf sowie die Rassen Texel, Suffolk und Dorper.

 

Die Tiere werden nach den Rassestandards bewertet. Linda Riesen war mit 12 Tieren auf dem Schwand, die fast alle die Höchstnoten erhielten. Bei den Mutterschafen über 18 bis 24 Monate erreichte sie mit Schaf Cassia den ersten Rang. Die Besten jeder Rasse und Alterskategorie sind zur Miss- und Misterwahl zugelassen. Bei den Dorpern gewann ein Widder des Züchters Heinrich Bühler aus Bowil den Mistertitel.

 

[i] Weitere erste Ränge für regionale Züchter:innen:

Hans-Rudolf Brand aus Vielbringen Worb (Weisses Alpenschaf, Widder 4 – 6 Monate/1, Mutterschafe über 8 bis 12 Monate/1, Mutterschafe über 8 bis 12 Monate/2 und Leistungsklasse B)

 

Hans-Rudolf Wegmüller aus Walkringen (Weisses Alpenschaf, Widder 4 – 6 Monate/2, Mutterschafe 4 bis 6 Monate/2 und Mutterschafe über 2 bis 3 Jahre/2)

 

Hansueli Gerber aus Brenzikofen (Braunköpfiges Fleischschaf Widder über 8 bis 12 Monate, Mutterschafe über 12 bis 18 Monate/4, Mutterschafe über 12 bis 18 Monate/6 und Mutterschafe über 3 bis 4 Jahre)

 

Familie Stucki aus Mirchel (Braunköpfiges Fleischschaf Widder über 18 bis 24 Monate und Mutterschafe über 8 bis 12 Monate/2)

 

Simon Josi aus Häutligen (Braunköpfiges Fleischschaf Widder über 3 Jahre)

 

Heinrich Bühler aus Bowil (Dorper Widder über 2 bis 3 Jahre und Mister Dorper)


Autor:in
Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch
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Erstellt: 16.03.2023
Geändert: 16.03.2023
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