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GGR-Präsident Bruno Fivian: "Ich bin nicht so der Gesellschaftstyp"

Der diesjährige "Höchste Worber" Bruno Fivian (SVP) erzählt im Gespräch, warum er trotz Redeangst dem GGR vorstehen will, warum er ausländischen Wein trinkt und wohin er am liebsten reist.

Der diesjährige GGR-Präsident Bruno Fivian (SVP) im Café Chat BERN-OST. (Bild: Anina Bundi)

Eigentlich hätte Bruno Fivian Gemeinderat werden sollen. Das war jedenfalls der Wunsch der SVP-Wähler*innen. Fivian wollte aber nicht. „Ich sehe mich eher in der Opposition“, sagte der 48-jährige damals zu BERN-OST und lehnte die Wahl ab. „Es gab geharnischte Reaktionen auf meinen Rückzug“, erzählt der Präsident der Worber SVP heute. Bereuen tue er seine Entscheidung nicht. „Mir ist der Worber Gemeinderat zu links. Ich hätte Mühe, seine Entscheide nach aussen zu vertreten.“

 

Warum er sich überhaupt aufstellen liess? Die SVP werde das nächste Mal anders vorgehen, sagt Fivian. Das heisst wohl, nur Leute aufstellen, die auch wirklich in den Gemeinderat wollen. "Es war meine erste Erfahrung mit Wahlen und gleich eine mit Lektion."

 

Redeangst ablegen

Auch als Präsident des Grossen Gemeinderats (GGR) ist er allerdings nicht ganz frei in der Meinungsäusserung. „Ich werde die Sitzungen neutral leiten und mich als GGR-Präsident sicher nicht positionieren in den Debatten.“ Trotzdem habe er sich auf das Amt gefreut. Unter anderem aus einem Grund, den man bei einem Parteipräsidenten nicht unbedingt erwarten würde. „Ich habe eine ausgesprochene Redeangst und hoffe, dass ich sie in diesem Jahr etwas ablegen kann.“

 

Im GGR sitzt Bruno Fivian seit 2015. „Interessant ist es eigentlich immer“ sagt er. „Schade ist, dass kaum Diskussionen stattfinden. Die Meinungen sind meistens schon vor der Sitzung gemacht.“

 

"Das Schönste ist das Nachspiel"

Positiv wertet er, dass man sich ausserhalb des Bärensaals freundlich und respektvoll begegne. „Das Schönste ist das Nachspiel“, sagt er dazu. „Wenn man danach noch zusammenhockt und entweder über anderes redet oder nochmal über die Politik aber anders und freier.“ Besonders ein Mal sei ihm in bester Erinnerung. „Ich wollte nach der Sitzung noch mit den ‚Jungs‘ etwas trinken gehen. Als ich ins Löie-Stöckli kam, sassen da aber die von der SP und von den Grünen.“ Auf der Schwelle kehrtmachen wollte er nicht. „Am Ende war es ein sehr lustiger Abend.“

 

Vorbild Putin

Wie er zur SVP kam, weiss Fivian nicht mehr genau, auch nicht, warum es diese Partei war und keine andere. „Mein Vater war auch dabei, und irgendwann wird man angefragt für auf die Wahlliste.“ Generell interessiere ihn nationale und kantonale Politik nicht so, obwohl er in den wichtigen Fragen, etwa bei der Europapolitik, schon mit seiner Partei einig sei. „Mich interessiert die Gemeinde- und die Weltpolitik.“ Dort, in der weiten Welt, fand er auch sein politisches Vorbild – Wladimir Putin. „Er ist schlagfertig, intelligent und hat ein phänomenales Wissen.“ 

 

Ebenfalls aus Russland stammt seine grosse Liebe, Ehefrau und Mutter seines 3 ½-jährigen Sohnes. Mit ihr ist er seit 15 Jahren verheiratet. Zurzeit weilt sie für Ferien bei ihren Eltern in der alten Heimat und wird in Worb vermisst. Die Familie lebt in einer Industrieloft in Worb SBB. Einzige Nachbarin ist das Ausbildungszentrum für Maler*innen und Gipser*innen. Vieles an der Wohnung hat der Unternehmer und Plattenleger nach dem Kauf 2007 selber gebaut. Etwa den Boden aus indischen "Kashmir White"-Steinplatten. Warum nichts Einheimisches? „Heute würde ich das wohl anders machen. Ich bin klarer positioniert als damals.“

 

"Wir sind Karibikfans"

Auch beim Wein, Fivian ist ein grosser Liebhaber, ist der SVPler nicht ganz heimattreu, trinkt etwa gerne spanischen Rotwein. „Und beim Weissen kommt man ja nicht um Deutschland rum.“ Ein weiteres Hobby ist das Reisen. „Wir sind Karibikfans, aber auch Mexiko und diverse Länder in Südamerika wurden schon angeflogen.“

 

Nicht unbedingt ein Hobby, aber etwas, das er gerne macht, ist das Kochen. „Ich bin meistens fürs Znacht zuständig und koche allerhand. Aber immer nach Rezept!“ Und ja, er räume danach auch die Küche auf, sagt der Mann, der sein traditionelles Rollenverständnis im GGR schon dezidiert zum Ausdruck gebracht hat.

 

Ursprünglich stammt Bruno Fivian aus Enggistein. Da er auch die gesamte Schule dort absolviert hat, kenne er in Worb nicht so viele Leute. „Ich bin nicht so der Gesellschaftstyp“, sagt er über sich selber. Trotzdem habe er Ja gesagt zum SVP-Präsidium und zur Mitgliedschaft im GGR-Büro, das er nun für ein Jahr präsidiert. „Wenn man sich politisch engagiert, kann man sich dann nicht vor der Verantwortung drücken.“


Autor:in
Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch
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Erstellt: 08.03.2021
Geändert: 08.03.2021
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