Gemeindepräsidium Stettlen: Erste Kampfwahl nach über 20 Jahren

Seit bald 22 Jahren hat Stettlen denselben Gemeindepräsidenten: Lorenz Hess (Mitte). In der ganzen Zeit musste er sich nie einem Konkurrenten oder einer Konkurrentin stellen. Sowohl die erste wie auch die weiteren Wahlen erfolgten still. Die letzte sogar ungeplant: Nachdem Hess 2015 seinen Rücktritt angekündigt hatte, stellte er sich mangels Kandidat:innen doch nochmals für eine Amtszeit zur Verfügung (BERN-OST berichtete).

Zwei Kandidaten wollen Hess beerben

Dieses Mal ist es anders: Der Rücktritt von Lorenz Hess ist definitiv, diesen Herbst will er für den Ständerat kandidieren. Und: Gleich zwei Stettler bewerben sich als Nachfolger. 

Ihre Kandidatur öffentlich gemacht haben bisher Christian Kaderli von der GLP und Edouard Winzenried von der FDP. Beide sitzen seit 2020 im Gemeinderat. Kaderli hat die Ressorts Öffentliche Sicherheit, Landwirtschaft und Kultur, Winzenried Hochbau und Energie, ausserdem ist er Vize-Gemeindepräsident.

GLP-Kaderli: "Eine stille Wahl wäre schwach"

Christian Kaderli lebt seit über 20 Jahren in Stettlen. "Ich war schon damals an Politik interessiert", sagt er. Dann habe es ihn aber zur Feuerwehr gezogen, womit das Interesse an einem politischen Amt in den Hintergrund gerückt sei. Vor vier Jahren kandidierte er dann doch - und wurde mit einem Glanzresultat gewählt (BERN-OST berichtete).

Zu bieten habe er 20 Jahre Führungserfahrung, aktuell arbeitet Kaderli als Leiter der RBS-Busbetriebe. "Und das glaubs erfolgreich", wie er sagt. Die Arbeit im Gemeinderat gefalle ihm sehr. "Auf Gemeindeebene sind nicht die grossen Würfe möglich. Aber man kann im Kleinen etwas bewegen." Dass er für das Amt einen Konkurrenten hat, stört ihn nicht, im Gegenteil: "Eine stille Wahl wäre schwach", findet er.

Susanne Haudenschild für den Gemeinderat

In Stettlen wird der Gemeinderat im Majorzsystem gewählt. Trotzdem treten die Parteien mit Listen an. Der Gemeindepräsident oder die Gemeindepräsidentin müssen auch in den Gemeinderat gewählt werden. Die GLP wird zu den Gemeinderatswahlen mit Kaderli sowie Susanne Haudenschild antreten.

FDP-Winzenried: "Nach 20 Jahren braucht es eine echte Wahl"

Edouard Winzenried arbeitet als selbständiger Architekt. "Dadurch habe ich die Möglichkeit, mit die Zeit, die für das Präsidium nötig ist, zu nehmen", sagt er. Die Beweggründe, zu kandidieren seien ähnlich, wie vor vier Jahren für den Gemeinderat. "Ich bin in Stettlen aufgewachsen und will mich nun noch mehr engagieren. Als Präsident könnte ich noch Anderes bewegen." Auch er freut sich über die Konkurrenz: "Nach 20 Jahren mit dem gleichen Präsidenten ist es für die Bevölkerung schön, dass es zu einer Wahl kommt", ist er überzeugt.

FDP stellt Ersatz auf für abtretende Gemeinderätin

Das sieht auch FDP-Präsident Peter Masciadri so. "Wir sehen das nicht als Kampfwahl, sondern eher als Match." Seine Partei verliert Ende Jahr zudem eine langjährige Gemeinderätin. Elisabeth Baumberger ist wie Lorenz Hess seit 2001 im Gemeinderat und hört altershalber auf. "Es hat Spass gemacht und ich habe viel gelernt, aber jetzt mache ich Platz für andere", sagt sie zu BERN-OST. Die FDP wird hat bereits eine Kandidatin, die sie als Ersatz aufstellen wird. Den Namen gebe man aber erst später bekannt, so Masciadri.

SP und SVP: Keine Ambitionen aufs Präsidium

Keine Ambitionen, das Präsidium zu übernehmen haben die SP und die SVP. Die SP stellt mit André Lehmann zurzeit einen Gemeinderat, der auch wieder antreten wird. Alles weitere, ob man etwa versucht, einen zweiten Sitz zu ergattern, sei noch offen, sagt Parteipräsident Markus Hofer.Nicht im Gemeinderat vertreten ist zurzeit die SVP. Sie wird Mitte Juni über allfällige Kandidaturen entscheiden.