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Gemeinderat Arni: Und dann kam es doch noch zu einer Wahl
Sicher war im Vorfeld der Gemeindeversammlung Arni, dass ein Ersatz für Gemeinderätin Sarah Schweizer gesucht wurde. Unsicher war, ob es zu einer Wahl kommen würde: Von den beiden Kandidaten Jürg Riesen und Andreas Rolli wollte der eine zurückziehen, nachdem sich der andere gemeldet hatte. Dann aber zeigte sich: Das geht gar nicht, die Wahl musste durchgeführt werden. Jetzt ist die Nachfolge klar.
Das grosse Gewitter war längst vorbei und hielt niemanden mehr im Haus, dementsprechend füllte sich gegen 20 Uhr der Saal des Rössli Arnisäge schnell. Gemeindepräsident Simon Liechti begrüsste 87 der insgesamt 754 Stimmberechtigten, das sind fast zwölf Prozent und war damit ein anständiger Aufmarsch.
Jahresrechnung angenommen ...
Ob die Leute in Arni einfach so gerne an Gemeindeversammlungen teilnehmen? Oder ob sie unbedingt für die Wahl ihres neuen Gemeinderats erscheinen wollten? Jedenfalls lauschten alle aufmerksam, als der für Finanzen zuständige Gemeinderat Daniel Hirschi rassig durch die Jahresrechnung führte. Er wolle nicht unnötig langweilen, scherzte er, und hielt sich tatsächlich ans Nötige. Die Jahresrechnung wurde grossmehrheitlich angenommen.
... und dann zum spannenden Teil
Dann stand das interessanteste Traktandum des Abends an: Die Ersatzwahl eines Ersatzgemeinderats für Sarah Schweizer, die auf Ende Juli ihren Rücktritt bekanntgegeben hat. Zur Wahl stellten sich Jürg Riesen, Geschäftsführer der Bauteam GU GmbH, und Andreas Rolli, Geschäftsleiter der Rolli Holzbau GmbH. Jedenfalls formell: Eigentlich hatte Jürg Riesen seine Kandidatur im Vorfeld wieder zurückziehen wollen, als er hörte, dass sich noch ein Konkurrent gemeldet hatte. «Dann ist ja alles gut», habe er sich daraufhin gedacht, erklärte Kandidat Riesen vor dem Wahlgang: «So braucht es mich gar nicht mehr.»
Er wollte keine Kampfwahl …
Er habe eigentlich einfach der Gemeinde etwas zuliebe tun wollen, sagte er, und sich überlegt: «Wenn nicht jetzt, wann dann?» Als er aber vom zweiten Kandidaten gehört habe, sei für ihn klar gewesen: «Nein, eine Kampfwahl an der Gemeindeversammlung will ich nicht.» Kurzentschlossen habe er deshalb seine Kandidatur wieder zurückgezogen und diesen Entscheid bei der Gemeinde deponiert. Nur: Das geht gar nicht. Wer sich gemeldet hat, so besagt das Gemeindereglement, bleibt als Kandidat gemeldet, bis die Wahl vollzogen ist.
… und musste dann doch durch
«Jetzt stehe ich also da für dieses Amt», sagte Jürg Riesen deshalb mit einem Lächeln. «Ich bin nach wie vor motiviert und habe ein gutes Rucksäckli mit Kenntnis vom Bauen und seinen Reglementen, aber auch von den Ämtern und Stellen hintendran, die bedrücken, bedrängen und schikanieren können.» Dort möchte er im Fall seiner Wahl entgegenwirken und doch das eine oder andere realisieren. «Wenn’s nicht längt, geht keine Welt unter, wenn’s längt, gehe ich drauflos und werde mich der Aufgabe stellen.» Für dieses Votum erntete er grossen Applaus.
«Danke fürs Wählen – oder fürs Ehrlichsein»
Andreas Rolli seinerseits zeigte sich «chli überwältigt, dass so viele Leute erschienen sind». Auch er bringe Fachwissen mit, und auch er habe den Kampf mit Ämtern schon erlebt und möchte sich für die Bürgerinnen und Bürger einsetzen. Zuerst habe er gezögert, weil es aus familiären Gründen noch fast ein bisschen zu früh sei, dann aber habe auch er sich wie Jürg Riesen überlegt: «Wenn nicht jetzt, wann dann?» Er dankte im Voraus jenen die für ihn stimmen – und auch den anderen dafür, dass sie ehrlich sind. «Mir fällt kein Zacken aus Krone: Es geht mir nur darum, etwas für die Gemeinde zu tun und mich einzusetzen, wenn ein Anliegen da ist.»
Kurze Spannung …
Gemeindepräsident Simon Liechti liess an den Tischen Wahlzettel verteilen, die Anwesenden machten sich eifrig ans Schreiben und warfen die gefalteten Zettel in den Schlitz der Urne. Sofort machten sich die Stimmenzähler mit der stellvertretenden Gemeindeschreiberin Katharina Schmid ans Zählen. Entspanntes Plaudern im Saal, und dann kurz ein wenig Spannung, als die Stimmen ausgezählt waren und Liechti das Resultat verkündete.
… und dann war es klar
Er tat das klar und schnörkellos: Unter den 87 abgegebenen Zetteln seien fünf leere gewesen, und bei gültigen 82 Zetteln sei das absolutes Mehr mit 42 Stimmen erreicht. Dann das deutliche Ergebnis: «Riesen 32 Stimmen, Rolli 50 Stimmen.» Die Wahl war vorbei und Jürg Riesen hatte eigentlich am Ende erreicht, was er auch ohne Wahl beabsichtigt hatte: Da sich ein anderer für die Gemeinde einsetzen wollte, überliess er ihm den Platz. «Res ist ein guter Kandidat», hatte er bereits im Vorfeld gesagt.
Als Geschenk zwei Reglements-Ordner
Rolli seinerseits freute sich über das schöne Resultat und auf das interessante Gebiet und versprach, er wolle sich Mühe zu geben, die Erwartungen zu erfüllen. Später verabschiedete sich die abgebende Gemeinderätin Sarah Schweizer offiziell: «Danke für die gute Zeit und viele interessante Begegnungen.» Als kleines Präsent überreicht sie ihrem Nachfolger Andreas Rolli zwei Ordner, einen mit dem Kantonalen Reglement, einen mit dem Reglement der Gemeinde: «Damit du dich ein bisschen einlesen kannst und siehst, was dich erwartet.»
[i] Strassen zum ersten:
Der Gemeinderat beantragte der Versammlung, den Verpflichtungskredit für die Sanierung Strasse Kleinroth anzunehmen: «Es muss etwas gehen», erklärte Markus Röthlisberger, verantwortlich für das Ressort öffentliche Sicherheit und Strassen. Er erklärte, welche Arbeiten geplant sind, wie das abgetragene Material auf polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoff (PAK) geprüft werden muss, und was allenfalls die Entsorgung für diesen Sondermüll kostet. «Spätesens im Oktober muss die Sanierung fertig sein, weil es danach gefrieren kann.» Deshalb werde die Strasse für zwei, drei Tage vollständig gesperrt, die Anstösser:innen erhielten aber noch Detailinformationen. Auf Fragen aus dem Saal antwortete er, dass aus Kostengründen die Firma Weibel aus Muri für die Arbeiten gewählt worden sei, dass kein Ingenieurbüro die Arbeiten begleite, sondern der Gemeinderat, und dass die für Sondermüll eingerechneten 30'000 Franken reichen, weil dafür weniger «Normalmüll»-Gebühren entstehen. Der Verpflichtungskredit von 240'000 Franken wurde mit grosser Mehrheit angenommen.
[i] Strassen zum zweiten:
Auch andere Strassen wie Schönislehn, Dreierweg oder Arniberg, so informierte Markus Röthlisberger, würden in den nächsten Jahren saniert, weil die Zeit an ihnen nage. Schönislehn sei zu zwei Dritteln für 2026 vorgesehen, das letzte Drittel dann aus finanztechnischen Gründen 2028.
[i] Strassen zum dritten:
Aus dem Saal kam die Frage nach «Tempo 30» durch Sagi: «Es ist eine Katastrophe, wenn Kindergärtlerer und Schulkinder über den Fussgängerstreifen müssen – habt ihr das schon überlegt?» Tatsächlich habe man das bereits mit dem Kanton angeschaut, antwortete Gemeindepräsident Liechti: Temposmiley, Blitzer oder andere Massnahmen – «wir informieren zu gegebener Zeit».
Erstellt:
05.06.2025
Geändert: 05.06.2025
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