Gemeindeversammlung Linden: Heftige Kritik am Gemeinderat

Kaum hatte die Versammlung begonnen, meldete sich Hans-Peter Thierstein. Er stellt den Antrag, den Punkt Verschiedenes als Erstes zu beraten. Der Antrag wurde deutlich angenommen. Einmal mehr ging es um die geplante Recycling-Anlage, welche die Gemeinde beim Mehrzweckplatz bauen will.

Der Streit um die Entsorgungs-Anlage

Verschiedene Votanten forderten, dass an der nächsten Gemeindeversammlung über die Planung dieser Recycling-Anlage abgestimmt wird. Seit der Gemeinderat die Anlage im Frühling 2021 an der Gemeindeversammlung vorstellte, geht es nicht vorwärts. Gegnerinnen und Gegner der Anlage haben im Sommer 400 Unterschriften (BERN-OST berichtete) gegen die Anlage gesammelt.

Diverse Bürger:innen äusserten an der Versammlung ihren Ärger über das Vorgehen der Gemeinde. Weder die Zufahrt zur Entsorgungsstelle noch der Ort seien klar. Mit deutlichem Mehr wurde der Vorschlag angenommen, auf dieses Thema an der Gemeindeversammlung im Frühling zurückzukommen.

Rückzug wird erwartet

Die Gegnerschaft erwartet vom Gemeinderat, dass er das Projekt nochmals überdenkt und die Anlage an einem anderen Ort baut. Der jetzt vorgesehene Platz dient dem in der ganzen Region bekannten Skilift Linden als Parkplatz. Die Opposition gegen einen Bau im Zentrum Lindens marschierte an diesem Mittwochabend so zahlreich auf, dass für den Gemeinderat geringe Chancen bestehen, die Anlage dort zu bauen. Gemeinderat Ignaz Margelisch sagte nach der Versammlung: "Wir werden dies nochmals im Gemeinderat beraten und das Problem bis zur nächsten Gemeindeversammlung lösen." Ein möglicher Ort für die Anlage wäre wohl beim neuen Landi-Laden.  

Es eskaliert

Für Unruhe im Saal sorgte das Votum eines Mitglieds der Skilift AG. Da viele Leute nicht gewusst hätten, wo genau die Recycling-Anlage zu stehen kommen soll, habe er dies mit weisser Farbe auf den Platz gemalt. Diese Woche habe ihn die Polizei vorgeladen, weil gegen ihn Anzeige erstattet wurde. Thierstein fragte, wer diese Anzeige eingereicht habe. Vize-Gemeindepräsident Ignaz Margelisch sagte, dass er diese unterschrieben habe, worauf der Saal in lautes Murren ausbrach. Einige Votant:innen äusserten ihren Frust und Ärger über dieses Vorgehen. Am Ende der Versammlung verlangte ein Bürger, dass der Gemeinderat die Anzeige zurückzieht. Applaus im Saal, Schweigen beim Gemeinderat.

Wahl Gemeindepräsidium

Auch die Wahl der neuen Gemeinderatsmitglieder ging nicht reibungslos über die Bühne. Nachdem Vize-Gemeindepräsident Margelisch das Wahlprozedere vorgestellt hatte, machte ihn Hans-Peter Thierstein darauf aufmerksam, dass dies nicht der Gemeindeverfassung entspreche. Das Wahlprozedere müsse angepasst werden. Erst soll Margelisch zum neuen Gemeindepräsidenten gewählt werden. Als zur Abstimmung aufgerufen wurde, wandte jemand ein, dass Margelisch als einziger Kandidat still gewählt sei. Margelisch bedankte sich für das Vertrauen und meinte: "Das ist eine harte erste Sitzung als Gemeindepräsident."

Zwei Ersatzwahlen Gemeinderat

Der bisherige Gemeindepräsident Beat Engel trat im September überraschend zurück (BERN-OST berichtete). Zudem reichte Gemeinderat Bruno Grossglauser nach zehn Jahren in der Regierung seinen Rücktritt ein. In einer schriftlichen Wahl wurden neu Benedikt Huber (159 Stimmen) und Markus Steiner (127 Stimmen) in den Gemeinderat gewählt. Der dritte Kandidat, Daniel Dolder erhielt 91 Stimmen. Gemeinderätin Heidi Aeschlimann wurde zur Vize-Gemeindepräsidentin gewählt.

Budget

Die Gemeinde budgetiert für das nächste Jahr ein Minus (Aufwandüberschuss) von 199'532 Franken. Das Budget wird mit 164 Stimmen angenommen.

Jassbach

Die Gemeindeversammlung bewilligt den Verpflichtungskredit von 320'000 Franken für den Bau der Leitungsverbindung Linden Dorf bis Jassbach. Die Länge der Leitung beträgt 560 Meter.

[i] Es waren 191 Stimmberechtige anwesend.