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Gemeindewahlen Wichtrach: Ein Mineral mit Bruno Riem

Wer folgt auf Gemeindepräsident Hansruedi Blatti? Wir gehen mit den drei Kandidierenden in den Feierabend, um ihnen auf den Zahn zu fühlen. Heute ist unsere Redaktorin Annalisa Hartmann mit FDPler Bruno Riem im Löwen in Wichtrach.

Er löst gerne Konflikte und fährt nicht gleich aus der Haut: Bruno Riem. (Bild: Annalisa Hartmann)

Bevor ich Bruno Riem von Angesicht zu Angesicht sehe, strahlt er mir entlang der Hauptstrasse schon mehrfach von Plakaten entgegen. Sein Lächeln kommt mir beinahe vertraut vor, als wir uns schliesslich vor dem Gasthof Löwen die Hand geben. Die FDP ist die erste Partei, die im Dorf eine Plakat-Kampagne lanciert hat, weiss Riem. Andere werden noch folgen.

 

Ein Feierabendbier im Gasthaus sei eigentlich etwas sehr Atypisches für ihn, sagt der FDP-Gemeinderat gleich zu Beginn und bestellt ein Mineralwasser. Ich bestelle eine Stange. "Ich bin nicht der klassische Biertrinker", sagt Riem. Den Feierabend verbringt er lieber Zuhause, in seinem Haus am Dorfausgang, an der Grenze zu Kiesen. Wenn es denn einen Feierabend gibt: Denn häufig hat Riem nach der Arbeit auch noch Sitzungen, sei es für die FDP oder für den Gemeinderat, den er seit vier Jahren als Ressortleiter der Abteilung Soziales vertritt.

 

Selbst wenn er zuhause ist, verbindet er den Feierabend aber nicht mit einem Bier, sagt Riem. Grundsätzlich interessiere er sich mehr für die Weinkultur. Mit dem Weinladen, den er mit seiner Frau im Dorf geführt hat, hat er zwar abgeschlossen. Gemeinsam mit drei weiteren Ehepaaren unternehmen sie aber noch jedes Jahr eine Reise in ein Weingebiet. Eine Tradition, die Riem sehr schätzt, und die sich vor Jahren etabliert hat. Ansonsten unternimmt das Ehepaar auch gerne Camperreisen. Mit dabei ist jeweils Hund Flake, auf den sie überall angesprochen werden, der ganz viele Komplimente bekommt. Diesen Sommer stand denn auch noch eine besondere Reise an, denn das Ehepaar feierte den 30. Hochzeitstag. Dafür ging es - einmal ohne Camper - nach Island.

 

Vom Drachenfest bis zu Wiki

Das Ressort Soziales sei nicht sein Wunschressort gewesen, gesteht Riem. Aber gerade deshalb habe er umso mehr gelernt, Verständnis für Menschen bekommen, die er bisher nicht so gut verstanden hat. "Ich habe gerne mit Menschen zu tun", sagt Riem. Dies sei einer der Hauptgründe, warum er für das Präsidium kandidiere. Er suche den Kontakt zur Bevölkerung, eine offene Kommunikation sei ihm wichtig. "Diesbezüglich könnte sich in Wichtrach noch etwas verändern", sagt er. Er könne gut damit umgehen, wenn sich Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner auch einmal mit Kritik oder Ärger an die Verwaltung wenden, konstruktive Konflikte schätzt er. "Ich bin als ruhiger Typ bekannt. Nicht als einer, der gleich aus der Haut fährt."

 

Probleme zu lösen heisse für ihn aber nicht, alle Aufgaben an sich zu reissen. "Ich bin gut im Delegieren", sagt Riem. Arbeitsgruppen zu leiten, ist er gewohnt. Auch beruflich hat Riem eine Führungsposition inne. Er ist Geschäftsleiter der Huwiler Services AG in Ostermundigen, einem auf Immobilien spezialisierten Treuhandunternehmen. Seit fast 30 Jahren arbeitet er bereits im Betrieb. Nun ist der 57-Jährige bereit, beruflich kürzer zu treten. Vor allem, was das Arbeitspensum betrifft.

 

"Es reizt mich, etwas Neues zu machen", sagt er. "Das ist eine ganz andere Linie." Sich auf unterschiedliche Gruppen einzulassen und zu organisieren, das liegt ihm. Riem hat zweimal als OK-Präsident beim Drachenfest fungiert, jahrelang war er der Präsident des Eishockey-Clubs Wiki-Münsingen. Aus dieser Zeit ist er auch schon den Kontakt zu Medienvertretern gewohnt. Während des ganzen Feierabend-Gesprächs ist er die Ruhe selbst, auf jede Frage hat er eine Antwort bereit.

 

Das Gute an der Kampfwahl

Auch der 8. September, der Tag, an dem die Gemeindewahlen stattfinden, macht Riem im Vorfeld nicht nervös. "Es ist eine spannende Zeit", sagt er. Dass es in einem Dorf zu einer Kampfwahl zwischen drei Kandidierenden kommt, ist doch eher aussergewöhnlich. Riem findet es gut. "Wenn man gewählt wird, weiss man, dass man den Rückhalt aus der Bevölkerung hat. Und dass man nicht nur gewählt ist, weil sich nur ein Kandidat zur Verfügung stellt."

 

Riem sieht vor allem Regula Ramseyer (SVP) als seine Konkurrentin, denn er glaubt, dass im Dorf vor allem die Bürgerlichen eine Chance haben. Er könnte sich gut vorstellen, dass es einen zweiten Wahlgang geben wird. Was die Parteistärken betrifft, hofft er auf einen kleinen Wandel. Seit 16 Jahren wird die Gemeinde von einem FDPler präsidiert, die SVP dagegen ist im Dorf die stärkste Partei. "Das wollen wir aber ändern", sagt Riem mit einem Lächeln.

 

Obwohl er glaubt, dass in Wichtrach weiterhin die bürgerlichen Parteien vorherrschen werden, findet Riem es wichtig, dass nach den Wahlen auch "wieder etwas frischer Wind weht." Es soll nicht alles immer gleich bleiben. Die Bevölkerung soll mehr Informationen erhalten, wo es wichtig ist. Auch soll die Arbeit der Gemeindeverwaltung transparenter werden, sodass mehr vom Präsidenten und den Mitarbeitenden sichtbar ist und Abläufe klarer verständlich werden.

 

Grosse Knacknüsse gibt es derzeit in der Gemeinde nicht zu lösen. Die grossen Projekte sind abgeschlossen, ein neuer Zonenplan wird Thema werden, aber noch nicht gleich nach den Wahlen. Riem findet das gut. "So hat der Gemeinderat in seiner neuen Konstellation genügend Zeit, sich zu finden."

 

Nach unserem Treffen zieht Bruno Riem weiter an eine Sitzung der FDP.


Autor:in
Annalisa Hartmann, annalisa.hartmann@bern-ost.ch
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Erstellt: 24.08.2019
Geändert: 24.08.2019
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