- Wirtschaft
Greti und Peter Streit: Ohne ihren Reisedienst wäre Walkringen ärmer
Greti und Peter Streit sind eine Institution. Ohne sie müssten die Walkringer ihre Zugbillette am Automaten lösen. Ohne sie müsste manch eine ältere Person auf Ausflüge verzichten. Und ohne sie wäre die Pause der Postautochauffeure einsamer.
„Er liess mich hocken“ – Ein Jahr später war Hochzeit
Inzwischen ist die RM Geschichte (siehe unten), und auch das eigentliche Herzblut-Projekt von Streits, der Reisedienst Streit Walkringen (RDSW), muss seit 2011 auf eigene Rechnung über die Runden kommen. Aufgeben kam für die angefressenen Bähnler nach 37 Jahren trotzdem nicht in Frage. „Unsere Ausflüge sind insbesondere für viele ältere Leute wichtig. Da bei den Extrazügen das Umsteigen wegfällt, sind sie für manche die einzige Gelegenheit, etwas von der Schweiz zu sehen“, sagt Peter Streit. "Bei den Reisen ohne Extrazug ist das Umsteigen leider nicht zu vermeiden. Wir helfen aber so gut es geht dabei, dass auch nicht mehr ganz so Schnelle mitkommen können."
Der Reisedienst arbeitet konstant mit einem leichten Defizit. Trotzdem wäre es falsch, Streits als aufopferungsvolle Wohltäter zu sehen. Das Bähnlen macht beiden sichtbar Freude.
Das Paar lernte sich im 1982 auch auf einer organisierten Bahnreise kennen. Peter Streit erzählt: „Es war Gretis Premiere als Reiseleiterin. Die Reise ging ins St. Galler Rheintal. Wegen einer Panne fuhr der Zug in St. Gallen mit nur der Hälfte der Passagiere los.“ „Er liess mich hocken“, lacht Greti Streit. Trotzdem wurde bereits ein Jahr später Hochzeit gefeiert. Seither sind die beiden unzertrennlich.
Schräge Vögel in Amsterdam
Ungefähr jeden zweiten Sonntag findet ein RDSW-Tagesausflug statt, ein- bis zweimal jährlich eine Ferienreise. Von den Ferienreisen ist Ihnen besonders Amsterdam in lebhafter Erinnerung geblieben. Peter Streit erzählt: „Schon die Ankunft war speziell. Am Bahnhof hatte es Drögeler und viele andere schräge Vögel. Bei einer Grachtenrundfahrt retteten wir dann jemanden aus dem Wasser. Der Mann trug ein Lederkombi und war unglaublich schwer.“
Peter Streit ist heute zu 80 Prozent in Bern bei der BLS als Sachbearbeiter Abrechnung angestellt. Am Freitag ist er mit seiner Frau im Bahnhof und arbeitet für den Reisedienst. An den freien Sonntagen gehen Streits meist mit ihren Eisenbähnler-GA's auf Rekognoszierungsfahrt und auch in den Ferien werden Destinationen und Hotels getestet. „So manche Idee mussten wir dann auch wieder fallen lassen", sagt er. "Wir machen alles selber“, sagt Greti Streit. „Die meiste unserer Freizeit nutzen wir für den Reisedienst.“
Pension im 2015, aber kein Ruhestand in Sicht
Greti Streit ist 58 Jahre alt, Peter ist drei Jahre älter. Im April 2015 geht er in Pension. Den Reisedienst werden sie weiterführen, hoffen aber, etwas mehr Zeit für private Reisen zu finden. Peter Streit weiss auch schon, wo es hingehen soll: „Ich würde sehr gerne mal in den Norden fahren, zum Beispiel mit der Bergen-Bahn oder mit dem Schiff über die Hurtigrouten.“
[i] Der Schalter am Bahnhof Walkringen ist von Mo bis Fr 9 bis 12h und 15 bis 19h offen. Der nächste Ausflug, eine Frühlingsfahrt ins Tessin, ist ausgebucht. Noch Plätze hat es für die Muttertagsfahrt am 12. Mai auf der Aare. Die diesjährigen Ferienreisen sind im Juni (Rheinschifffahrt Amsterdam-Basel) und im September (Pörtschach am Wörthersee Kärnten). Das RDSW-Jahresprogramm mit allen Informationen auf www.rdsw.ch.
[i] Zum News-Artikel "Walkringen - Reisen wie zu Zeiten der EBT" vom 11.9.2011...
[i] Mehr zu den ehemaligen regionalen Eisenbahngesellschaften im Emmental (RM, EBT usw) auf Wikipedia...
Erstellt:
18.04.2014
Geändert: 18.04.2014
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