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Grosshöchstetten - Blumenparade an der Bahnhofstrasse

Quelle
Berner Zeitung BZ

"Blumenmann" Tobias Kopp lädt dazu ein, an der verkehrsreichsten Strasse die Augen offen zu halten. Mit seiner Blumen-Strassenkunst lockt er Besucher an.

"Blumenmann" Tobias Kopp verziert Grosshöchstettens Bahnhofstrasse mit Blumenkunst. (Fotos: Iris Andermatt)
Ein Herz aus Rosen am Strauch …
… und eine Rosenkugel am Ast zieren das Dorf.
Die Blumen stammen vom Valentinstag: Tobias Kopp hatte zu viele bestellt und wollte sie nicht auf den Kompost werfen.

Es lohnt sich, dieser Tage zu Fuss auf der Bahnhofstrasse in Grosshöchstetten unterwegs zu sein. Da gibt es nämlich – quasi Schritt auf Schritt, vom Kreisel beim Gasthof Löwen bis zum Fussgängerstreifen beim Bahnhof – allerlei Blumenformationen zu bestaunen. Weisse Rosen im Kreisel. Tulpen am Wegweiser zum Bahnhof. Ein Nelkenherz bei der Bauabschrankung. Orchideen auf der Sitzbank. Schleierkraut am Abfalleimer. Und noch vieles mehr.

 

Um vier Uhr in der Früh am Samstag ist der Schöpfer dieser Kreationen aufgestanden und hat vier Stunden hart an der Verschönerung der Bahnhofstrasse gearbeitet. «Street-Art», Strassenkunst, nennt der 34-jährige Tobias Kopp, Besitzer des Blumenladens Flora-Line, dieses Unterfangen.

 

Reste vom Valentinstag

Die Idee dazu sei ihm gekommen, als er sich zum Valentinstag mit zu vielen Blumen eingedeckt habe. «Ich will frische Ware verkaufen», sagt er, «aber ich wollte diese Blumen nicht einfach auf den Kompost werfen. Sie bleiben drei bis vier Wochen schön, auch wenn sie welken.» So schmückt nun also dieser Valentinstag-Surplus zusammen mit weiteren, von der Blumenbörse und einem Händler aus Holland zur Verfügung gestellten Blumen, rund 300 Meter Bahnhofstrasse.

 

«Die Leute sollen mit offenen Augen durchs Dorf laufen und nicht nur aufs Smartphone starren», sagt Kopp. Was aber, wenn Passanten von den Arrangements dermassen begeistert sind, dass sie Blumen mitlaufen lassen? «Dann sollen sie halt, aber es würde mir wehtun.» Kopps Rat, sich für seine Kunst Zeit zu nehmen, wird am Samstag gut befolgt. Meistens werden die Stationen dieser Grosshöchstetter Blumenschau pärchenweise abgeschritten. So zum Beispiel von Marianne Saner und Daniel Schindler, die mit ihren Smartphones fleissig fotografieren und für den Kreativdirektor höchstes Lob haben. «Wir kaufen unsere Blumen immer bei ihm», sagt sie, «Tobias ist mit viel Herzblut bei der Sache.»

 

Präsent im Internet

Offensichtlich kann der Geschäftsinhaber an der Bahnhofstrasse auf eine wachsende Fangemeinde zählen, auch dank seiner Präsenz in den sozialen Medien. Brigitte Berger findet «toll, was er macht». Sie ist samt Familie aus dem aargauischen Bremgarten angereist. Von der Ausstellung erfahren hat sie über Youtube, wo man Kopp unter dem Stichwort «Blumenmann» findet. Rund tausend Filme über sein Handwerk mit Blumen hat Kopp im Livestream schon aufgeschaltet, und beinahe 10 000 Leute haben ihn abonniert. Darunter sind, wie Kopp-Expertin Berger weiss, auch Zuschauer aus Deutschland, Spanien und Australien.

 

"Kunst bei Kopp"

Ist es für Tobias Kopp kein Problem, dass seine Street-Art vergänglich ist? «Nein, es ist mir lieber, den Leuten eine Freude zu machen, als die Blumen wegzuwerfen», sagt er. In den drei Wochen bis zum Ausstellungsende am 16. März gibt es im Übrigen nicht nur die Kompositionen an der Bahnhofstrasse, sondern auch Kunst im Innern des Blumenladens. Gabriela Schweizer und Oliver Reiter zeigen Bilder, Hartmut Ammann stellt Holzskulpturen aus.

 

Es sei für ihn als Kleingewerbler wichtig, aktiv und innovativ zu sein und Neues zu versuchen, sagt Kopp, und während er am Ladentisch effektiv auch Blumen und Gestecke verkauft, wird es ihn freuen, von seinen Kunden für seine Bemühungen, die Bahnhofstrasse zu verschönern, Kommentare wie «originelle Idee» und «wundervolle Arrangements» zu vernehmen. Ungefragt weist er auch auf eine sehr persönliche Kreation hin, nämlich die «Liebeserklärung L+T aus Schleierkraut beim Veloständer am Bahnhof». Die Buchstaben stehen für Lorana und Tobias, den Blumenkünstler und seine Ehefrau.


Autor:in
Rudolf Burger, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 25.02.2019
Geändert: 25.02.2019
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