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Grosshöchstetten - Grosser Andrang bei den Tierärzten
Tage der offenen Tür kennt man von Garagen oder Gewerbebetrieben. Aber von einer Tierarztpraxis? In Grosshöchstetten hat mans probiert – mit Erfolg, wie der Andrang bewies.
Als Tierarzt sollte man oft an drei Orten gleichzeitig sein, sagt Hans-Martin Sutter. Der Beruf sei zuweilen schon hektisch und stressig. Der Leiter der Tierarztpraxis Schönenboden AG in Grosshöchstetten ist sich also einiges gewohnt. Solch ein Kommen und Gehen, solch ein Gewusel von Gross und Klein in den Gängen seiner Praxis hat er trotzdem noch nie erlebt. Dieser «Stress» allerdings war selbst gemacht: Am Samstag galt im teilweise umgebauten Betrieb mit neu formiertem Ärzteteam ein Tag der offenen Tür.
Viele Kunden unter Besuchern
Schon Mitte Nachmittag war absehbar, dass die 400 Bratwürste gerade so reichen würden für den Andrang der Besucher. «Ich stand der Idee eines solchen Anlasses zuerst skeptisch gegenüber, liess mich aber überzeugen, und jetzt bin ich überwältigt», schmunzelt Sutter, dessen Praxispartner Ernst Wittwer im Februar 2015 in Pension gegangen ist. Viele bestehende Kunden fanden den Weg in den Schönenboden. Der Bauer konnte sich bei dieser Gelegenheit einmal die Praxis für Kleintiere ansehen, Hunde- und Katzenbesitzer anderseits bestaunten die grosse Wärmelampe für die Kälblein.
«Die Bandbreite unserer Patienten ist enorm, vom keine 100 Gramm schweren Nager bis zum 1200-Kilo-Muni», verdeutlicht Hans-Martin Sutter. Dies unter anderem mache den Beruf sehr herausfordernd, aber auch spannend. Der Veterinär muss auch für alle Kunden den rechten Ton finden, vom «Meitli mit dem Hamster bis zum Landwirt mit der Sorge um die Gesundheit im Stall».
Das bedeutet auch eine unterschiedliche Stellung des Tierarztes. «In der Landwirtschaft, in unserem Einzugsgebiet noch ein bedeutender Faktor, sind wir eher ein Rädli im Produktionsgetriebe», so Sutter. Bei Kleintieren dagegen gehe es in der Beratung oft darum, herauszufinden, wie viel Behandlung sinnvoll sei. «CT-Aufnahmen, Chemotherapie oder der Einsatz künstlicher Gelenke sind für einige Spezialkliniken in der Schweiz heute schon Routine», so Hans-Martin Sutter, für ihn persönlich trotzdem nicht selbstverständlich.
Personal mehrheitlich Frauen
Die Kundschaft der Tierärzte wandelt sich – hin zu Freizeittieren – aber auch die Ärzteschaft. Das neu formierte Ärzteteam in der Schönenboden-Praxis ist zu drei Vierteln weiblich. Kein Zufall: «In der Veterinärausbildung sind gegen 90 Prozent Frauen.» Bedauern ist bei Hans-Martin Sutter keins herauszuhören, im Gegenteil. «Das sind gute Veterinäre, sie sind voller Energie, sie packen an.» Daran mussten sich die Bauern auch zuerst gewöhnen.
Einsatzfreude ist in diesem Job Bedingung, auch wenn sich die Arbeit in einer Praxisgemeinschaft besser verteilen lässt als in der klassischen Einzelpraxis. Dafür bietet die Tierarztpraxis Schönenboden einen 24-Stunden-Notfalldienst. Sutter: «Im Nutztierbereich ist das beinahe zwingend. Und zunehmend pochen auch Kleintierhalter auf sofortige Behandlung, auch wenn ein Termin anderntags längst ausreichend wäre.»
Motiviert, sich den Betrieb genau anzuschauen, waren auch die Besucher am Tag der offenen Tür, schliesslich gab es einen Wettbewerb in den Praxisräumen. Da wartete in einem Behandlungsraum ein Hund (aus Plastik) auf den Befund einer Röntgenuntersuchung, im anderen lagen die Geräte für einen chirurgischen Eingriff am Meersäuli bereit, in einem weiteren flimmerten Ultraschallaufnahmen über den Bildschirm, gekoppelt mit Wissensfragen. In der Waschküche sollte man erraten, wie viele Grosstierschürzen in der Praxis monatlich in die Trommel gesteckt werden. Man darf vermuten: nicht wenige.
Erstellt:
02.11.2015
Geändert: 02.11.2015
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