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Grosshöchstetten - Hoffen aufs Nachbardorf

Quelle
Berner Zeitung BZ

Am Donnerstag entscheidet Grosshöchstetten, ob es eine Million Franken verlocht – für Wasserleitungen. Ein Ja wäre der Durchbruch für ein lange gehegtes Projekt in der Nachbargemeinde Oberthal.

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Entlang der Gemeindegrenze will Grosshöchstetten seine Wasserleitungen sanieren – und Oberthal dereinst ein neues Quartier bauen. (Bild: Beat Mathys)

Heute Abend gehts in Grosshöchstetten um Rohre. Auf der Traktandenliste der Gemeindeversammlung stehen gleich drei davon – präziser: drei Kredite dafür. Rund eine Million Franken will die Gemeinde in neue Leitungen für Frischwasser, Kanalisation und Löschwasser stecken. Gelocht würde etwas oberhalb des Dorfes, am Möschberg. Vorausgesetzt, die Stimmberechtigten sagen Ja zum Kreditpaket; ein Votum, das auch für eine Nachbargemeinde Grosshöchstettens von erheblicher Bedeutung ist.

Gemeint ist Oberthal, das seit mehr als einem Jahrzehnt an der Gemeindegrenze zu Grosshöchstetten ein neues Quartier bauen und damit Steuerzahler anlocken möchte. Das Bauvorhaben Möschberg-West ist momentan sistiert – das hat auch mit den Leitungen zu tun.

Die Million

Konkret stehen in Grosshöchstetten drei gesonderte Kreditanträge zur Debatte. Da wären einmal 240 000 Franken für die Kanalisation. Die soll saniert werden, oben, am Möschbergweg, auf einem Abschnitt von 140 Metern. Weil die Rohre alt sind und die Gemeinde das Abwasser künftig trennen muss. Bisher flossen Regen und WC-Inhalt zusammen in die Kläranlage. Das Regenwasser soll nun separat über den Mühlebach in die Kiese geleitet werden.

Dann sind da 230 000 Franken für die Frischwasserleitung – auch oben, am Möschbergweg, auf 120 Metern. Die ist ebenfalls alt, würde aber wohl noch halten. Die Sanierung mache trotzdem Sinn, schreibt der Gemeinderat in seiner Botschaft, weil man die Strasse sowieso abdecke, um die Kanalisation zu erneuern. Und schliesslich der grösste Posten: 450 000 Franken für eine neue Löschwasserleitung. Der Löschschutz am Möschbergweg ist ungenügend, jetzt will ihn die Gemeinde nachhaltig verbessern.

Die Zuversicht

Was das alles mit Oberthal zu tun hat? Einiges. Um das geplante Quartier Möschberg-West ist es in den letzten Jahren ruhig geworden. 17 Einfamilienhäuser waren angedacht, gebaut auf 10 000 Quadratmetern, einer grünen Wiese. Vor rund drei Jahren konstatierte Gemeindepräsident Andreas Steiner: «Es harzt.» Das tut es bis heute. Gründe dafür gibt es mehrere, ein entscheidender ist die Überbauungsordnung. Die liegt in einer Schublade beim Amt für Gemeinden und Raumordnung (AGR). Bewilligungsfähig ist sie nicht, auch weil die Erschliessung nicht abschliessend geregelt ist.

Ein Höchstetter Ja zu den Rohren wäre der langersehnte Durchbruch für das Oberthaler Bauvorhaben. Denn das chronisch klamme Oberthal ist auf die Infrastruktur der Nachbarin angewiesen. Möschberg-West käme so endlich ans Netz. Beide Gemeinden haben im Oktober einen Infrastrukturvertrag unterzeichnet. Darin steht geregelt, wer welche Leistungen erbringen muss und dass man sich gewisse Kosten teilt. Am Löschschutz etwa beteiligt sich Oberthal, indem es rund zwei Drittel der separaten Zuleitung finanziert. Zudem würden mit dem Abwasser Gebühren von Oberthal nach Grosshöchstetten fliessen. Oberthal verpflichtet sich weiter, ein Rückhaltebecken zu errichten, um bei starken Regenfällen die Abwasserleitungen nicht zu überlasten.

«Eine Win-win-Situation» nennt das der Höchstetter Gemeindepräsident Hanspeter Heierli. Wenn man etwa die Leitung für den Löschschutz gemeinsam baue, so komme das billiger. Grosshöchstetten müsse in dieser Beziehung sowieso etwas machen. «Unabhängig von Möschberg-West.» Auf der anderen Seite der Gemeindegrenze hält Heierlis Amtskollege Steiner fest: «Ich bin erstmals seit langem wieder zuversichtlich.»

Heute gehts in Grosshöchstetten um Rohre – und um Hoffnung für Oberthal.


Autor:in
Cedric Fröhlich, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 07.12.2017
Geändert: 07.12.2017
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