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Gurnigel-Bergrennen: «Am Gurnigel bremse ich von 200 auf 45 runter»
Marcel Steiner aus Oberdiessbach jagt mit bis zu 230 km/h über die legendäre Bergstrecke am Gurnigel. Vor zwei Wochen hatte er noch einen Crash – am nächsten Wochenende will er am Heimrennen trotzdem wieder voll angreifen.
Am nächsten Wochenende starten die Rennfahrer am Bergrennen am Gurnigel. Nach sechs Siegen am Gurnigel steht Marcel Steiner aus Oberdiessbach erneut am Start. Ende August geriet sein Rennauto (ein Nova Proto/Helftec Honda Turbo) beim Bergrennen in Oberhallau (SH) ins Schleudern und kam von der Strecke ab. Wie fit ist er, um am Gurnigel zu fahren?
BERN-OST: Marcel Steiner, Sie hatten einen Unfall am letzten Rennen in Oberhallau – was ist passiert?
Marcel Steiner: Ich war wohl übermotiviert und fuhr zu schnell in eine Kurve, worauf das Heck ausbrach. Der Rennwagen kam ins Schleudern, drehte sich um 180 Grad und prallte rückwärts in ein Bord. Mir geht es gut, ich blieb unverletzt, musste mich aber schon ein wenig sammeln. Aber der Schaden am Auto war beträchtlich: Felgen, Aufhängung und die Karosserie litten stark. Das schmerzt, da das Auto neu war. Aber mit viel Fleissarbeit reparieren wir das, damit wir am Gurnigel starten können.
Wie oft sind Sie das Gurnigelrennen schon gefahren?
1996 bin ich erstmals gefahren, aber nicht jedes Jahr. Ich war aber bestimmt 25-mal am Start.
Was ist das Spezielle am Gurnigelrennen?
Es ist schon speziell, da es ein Heimrennen ist, zudem ist es eines der am besten besuchten Bergrennen. Ich kenne viele Zuschauer sowie den Veranstalter. Das macht es zu einem besonderen Rennen.
Sie haben vor zwei Jahren gewonnen, davor auch fünf Mal in Serie. Liegt es am Auto oder am Fahrer?
Auto und Fahrer müssen eine Einheit bilden. Wenn alles harmoniert, kann man wirklich schnell fahren. Mit dem neuen Wagen, dem Nova, stimmt die Abstimmung aber noch nicht ganz. Der Crash letzte Woche hat das deutlich gezeigt. Am Gurnigel werden wir trotzdem alles geben und das Beste herausholen.
Wo liegen für Sie die grössten Herausforderungen auf der Strecke – gibt es Stellen, die besonders schwierig sind?
(lacht) Die ganze Strecke ist eine Herausforderung! Es gibt viele Kurven, jede muss mit dem passenden Tempo angefahren werden. Der Schnitt am Gurnigel beträgt 135 km/h, wobei man mit den Turbomotoren einen Topspeed von 230 km/h erreicht. Nach dem Start folgt die langsamste Haarnadelkurve, beim Seliwald bremse ich von über 200 auf etwa 45 runter.
Kennen Sie die Fahrt auswendig?
Ja, ich kenne alle Strecken auswendig. Ich weiss, wie sie verläuft und kenne die Fahrlinie.
Wie sieht Ihre Vorbereitung in den letzten Tagen vor dem Rennen aus – geht es mehr um Technik oder mehr um den Kopf?
Beides. Das Auto muss angepasst werden, man muss sich für die richtigen Pneus entscheiden, das Getriebe wird auf enge Spitzkehren und Topspeed ausgelegt. Danach muss ich im Kopf bereit sein.
Was hat sich im Bergrennen-Sport in den letzten Jahren am meisten verändert?
Die Technik hat sich am meisten verändert, die Autos wurden schneller. Wenn ich mit meinem Vater - der letztmals 1999 fuhr - vergleiche, fahre ich heute zehn Sekunden schneller. Auch die Sicherheit wurde verbessert, die der Veranstalter bieten muss. Es gibt mehr Leitplanken, da läuft viel.
Es gibt immer auch Kritik an Autorennen – die seien unnötig, zudem reisen die Besucher mit dem Auto an, was entgegnen Sie denen?
Klar es ist so. Vor zwei Jahren fuhr ich mit Synfuel – einem CO2-neutralen Benzin. Das ist heute nicht mehr der Fall. Aber auch bei der Tour de Suisse fährt eine Riesenentourage mit. Auch die fahren nicht CO2-neutral. Ich denke, wenn wir das Zuschaueraufkommen sehen, so sehen wir, dass ein Interesse am Bergrennen besteht. Wenn alle elektrisch ohne Motorengeräusche fahren würden, wäre das Interesse kleiner.
[i] Das Bergrennen am Gurnigel findet am Samstag und Sonntag, 13. und 14. September statt. Die Strecke misst 3.7 Kilometer und endet beim Gurnigelbad. Es werden über 10'000 Zuschauerinnen und Zuschauer erwartet.
[i] 1910 fand das erste Rennen am Gurnigel statt, damals betrug die Fahrzeit 7:27 Minuten. 2010 drückte Marcel Steiner den Streckenrekord auf 1:45 Minuten.
Erstellt:
09.09.2025
Geändert: 09.09.2025
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