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Haushalt, Hecke und Hauswart: Biglen diskutierte

Was an der Gemeindeversammlung noch für ein wenig Wirbel sorgte, hat jetzt seine Ordnung gefunden: Gemeindepräsident Urs Schweizer freut sich, dass kritische Fragen zu Jahresrechnung, Ersatzhecke und Hauswartsstelle geklärt werden konnten. Und dass die Leute von Biglen dem Gemeinderat letztlich ihr Vertrauen schenken – obwohl einige die Geschichte mit der Hecke nicht ganz nachvollziehen konnten.

Urs Schweizer und die Hecke am Sägestutz: Diese gab viel zu diskutieren. (Foto: cw/us)
Gemeindepräsident Urs Schweizer freut sich, dass die Bevölkerung ihm das Vertrauen ausgesprochen hat. (Foto: cw)

Erstaunt hat es den Gemeindepräsidenten Urs Schweizer nicht, dass die Jahresrechnung mit rund 470'000 Franken Minus zu reden gab - trotz Besserstellung von rund 300'000 Franken gegenüber dem Budget. Und dass ein Votant wissen wollte, was besser und was schlechter gelaufen sei als geplant. Schweizer erklärte: «Nicht ein einzelner grosser Posten ist für das Minus zuständig, sondern die vielen kleinen Posten.» Ein Budget habe nur eine Scheingenauigkeit, und man könne nicht auf den Rappen genau planen.

 

Abschreibungen und Strommarkt ...

Der grösste Kostenfaktor war wie in anderen Gemeinden auch die Elektrizitätsversorgung. Obwohl das Minus geringer ausfiel als geplant, blieben die Zahlen negativ. «Der Strommarkt ist unheimlich schwierig planbar», erklärt Urs Schweizer. «Da aber genügend Rücklagen vorhanden waren, wurden die Energiekosten 2024 nicht vollständig an die Konsument:innen weitergegeben.»

 

… und Lastenausgleich als Herausforderung

Ein weiteres Erschwernis, das Gemeinden herausfordere, sei der Lastenausgleich: «Dieser ist oft schwierig abzuschätzen, da er von den jeweiligen Schüler:innenzahlen und den Lehrer:innenstellen abhäng ist.» Auch der Sozialbereich lasse sich nur «so gut wie möglich» planen. Alles in allem, schloss Schweizer, hätten sie vielleicht sogar ein bisschen pessimistisch budgetiert.

 

«Voten dienen als Stimmungsbarometer»

Fragen dazu, wie es denn in den kommenden sechs Jahren aussehe, und wie man das in den Griff bekommen wolle, gehören an sich zur Budgetplanung, nicht zur Jahresrechnung. Urs Schweizer hörte sich dennoch an, wie hier und da Sparmassnahmen diskutiert und gefordert wurden: «Das belebt die Gemeindeversammlung», findet er. Und vor allem. «Aus diesen Voten kann ich einen Stimmungsbarometer erstellen und konstruktive Vorschläge übernehmen.» Am Ende wurde die Jahresrechnung ohne Gegenstimme grossmehrheitlich angenommen.

 

Dumm gelaufen …

Aber gleich stand eine zweite Diskussion an, diesmal über die Ersatzpflanzung der geschützten Hecke am Sägestutz. Diese hängt mit der Zufahrt zum Allwetterplatz beim Feltschenschulhaus zusammen: In der Planung rund um das Baubewilligungsverfahren war untergegangen, dass für die geschützten Hecken vor dem Schulhaus eine Rodungsbewilligung nötig gewesen wäre. «Wir sind davon ausgegangen, dass man roden darf, wenn ja eine Baubewilligung für die Strasse vorliegt», erklärt Schweizer. Das sei einfach dumm gelaufen, gibt er zu. «Aber es wird auch nicht einfacher, je mehr Amtsstellen involviert werden!»

 

… mit der Rodungsbewilligung

Weil eine Rodungsbewilligung eigentlich nie erteilt werde, sei eine Ausnahmebewilligung nötig geworden, sagt Schweizer. Und sofort wurde es kompliziert. Für die Machbarkeitsabklärung mit dem kantonalen Amt für Natur seien «harte Verhandlungen vor Ort» nötig gewesen: Die Gesamtdienstleisterin der Turnhalle musste den Nachweis erbringen, dass sie alternative Zufahrtsmöglichkeiten geprüft hatte und dass der Platz dringend als Parkplatz bei grösseren Anlässen und Notzufahrt für Rettungsdienste benötigt wird. Und dass sie in unmittelbarer Nähe einen Ersatzstandort für Hecken und Feldgehölze bieten kann.

 

Die einfachste Lösung – oder die günstigste?

«In Frage kam das Bord am Sägestutz, weil dieses Gemeindeeigentum ist und der Boden uns daher nichts kostet», erklärte Gemeindepräsident Schweizer der Versammlung. Sofort kamen Reklamationen: Die Gemeinde habe die einfachste Lösung gewählt, die Böschung sei aber in Unterhalt und Pflege kostenintensiv – vor allem belaste es die Steuerzahler, wenn dafür mehr Hauswartsstellen nötig seien. Der Gemeinderat konterte: Zu dieser Stellenerhöhung sei alles schon in der Botschaft zur Doppel-Turnhalle Typ B gestanden und an der Urnenabstimmung vom November 2022 genehmigt worden.

 

Und dann ging’s um den Hauswart

Und schwupps! war die Gemeindeversammlung fliessend zum nächsten Themenpunkt hinübergerutscht: zur zusätzlichen Hauswartsstelle. Diese, versuchte Schweizer zu erklären, stehe aber primär im Zusammenhang mit der neuen Doppelturnhalle, und nicht mit der Hecke. Das Bord ohne deren Krautsaum werde nur einmal im Jahr gemäht. «Ein Aufwand von maximal zwei Tagen», schätzt er.

 

Öfter geöffnet, häufiger Anlässe ...

Die neue Doppelturnhalle hingegen müsse während 48 Wochen an sieben Tagen geöffnet sein, und das benötige einen Pikettdienst für Heizung, Lüftung, Wasser und Reinigungsdienst. Mit den zusätzlichen Anlässen wie Hochzeiten, Geburtstagsfeste und den verschiedenen Vereinstätigkeiten benötige die Halle ausserdem häufigere Zwischenreinigungen und kleine Instandhaltungsarbeiten.

 

... das gibt mehr Arbeit

All das rechtfertige eine zusätzliche Hauswartsstelle. Zudem seien seit längerer Zeit in der Hauswartung nicht alle Stellenprozente besetzt gewesen. Diese Erkenntnisse seien aus der Arbeitsplatzbewertung aus dem Jahr 2022 bekannt gewesen.

 

Information schafft Vertrauen …

Irgendwann musste Schweizer die Diskussion abklemmen, ohne ganz sicher zu sein, ob alle seine Begründungen wirklich verstanden haben. Am Ende freute er sich umso mehr über Wortmeldungen wie: «Ein gewisses Vertrauen in Gemeinderat und Verwaltung muss man haben.» Und er zog seinen Schluss daraus: «Damit man das Vertrauen geniessen kann, muss man auch transparent informieren!»

 

… und dabei helfen Info-Anlässe

Deshalb plant er auch in Zukunft Informationsveranstaltungen, um Chancen und Risiken eines Projektes aufzuzeigen: «Dann können sich die Leute rechtzeitig ein Bild machen.» Das sei wichtig, denn der Gemeinderat müsse bei laufenden Projekten entscheiden können: «Manchmal kann man nicht zögern, dann müssen wir Verantwortung übernehmen – es gibt nichts anderes.»

 

[i] Die Ersatz-Hecke, so will es das Amt für Natur, muss naturnah gestaltet und von einem Krautsaum mit Kräutern und Gräsern umgeben sein. Dieser darf nur einmal pro Jahr gemäht werden: Je zur Hälfte im Frühling und Herbst, so dass immer die andere Hälfte für Raupen und Larven stehenbleibt. «Das ist nicht ein Furz der Gemeinde Biglen», erklärt Urs Schweizer, «sondern eine Auflage für die Rodungsbewilligung.» Das Amt für Natur kontrolliert streng, ob die Pflanzungen korrekt und alle Auflagen erfüllt sind. Gemäht werden darf ausschliesslich mit einem Balkenmäher. «Das erste Mähen wird zeigen, wie gross der Aufwand für die rund 90  Meter lange Hecke wirklich ist.»


Autor:in
Claudia Weiss, claudia.weiss@bern-ost.ch
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Erstellt: 04.07.2025
Geändert: 04.07.2025
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