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Hof Moosmatt: Den Tieren solls gut gehen – bis zum Schluss

Mit bestmöglicher Haltung, natürlichstem Futter und viel Zeit und Liebe aufgezogen – und dann verkauft man die Tiere weiter. Das wollten Stefan Gäumann und Lea Lottaz (beide 29) nicht. Auf ihrem Hof Moosmatt in Tägertschi verarbeiten sie deshalb das Fleisch ihrer Tiere selbst. Und es soll noch weiter gehen.

Das Hoflädeli läuft gut, besonders an schönen Wochenenden: Lea Lottaz füllt die Tiefkühler mit Fleisch vom Hof. (Bild: Isabelle Berger)
Am 31. Juli ist es wieder soweit: Stefan Gäumann und Lea Lottaz verkaufen an mehreren Samstagen pro Jahr ihr Frischfleisch im alten Spycher. (Bild: zvg)
Vorbereitung für den "Früschmarkt": Metzger Florian Badertscher verarbeitet im alten Spycher frisch geschlachtete Rinder und Schweine. (Bild: Isabelle Berger)
Der alte Spycher: Bald öffnet sich das grosse Tor für den Verkauf des im hinteren Gebäudeteil verarbeiteten Fleisches. (Bild: Isabelle Berger)
Praktisch für zwei Personen: Moosmattfleisch wird nicht in Grosspackungen verkauft. (Bild: zvg)
Es hat auch anderes: Im "Früschmarkt" gibt es nicht nur Fleisch. (Bild: zvg)
Der Hunger treibt sie doch aus dem kühlen Stall: Die Weiderinder verschieben den Weidebesuch lieber in die Abendstunden. (Bild: Isabelle Berger)
Ein seltener Anblick in hiesigen Gefildern: Die Wasserbüffel auf dem Hof Moosmatt. (Bild: zvg)
Die Weideschweine geniessen es: Sich zu suhlen machte nach dem Starkregen der vorletzte Woche noch mehr Spass als sonst. (Bild: zvg)

1. August und Grillieren gehören zusammen. Metzger Florian Badertscher hat zu tun im alten Spycher des Hofs Moosmatt. Generationen zuvor befand sich hier ein Lokal für Notschlachtungen. Nachdem Stefan Gäumann 2016 den elterlichen Betrieb übernahm, modernisierten er und seine Partnerin Lea Lottaz dieses. "Wir wollten unser Fleisch selber verarbeiten", sagt Lottaz, die über den Hof führt.

 

Im Verarbeitungsraum können sie mittlerweile auch wursten und räuchern. Für Letzteres nutzen sie den bestehenden Rauch des Spychers. Seit etwas mehr als einem Jahr beschäftigen sie zudem mit Badertscher für die Verarbeitung einen Profi.

 

Suhlen und wühlen

Dass es ihren Tieren gut geht und sie so natürlich wie möglich aufgezogen werden, ist Lottaz und Gäumann wichtig. Sie halten Weiderinder, Weideschweine, Wasserbüffel und Pferde. Die Weiden sind angesichts der hohen Temperaturen beim Besuch letzte Woche gerade leer, denn die Tiere bevorzugen den schattigen Stall. Aber die Schlammpfützen auf der durchwühlten Schweineweide regen die Vorstellungskraft genügend an. "Die Schweine können sich hier suhlen und in der Erde wühlen. Das entspricht ihrem natürlichen Verhalten", sagt Lottaz. Bald soll die jetzt schon grosse Weide auch um etwa das Dreifache vergrössert werden.

 

Auch die Wasserbüffel lieben das Wasser. "Wir gedenken ihnen vielleicht im Herbst eine grosse Suhle einzurichten. Jetzt bekommen sie an heissen Tagen eine Dusche mit dem Schlauch", sagt Lottaz.

 

Kurzer Weg zur Schlachtbank

Gut gehen soll es ihren Tieren aber nicht nur während der Aufzucht, sondern auch auf dem Weg zur Schlachtung. "Wir arbeiten mit dem Schlachthüsi Gygax in Konolfingen zusammen", sagt Lottaz. Somit werden die Tiere für die Schlachtung nicht weit transportiert. "Ausserdem sind wir daran, die Hofschlachtung zu beantragen." Seit letztem Jahr ist dies in der Schweiz erlaubt. "Bei der Hofschlachtung erleben die Tiere praktisch keinen Stress", fasst es Badertscher zusammen.

 

Doch auch schon jetzt merkt Metzger Badertscher einen Unterschied. "Hier ist der Stress für die Tiere minimiert", sagt er. Sie würden anständig gehalten und lebten lange genug auf dem Hof. Die Tiere seien auch nicht nervös. "Der Unterschied beim Fleisch ist extrem", sagt er.

 

Tierethik ist wichtig

Hier zu arbeiten sei etwas Anderes als in einer normalen Metzgerei. "Man ist sein eigener Chef", sagt Badertscher. Und die Philosophie sei ganz anders. "Das sagt mir sehr zu. In meinen Augen ist Nachhaltigkeit heute sehr wichtig. Und auch, dass die Produktion ethisch vertretbar ist."

 

Davon sollen sich auch die Konsument:innen selbst überzeugen können. "Wir suchen den Kontakt zu den Leuten. Das ist eine grosse Bereicherung", sagt Lottaz. Für die Besucher:innen planen Lottaz und Gäumann derzeit einen Rundweg vorbei an den Ställen und Weiden. Die Leute können die Hoftiere aber schon jetzt besuchen und sich ein Bild davon machen, wie diese leben. "Dann können sich die Leute überlegen: Wo kaufe ich das Fleisch?"

 

Bald ist Märit

Entscheiden sie sich für den Hof Moosmatt, steht ihnen täglich das Hoflädeli mit tiefgekühltem Fleisch, Würsten und Trockenfleisch zur Verfügung. Oder der "Früschmarkt", der das nächste Mal diesen Samstag im hinteren Teil des alten Spychers stattfindet. Hier sind neben frischem und veredeltem Fleisch auch weitere eigene oder anderweitige Hofprodukte zu kaufen.

 

Für diesen Früschmarkt wurden soeben Schweine und Rinder geschlachtet. Diese verarbeitet Badertscher gerade etwa zu Koteletten, Plätzli, Steak, Würsten oder Trockenfleisch. Und was ist das Beste? "Das ist Ansichtssache. Ich bin ein grosser Entrecôte-Fan, aber gut ist alles", schmunzelt er.

 

[i] Zur Hofwebseite, zur Facebook-Seite und zur Instagram-Seite des Hofs Moosmatt


Autor:in
Isabelle Berger, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 29.07.2021
Geändert: 29.07.2021
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