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Joss Carving in Oppligen: Lindener Schneesegen sorgt für rege Kundschaft

Die Schneebedingungen auf dem Schindelberg in Linden locken dieses Jahr besonders zum Familien-Skivergnügen. Davon profitieren auch Brigitte (44) und Jörg (51) Locher: In ihrem Geschäft Joss Carving in Oppligen haben sie diese Saison rund 800 Paar Skis vermietet.

Eingespieltes Team: Brigitte und Jörg Locher mit Mitarbeiterin Regula Kupferschmied. (Bilder: Isabelle Berger)
Familienbetrieb: Das Haus mit dem Geschäft an der Dorfstrasse 26 in Oppligen ist Brigitte Lochers Elternhaus.
Besser als von Hand: Die rund fünf Meter lange automatische Schleifmaschine sorgt für perfekten Belag auf den Skis.
In fünf Minuten fertig: In der Maschine fahren die Skis acht Mal über verschiedene Schleifrollen.
Hauptstandbein Vermietung: Der Lagerraum hinter dem Verkaufsladen quillt durch den Sommer über mit Mietskis- und schuhen.
Nah dran: Brigitte Locher schätzt den engen Kundenkontakt.
Grosse Auswahl: Joss Carving führt rund ein Dutzend Skimarken.

„Wir hatten kein Januarloch“, sagt Jörg Locher. In dieser Saison hätten sie mehr Skis denn je vermietet. Die Schneeverhältnisse in Linden und Heimenschwand würden derzeit auch Leute auf die Piste locken, die sonst nicht Ski fahren. „Es kommen besonders Eltern mit ganz kleinen Kindern, aber auch Erwachsene, um Material zu mieten“, sat sie.

 

Im September geht bei Joss Carving die Saison los. „Am ersten Dienstag im September geht der Laden auf“, erzählt Brigitte Locher. Dann kommen vor allem Familien, die Kinderskis für die ganze Saison mieten. „Diesen September war extrem viel los“, sagt sie. Als es in den Herbstferien schön warm gewesen sei, sei es dann wieder etwas weniger gewesen. „Aber dann kam der Schnee im Januar, und wir mussten sogar Leute abweisen“, berichtet sie.

 

Putzen und Aufräumen im Frühling und Sommer

Nach den Skiferien kommt das Mietmaterial langsam retour und das grosse Putzen beginnt, Ende April schliesst das Geschäft. „In anderen Jahren haben wir bis da 'möge bcho'“, sagt Jörg Locher. Dieses Jahr dürfte es Mai werden, bis alles Material gereinigt, wieder in Stand gesetzt oder ersetzt und verstaut ist. „Unsere Mitarbeiterin Regula Kupferschmied geht bald in Mutterschaftsurlaub“, erklärt Locher. Deshalb sind Lochers derzeit auf der Suche nach jemand neuem für die Hundertprozent-Stelle während jeweils acht Monaten im Jahr.

 

Bis der Laden im September wieder seine Türen öffnet, bleiben noch ein paar Monate Zeit für Ferien, die Buchhaltung und um den Laden zu putzen und mit der neuen Ware der Saison wieder einzurichten.

 

Starke Konkurrenz von den Grossen

„Bei der Verkaufsware setzten wir auf Anfang Saison die jeweils letztjährigen Modelle herunter“, erklärt Brigitte Locher. Die neuen Skis verkaufen sie bereits mit einer Reduktion von zwanzig Prozent auf den vom Händler vorgeschlagenen Preis. „Sonst können wir mir den grossen Geschäften nicht mithalten“, erklärt sie. Danach geht der Preis jedes Jahr um weitere fünf bis zehn Prozent runter.

 

Rund ein Dutzend Ski-Marken führen Lochers im Sortiment. Dazu kommen Skischuhe und Stöcke, sowie Accessoires wie Mützen, Handschuhe, Helme und Skibrillen. Eine Spezialität von Joss Carving ist der Ski-Service mit einer vollautomatischen Schleifmaschine.

 

Perfekt und schnell geschliffene Skis dank Maschine

„Die Maschine schleift eine Struktur in den Belag, welche verhindert, dass der Schnee am Ski kleben bleibt“, erklärt Jörg Locher. Vier bis fünf Minuten dauert der Vorgang pro Paar Ski. Dazu kommt nach dem Einstellen der Bindung ein vorbereitendes Kantenschleifen und ein abschliessendes Trocknenlassen und Wachsen. „Vorher wurden hier manchmal nächtelang Skis geschliffen“, erinnert sich Brigitte Locher.

 

Viel zu tun gibt es aber auch mit der Maschine noch immer: „Wir bündeln die Aufträge und lassen die Maschine dann tageweise laufen“, erklärt Jörg Locher. Dafür müsse eine Person immer in der Werkstatt sein, die Maschine beaufsichtigen und am Schluss reinigen. „Vor der Saison lief die Maschine ein bis zwei Tage pro Woche, nun drei bis vier Mal“, sagt er.

 

Digitalisiert ist bei Joss Carving nichts. „Wir haben ein System mit Zetteln, welches hervorragend funktioniert“, erklärt Locher. Das System führten noch Brigittes Vater Kurt und ihr Bruder Stefan ein.

 

Familienbetrieb mit bewegter Geschichte

Letzterer war es, der das Geschäft in sehr jungen Jahren aufgebaut hatte. „Mein Bruder lebte dafür“, sagt Brigitte Locher. Stefan Joss starb 2004 gerade mal 26-jährig bei einem nicht selbst verschuldeten Ski-Unfall. Daraufhin führte es Vater Kurt Joss weiter, zunächst alleine, dann während zehn Jahren mit der Unterstützung von Regula Kupferschmied.

 

Vor vier Jahren entschlossen sich Brigitte und Jörg Locher dazu, das Geschäft von Brigittes Vater Kurt zu übernehmen. „Wir mussten dann extrem viel lernen“, sagt Brigitte Locher. Sie ist gelernte Arztgehilfin und arbeitet auch heute noch zwei Tage als solche in Zweisimmen, die anderen drei Tage ist sie in Oppligen. Jörg Locher ist gelernter Landwirt, bildete sich später zum Agrokaufmann weiter und arbeitete dann in einer Schreinerei.

 

Socken und Bergkäse

Sein handwerkliches Geschick kommt ihm nun auch im Ski-Geschäft gelegen: Er zimmert Mobiliar sowohl für die Verkaufs- als auch für die Lagerräume selber. Während er und Kupferschmied in Werkstatt und Verkauf tätig sind, macht Brigitte Locher nur Verkauf. „Nahe an den Leuten zu sein, ist mir sehr wichtig“, sagt sie und ihre Augen leuchten dabei. So gibt es auch einen Kaffee für die Kunden, währenddem sie Skischuhe aussuchen. Kaufen sie sie, gibt es dazu ein paar Socken und beim Kauf eines Paars Ski ein Stück Bergkäse.


Autor:in
Isabelle Berger, isabelle.berger@bern-ost.ch
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Erstellt: 16.02.2019
Geändert: 16.02.2019
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