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Jürg Rytz geht in Pension: "Ds Ching cha loufe"

Jürg Rytz war von Anfang an dabei bei der Sagibachhalle in Wichtrach. Nach 24 Jahren als Betriebsleiter geht er in den Ruhestand.

Betriebsleiter Jürg Rytz: Er leitete 24 Jahre die Sagibachhalle. (Bilder: Melanie Burkhard)
Er kann auf eine lange Geschichte mit der Eishalle in Wichtrach zurückblicken.
Für Hund Nero wird Jürg Rytz bald mehr Zeit haben .
Daniel Hänni wird neuer Betriebsleiter der Sagibachhalle. (Bild: zvg)

Der emotionalste Moment für ihn sei vermutlich der Tag der Eröffnung der Eishalle am 26. Oktober 1996 gewesen, erinnert sich Jürg Rytz. „In der Nacht vor der Eröffnung war ich um zwei Uhr nachts in der Halle und habe ganz alleine die allererste Runde auf dem Eis gedreht.“

 

Es war ein langer Weg bis zur Eishalle in Wichtrach. „Der Eishockey-Verein Wiki-Münsingen hat schon lange von einer eigenen Eishalle geträumt“, so Rytz. 1994 habe schliesslich die Planung für die Halle in Wichtrach begonnen. Rytz war zu diesem Zeitpunkt Präsident von Wiki-Münsingen. „Wiki ist mein Herzens-Club, ich habe dort angefangen zu spielen, als ich 13 oder 14 war und wirkte später auch als Trainer des Vereins“, sagt er.

 

Mehr als ein Teilzeitjob

Jürg Rytz war aber nicht nur an der Planung der Sagibachhalle beteiligt. „Ich bin gelernter Zimmermann und hatte ein eigenes Holzbaugeschäft. Und wir haben auch die Halle gebaut.“ Die ersten vier Jahre habe er die Betriebsleitung in einem Teilzeitpensum gemacht und auch sein Holzbauunternehmen selbst weitergeführt, so Rytz.

 

Da die Betriebsleitung der Eishalle aber irgendwann nicht mehr als Teilzeitjob machbar gewesen sei, habe er 2000 sein Holzbauunternehmen an einen früheren Lehrling übergeben und sich ganz auf die Leitung der Sagibachhalle konzentriert. Und er meint scherzhaft: „Als Holzbauer hast du ja auch fast alles erreicht, wenn du eine solche Halle aufgestellt hast.“

 

"Chli is chalte Wasser gheit"

Die Eishalle in Wichtrach hat nur während acht Monaten ein Eisfeld, in den Sommermonaten werden verschiedene andere Anlässe veranstaltet. Diese Anlässe sind für den Unterhalt der Halle sehr wichtig. Die Sagibachhalle ist als Genossenschaft organisiert und finanziert ihren Unterhalt, im Gegensatz zu vielen anderen Eishallen, vollständig selbst. Eine Tatsache, auf die Jürg Rytz stolz ist. „Wir wollten bewusst keine Unterstützung für die Betriebskosten der Halle, damit wir frei entscheiden können, was wir alles machen.“ Es seien aber einige Gemeinden als Genossenschaftsgemeinden beteiligt.

 

Die Anlässe in der Halle zu organisieren sei für Ihn am Anfang Neuland gewesen, so Rytz. „Inzwischen bin ich natürlich vertraut damit und ich schätze die Freiheit, die wir da haben. Bei uns ist viel möglich.“ Bei der Organisation des ersten Barfestivals Wichtrach, das 2000 stattfand, sei er aber schon „chli is chalte Wasser gheit worde.“

 

Viel Unterstützung für die Eishalle

Der Lockdown habe die Eishalle daher auch vor ein finanzielles Problem gestellt. „Wir haben zum Glück ein Darlehen des Bundes erhalten, sonst hätten wir im April Liquiditätsprobleme bekommen“, so Rytz. Die Rückzahlung sei eine Herausforderung, aber er bleibe optimistisch.

 

Um die finanziellen Einbussen durch das Veranstaltungsverbot zu kompensieren, verkauft die Sagibachhalle zudem Anteilsscheine. „Ideal wäre natürlich, wenn wir so viele Anteilsscheine verkaufen, dass wir das Darlehen damit zurückzahlen können.“ Dass die Sagibachhalle in der Region grossen Rückhalt geniesse, habe sich besonders in der Zeit des Lockdowns gezeigt. „Wir haben von der Bevölkerung und den Gemeinden viel Unterstützung erhaten“, sagt Rytz.

 

Die Eishalle wird ab August den Betrieb wieder aufnehmen. Auf diesen Zeitpunkt wird auch der jetzige Eismeister Daniel Hänni die Leitung der Eishalle übernehmen. Bis zu seiner Pensionierung Mitte September wird Rytz ihn aber noch unterstützen.

 

Dankbar für die Zeit

Mühe, sich von seiner Arbeit in der Sagibachhalle zu verabschieden habe er keine, meint Rytz. „Nach 24 Jahren ‚cha das Ching loufe‘." Natürlich werde er immer noch gerne aushelfen, wenn es notwendig sei, aber es sei wichtig loslassen zu können. Er sei dankbar für die Zeit in der Sagibachhalle, sagt Rytz. Als sein Werk sieht er die Eishalle allerdings nicht. „Sie ist ein Gemeinschaftswerk, ich war nur ‚eis Redli vo vilne. wo mitdrähit hei‘.“

 

Seine Pensionierung lässt Jürg Rytz auf sich zukommen. Er und seine Frau wollen mit dem Camper ein wenig die Schweiz erkunden gehen und auch sein Hund Nero werde ihn sicher auf Trab halten. „Am meisten freue ich mich aber darauf in ‚meiner‘ Halle einen Match schauen zu kommen und mir über nichts Gedanken machen zu müssen.“


Autor:in
Melanie Burkhard, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 20.07.2020
Geändert: 20.07.2020
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