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Jürg Siegenthaler: "Unihockey spielt man nicht wegen Geld"

Im Interview sagt der langjährige Tigers Goalie, warum er seine Karriere beendet hat. Er spricht über den Aufwand, den ein Amateursportler in Kauf nimmt, und ob er es nie bereut hat, statt Eis- Unihockey zu spielen.

Jürg Siegenthaler: "Ich wollte immer aufhören, solange ich noch einen Stammplatz im Team hatte." (Bild: Rolf Blaser)

BERN-OST: Jürg Siegenthaler, Sie haben 24 Jahre lang Unihockey gespielt. Warum haben Sie jetzt aufgehört?

Jürg Siegenthaler: Unihockeytechnisch gehöre ich schon zu den Älteren, ich bin 31. Der Hauptgrund ist aber die Familie. Ich bin vor einem Jahr Vater geworden. Mit Arbeit, Unihockey und Familie wurde die Belastung zu gross. Zudem wollte ich auch immer aufhören, solange es mir noch gefällt und nicht wegen einer Verletzung. Deshalb passt das jetzt.

 

Werden Sie bei den Tigers vielleicht als Trainer arbeiten?

Erst will ich etwas Distanz aufbauen, bevor ich nun grad in ein Traineramt wechsle. Ich gehe das langsam an. Wenn es die Möglichkeit gibt, meine Erfahrung als Goalie weiterzugeben, dann schon. Aber noch nicht jetzt.

 

Wenn Sie auf Ihre Karriere zurückschauen, was war der Höhepunkt?

Das war schon der Cupsieg 2019. Wir kamen damals als klarer Aussenseiter in den Final und holten gegen GC den Sieg. Das war unglaublich.

 

Aber auch all die Trainingslager im Ausland waren super. Das war schon speziell, da fühlte ich mich wie ein Profispieler.

 

Wie oft trainierten Sie während der Saison?

Ich habe immer 100 Prozent gearbeitet und abends drei Mal mit der Mannschaft in der Halle trainiert. Dazu kam noch ein Training im Kraftraum. Plus ein, zwei Spiele pro Woche.

 

Sie spielten in der obersten Unihockey Liga, haben Sie etwas verdient?

Als Spieler erhältst du die Ausrüstung gratis, das ist klar. Dann gibt es noch etwas Spesen, das liegt pro Monat bei rund 200 Franken. Aber den Sport macht man nicht wegen dem Geld, sondern aus Freude.

 

Kam nie der Wunsch auf statt Unihockey Eishockey zu spielen?

Ich kann Schlittschuh laufen, ich habe auch immer gern Eishockey gespielt. Ich komme aus Zäziwil und bin vis-a-vis der Turnhalle aufgewachsen. Meine Mutter meldete mich mal für ein Training an, und dann war das klar. Ich war zwar mit dem Vater oft die SCL Tigers schauen. Aber die Überlegung, Eishockey zu spielen, habe ich nie gemacht.

 

Unihockey ist eine Randsportart, störte Sie das nie?

Fussball und Eishockey haben eine andere Geschichte. Unihockey ist noch ein sehr junger Sport. Es ist Amateursport, das ist klar. Wir bekommen schon viel Anerkennung, wenn Leute hören, dass wir normal arbeiten. SRF hat nun ein paar Spiele im Fernsehen übertragen. Das finde ich gut. Wenn aber Unihockey aus einer kleinen Turnhalle übertragen wird, dann sind die Kameras zu nahe dran. Das funktioniert so nicht im TV, man sollte es live erleben.

 

Worauf freuen Sie sich nun am Meisten?

Schon auf die Zeit mit dem Kleinen. Vorher konnte ich ihn ein, zwei Mal pro Woche ins Bett bringen. Heute kann ich den Feierabend geniessen und habe mehr von der Familie. Das freut auch die Freundin, sie hat mich immer unterstützt. Ich musste viele Geburtstags- und Hochzeitsfeiern auslassen, weil ich Match hatte. Da freue ich mich, jetzt auch mal etwas an sie zurückzugeben. Und erstmals im Leben wollen wir mal Ferien im Herbst machen.

 

Das dürfte im Moment schwierig werden.

Auch Corona ist mal vorbei.

 

[i] Jürg Siegenthaler hat mit sieben Jahren mit Unihockey angefangen beim UHT Zäziwil. Dort hat er sämtliche Juniorenstationen durchlaufen. Nach der Fusion von UHT Zäziwil mit Torpedo Gauchern zu den Unihockey Tigers spielte Siegenthaler stets bei den Tigers. Einzige Ausnahme war das Jahr 2013, als er für eine Saison in Schweden spielte.


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch
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Erstellt: 25.04.2021
Geändert: 25.04.2021
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