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Neugründung: "Unsere Brillen rutschen nicht"

Ein junges Unternehmen wagt den Einstieg ins Brillengeschäft. Unter dem Namen Lars Brillen designt und produziert es seine eigene Brillenkollektion.

Die Gründer von Lars Brillen, Silvia Nadenbousch und Simon Krähenbühl sind kein Paar. (Bild: zvg)

Wir treffen uns in der Cafeteria im Bernapark. Silvia Nadenbousch und Simon Krähenbühl haben ihr Unternehmen vor zwei Monaten gegründet. Sie haben ein Büro im Zentrum für Innovation und Digitalisierung ZID im Bernapark. "Der Austausch hier und auch das Netzwerk sind super", sagt Nadenbousch. Es sei wie eine kleine Familie. Sie hätten im ZID schon viele Tipps erhalten. Beispielsweise als es um die Gründung ging, seien sie beraten worden, ob nun eine AG oder eine GmbH die geeignetere Unternehmensform sei. Sie entschieden sich für die AG.

 

Eine Brille, die nicht rutscht

Die beiden Jungunternehmer kannten sich vor der Gründung der Firma nicht. Sie lernten sich an einem Start-up Anlass kennen. Simon Krähenbühls Ziel war: "Wir wollten eine Brille mit Mehrwert kreieren. Eine Brille soll auf der Nase sitzen und nicht mehr rutschen." Den beiden ist es wichtig, dass die Brille in der Schweiz produziert wird. Die Brille besteht nur aus drei Bestandteilen: Der Front, zwei Bügeln und vier Stiften. Das schraubenlose Click-in-Scharnier haben sie zum Patent angemeldet. Der Selbstversuch zeigt: Aufsetzen, Kopf schütteln, die Brille sitzt.

 

Bügel von Hand biegbar

Ein weiterer Vorteil der Brille sei die extreme Biegsamkeit. Während wir uns unterhalten, biegt Krähenbühl den Bügel um mehr als 90 Grad. Die Brille hält. Der Sitz der Brille kann so, ohne die Bügel zu erwärmen, angepasst werden. Die Brille wird über einen 3D-Drucker hergestellt und ist ein Drittel leichter als herkömmliche Brillen. Zurzeit besteht die Brille aus Kunststoff. Langfristig möchten sie Brillen aus Recyclingmaterial oder nachwachsenden Rohstoffen produzieren. "Das ist heute noch eine Vision."

 

Bereits in Läden erhältlich

Die Lars Brillen werden von neun Optikern angeboten. "Mittlerweile werden wir von Optikern angefragt, die unsere Brillen verkaufen wollen." Die beiden setzen auf langsames Wachstum: "Wir wollen nichts überstürzen, da wir noch am Anfang stehen und nur zu zweit sind." Das Feedback sei gut. Die Brille kann aufgesetzt werden und sie passt. "Zurzeit haben wir sechs Modelle in zwei Farben. Das wollen wir noch ausbauen." Neben korrigierten Brillen haben sie auch Sonnen- und bald auch Sportbrillen im Angebot.

 

Darum Lars

Der Name Lars, sei ein Fantasiename. Krähenbühl holt aus: "Lars steht für das skandinavische reduzierte Design. Das Ziel ist ein zeitloses Design, eine Brille für jede Alltagssituation." Lars sei kurz und prägnant. Darauf angesprochen, dass sie doch auf "Swiss made" setzen, antwortet er: "Eigentlich müsste die Brille Ueli oder Urs heissen. Auch wenn beim Namen der Schweizbezug fehlt, finden die Optiker den Namen toll."

 

Ileve und das Velo

Dafür haben die Sportbrillen einen kreativen Namen. Diese heissen "Ileve." "Ileve" haben die beiden Gründer aus dem Mattenglisch abgeleitet. Es heisst: Velo. Eine Sonnenbrille kostet 338 Franken, die Velobrille wird etwas billiger. Das Lars Brillengestell (ohne Gläser) kostet 490 Franken. "Beim Optiker sind solche Preise gebräuchlich."

 

Unterstützung von Profis

Die beiden Jungunternehmer:innen kommen aus unterschiedlichen Branchen. Silvia Nadenbousch (40) hat Betriebswirtschaft sowie Marketing und Kommunikation studiert. Simon Krähenbühl (36) ist gelernter Konstrukteur mit einem Master in Industriedesign und Innovation. Ihre AG haben sie zusammen mit den Inhabern des Optikergeschäfts Brillerei und dem Unternehmer Cyrille Boinay gegründet. "Wir dachten es wäre gut, noch jemanden mit Optikerkenntnissen an Bord zu nehmen", sagt Krähenbühl. Boinay auf der anderen Seite bringe viel Erfahrung mit Start-ups mit.

 

Im Gespräch spürt man die Begeisterung der beiden für ihr junges Unternehmen. Der Einstieg mit ersten Optikern, welche die Lars Brillen ins Angebot aufnehmen, scheint gelungen. Es wäre den beiden zu gönnen, wenn sich die unverrutschbaren und biegsamen Brillen am Markt durchsetzen würden.

 

[i] Lars Brillen AG, Bernapark 28, Stettlen. Erhältlich online und bei der Brillerei in Bern und Riggisberg oder bei Weder Sehen in Ittigen.


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch
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Erstellt: 30.08.2021
Geändert: 30.08.2021
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