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Dorf- und Schulraumplanung Kiesen: Die Idee mit dem Investor

An einer Infoveranstaltung zum Thema Dorf- und Schulraumplanung stellte der Gemeinderat von Kiesen gestern Abend eine neue Projektidee vor. Dass Projekte rund um die Schulraumerweiterung im Dorf nicht so einfach zu realisieren sind, hat sich in Vergangenheit deutlich gezeigt. Vor zwei Jahren schmetterte die Gemeindeversammlung eine Vorlage ab. Aber nun könne man nicht länger warten. "Es besteht Handlungsbedarf", so Gemeindepräsident Ernst Waber. 

"Die Helme brauchen wir heute noch nicht": Ernst Waber, Gemeindepräsident von Kiesen. (Bilder: Annalisa Hartmann)
Baustellen-Kulisse in der Turnhalle Kiesen an der Infoveranstaltung zum Thema Schulraumplanung.
Gemeindepräsident Ernst Waber stellt die Projektidee vor.

Dass in Kiesen die Wogen beim Thema Schulraumplanung hochgehen können, hat sich in Vergangenheit deutlich gezeigt. Die Gemeindeversammlung vor zwei Jahren ist in Erinnerung geblieben; damals hatte sich unter dem Leitspruch "Die Schulkinder von Kiesen gehören nicht in einen Container" eine breite Opposition gegen ein Projekt des Gemeinderats gebildet, an der Gemeindeversammlung war eine tumultartige Diskussion entbrannt (wir berichteten).

 

Die Wogen haben sich geglättet, das Thema Schulraumerweiterung steht immer noch im Raum. Die Schülerzahlen steigen. "Es gibt viel zu wenig Platz. Jetzt besteht Handlungsbedarf", sagte Gemeindepräsident Ernst Waber gestern Abend an einer Informationsveranstaltung zur Schulraumplanung in der Turnhalle. Die Halle war voll. Das Thema zog die Bevölkerung an. Und es wirkte fast, als wolle man sie friedlich stimmen. Denn die Mühe, die man sich bei den Vorbereitungen gegeben hatte, war deutlich sichtbar: Die ganze Halle war mit Baustellenelementen - Verkehrstafeln, Verkehrshüten, Latten - dekoriert, auf den Tischen der Gemeinderäte waren Helme platziert. "Die brauchen wir heute noch nicht", sagte Gemeindepräsident Waber allerdings zur Begrüssung. Stattdessen gehe es darum, herauszuspüren, in welche Richtung die Entwicklung gehen soll.

 

Die Option: Bauland abgeben

Gemeinderat Fritz Affolter führte in diesem Zusammenhang zunächst das im Frühling erstellte Leitbild des Gemeinderats vor Augen, das vier Ziele umfasst: Dorfcharakter beibehalten, Schulraum entwickeln, Eigenständigkeit bewahren, Umwelt schützen. Die Punkte Raumentwicklung - nicht nur in Bezug auf die Schule, sondern auch in Bezug auf das Gemeindehaus und das gemeindeeigene Grundstück, wurden im folgenden näher behandelt. Fazit: Der Raum sei deutlich zu knapp und entspreche nicht mehr den heutigen Anforderungen - es fehle eine Fläche von rund 500 m2 - , es bestehe ausserdem Sanierungsbedarf.

 

Die zentrale Frage des Abends lautete denn aber nicht, wie der neue Schul- und Verwaltungsraum konkret aussehen soll, sondern wie ihn die Gemeinde finanzieren will. Dazu stellte Gemeindepräsident Waber eine neue Projektidee vor. Nach diesem Plan würde die Gemeinde ihr eigenes Land, das sich rund um die Schule und das Gemeindehaus befindet, im Baurecht an einen Investor abgeben. Der Investor könnte auf zwei Flächen Überbauungen realisieren und würde der Gemeinde dafür jährlich einen Zins von etwa 288'000 Franken zahlen. Durch die Zinseinnahmen könnte die Gemeinde die nötigen Neubauten und Sanierungen finanzieren. Wie die Umgestaltung des Gemeindelands konkret aussehen würde, steht noch offen. "Den Sportplatz werden wir aber auf keinen Fall preisgeben", versicherte Waber. Auch das Land zu verkaufen, sei keine Option.

 

Eine zahme Diskussion

Nächstes Jahr soll eine Machbarkeitsstudie erarbeitet und die Bevölkerung näher informiert und zur Mitwirkung eingeladen werden. Es ist vorgesehen, dass das Projekt im Mai 2020 an der Gemeindeversammlung behandelt wird. Planung und Projektierung würden von 2021 bis 2023 umgesetzt werden, die Realisierung des Projekts ab 2024.

 

Als Waber das Wort schliesslich freigab, blieben die kritischen Stimmen aus. Ein Votant, der bei der Bauverwaltung des Kantons Bern arbeitet, erklärte, dass es sich bei solchen Investoren in den allermeisten Fällen um Pensionskasse handeln würde. Das Bauland in Kiesen dürfte gemäss Votant für diese interessant bis sehr interessant sein, weil das Dorf gut erschlossen ist. Dass die Umzonung noch nicht vollzogen ist, spiele keine Rolle.

 

Der Gemeindepräsident wirkte bis zum Schluss ein bisschen überrascht darüber, wie zahm die Diskussion verlief. Immer wieder forderte er die Anwesenden auf, sich zu äussern. "Vielleicht kommt an der Mitwirkungsveranstaltung etwas mehr." Anstelle von hässigen Kommentaren erntete der Gemeinderat diesmal für seine Veranstaltung und die Idee nur Lob. "Ihr habt gut und sec informiert", sagte ein Votant. Die anwesenden Bürgerinnen und Bürger unterstützen dieses Lob mit einem Applaus.


Autor:in
Annalisa Hartmann
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Erstellt: 18.10.2019
Geändert: 18.10.2019
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