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Kiesental - Das Wasserbauprojekt Hünigenmoos sorgt für einigen Wirbel

Quelle
Wochen-Zeitung

Gegen den Wasserbauplan Hünigenmoos sind eine Reihe Einsprachen eingegangen. Der Hochwasserschutz wird von vielen begrüsst, kritisiert werden andere Punkte.

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Ein Kritikpunkt ist der Landbedarf: «Von Mirchel bis Konolfingen werden für dieses Bauprojekt nicht weniger als zehn Hektar Land benötigt», erklärt Werner Stucki. Er ist Verfasser einer Sammeleinsprache, welche von gut 50 Personen unterzeichnet wurde. Der pensionierte Bauer beschäftigt sich seit Jahren mit der Chise und ist Präsident der Flurgenossenschaft Konolfingen-Niederhünigen, welche die Drainageleitungen unterhält. Dass für den Hochwasserschutz etwas gemacht werden muss, findet auch Werner Stucki. «Das vorliegende Projekt  ist aber überrissen.»
Überrissen finden er und seine Mitstreiter, dass der Chise, welche heute wenige Meter breit ist, ein Gewässerraum von 23 Metern Breite gewährt werden soll. «Nach unseren Berechnungen würde für die Chise gemäss der kantonalen Gewässerschutzverordnung ein Gewässerraum von 14,50 Meter genügen. Überrissen findet Stucki weiter, dass der Hünigenbach verlegt werden und neu vor dem Dorf Konolfingen unmittelbar beim unteren der beiden Wasserdämme in die Chise münden soll. «Wenn der Hünigenbach bereits dort in die Chise gelangt, fliesst noch mehr Wasser durch Konolfingen», meint Stucki. «Zudem werden die Kosten in die Höhe getrieben.»

Gesetzliche Auflagen

Die Kosten für den Ausbau der Chise von Bowil bis Kiesen, wo der Bach in die Aare mündet, werden heute auf 33 Millionen Franken geschätzt. «Der Gesamtbetrag musste im Laufe der Planungen, welche vor zehn Jahren begonnen haben, erhöht werden», sagt Hans Schäfer. Er ist Geschäftsführer des Wasserbauverbandes Chisebach, welcher 2008 gegründet wurde. Er betont, dass das vorliegende Projekt allen gesetzlichen Bestimmungen entsprechen würde. «Diese Beschlüsse der Politik müssen wir umsetzen – ob wir das gut finden oder nicht», sagt Schäfer. «Beim Gewässerraum haben wir mit den kantonalen Ämtern nachverhandelt und so die Breite von ursprünglich 33 auf 23 Meter reduzieren können.» Der Präsident des Wasserbauverbandes Chisebach, Fritz Bay, nimmt die Kritik gelassen. «Das vorliegende Projekt ist sehr fundiert erarbeitet worden», sagt Bay. «Man kann nun nicht wesentliche Teile abändern. Entweder wird das Gesamtprojekt so realisiert oder gar nicht.» Fritz Bay findet, dass die Bereitschaft für Hochwasser- und Renaturierungsmassnahmen bei der Chise grösser sei als auch schon. «Ich habe bislang keine Eingabe gesehen, welche das Projekt an sich in Frage stellt.» Als Plus wertet der Präsident, dass den Bauern, welche Land an die Chise abtreten müssen, Realersatz geboten werden könne (Kasten).

Nachteile wegen Damm?

Nicht nur betroffene Landbesitzer machten Einsprache gegen das geplante Wasserbauprojekt. Liegenschaftsbesitzer entlang des Chisebachs befürchten Nachteile, wegen des teils mehrere Meter hohen Damms, der entlang der Emmental­strasse, dort wo die Chise jetzt verläuft, gebaut werden soll. Der Bach seinerseits soll gegen die Mitte des Hünigenmoos verlegt werden – an die absolut tiefste Stelle.  
Wann mit den Bauarbeiten begonnen werden kann, ist derzeit noch unklar. Als nächstes werden nun die Einigungsverhandlungen geführt. «Wenn alles optimal läuft, könnten wir 2015 mit den Bauarbeiten beginnen», meint Fritz Bay. «Wir werden sehen.»

Riesige Landumlegung

Fliesst die Chise künftig in der Mitte des Hünigenmoos, wird der Bach die bisherigen Parzellen zerschneiden. Um die Felder auch nach dem Ausbau der Chise effizient bewirtschaften zu können, hat der Kanton eine Landumlegung verfügt. Das Gebiet umfasst derzeit eine Fläche von fast 130 Hektar. Einige Grundeigentümer haben gegen den Perimeter der Landumlegung Einsprache erhoben und wollen, dass ihre Parzellen unverändert bleiben. Den Grundeigentümern, die rund zehn Hektar Land an die Chise verliere, kann der Wasserbauverband Realersatz bieten – Land von einem Bauern, der den Hof aufgegeben hat.

Erste Etappe vor Ende

Das erste Projekt der gesamten Chisebachverbauung dürfte noch dieses Jahr abgeschlossen werden. Im Groggenmoos, zwischen Bowil und Zäziwil, wird ein Rückhaltebecken für rund 280’000 Kubikmeter Wasser erstellt. Weiter wird das Bachbett erneuert und renaturiert. Die Bauarbeiten seien durch das nasse Wetter im Frühling etwas verzögert worden, sagt Fritz Bay. Mit Ausnahme des Bahndamms, welcher nach Auflagen der SBB hatte verstärkt werden müssen und zu Mehrkosten von gut einer Million führte, hätten die Arbeiten wie geplant ausgeführt werden können, ergänzt der Präsident des Wasserbauverbandes Chisebach.

Autor:in
Bruno Zürcher, Wochen-Zeitung
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Erstellt: 26.09.2013
Geändert: 26.09.2013
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