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Konolfingerin Kim Bay in Australien: "Ich wurde fast von einem Känguru überrannt"

Kimberley Bay (17) aus Konolfingen ist seit  Ende Juli in Australien, wo sie ein Jahr lang leben wird. Für BERN-OST berichtet sie von ihren Erfahrungen aus Down Under. 

15.12.2018; Blaze (vorne) und Baz nach einem Dressurritt bei meinem Traumhaus in Limestone, Victoria. (Bilder: Kim Bay)
19.11.2018. Bridget O’dweyer (links) auf Ally und ich auf Smokes in Homewood, Victoria.
14.11.18. Selbstgemachte Weihnachtskekse, A’Beckett Strasse, Yea
27.11.18. Ich auf Southbnk, Melbourne.
06.12.18. Emilja Fhilman zu meiner Linken, auf Phillip Island, Victoria.
02.11.18. Highlands, Victoria. Die süssesten Australian Kelpie Hündchen, die ich je gesehen habe.
11.11.18. Ich traf den legendären Apache Cat (17). Zuletzt nahm er am Melbourne Cup am 24.10.2009 teil. Living Legends, Melbourne.

Der Yea Debütantenball war atemberaubend. Die Mädchen trugen lange weisse Kleider und die Jungs vornehme Anzüge. Meine absolute Favoritin war Bridget O’Dweyer. Sie sah wunderbar aus mit ihrem Partner Zak Firmin. die beiden waren das perfekte Pärchen! Sie hatten Spass beim Tanzen und es war ihnen sichtlich egal, was die anderen von ihnen denken könnten. 

 

Nachdem alle  präsentiert worden waren, tanzten sie für uns. Der letzte Tanz war der unterhaltsamste. Die Mädchen zogen sich pinke, die Jungs schwarze Jacken an und tanzten überschwänglich.

 

"Wir tanzten wild zu Klassikern"

Nachdem sie gegessen hatten, durften wir die Tanzfläche betreten. Wir tanzten wild zu Klassikern wie "We are the champions". Ich war eine der letzten, die die Tanzfläche verliess und zur Afterparty in Harry Fitzys Haus ging. Dort brannte ein grosses Feuer, wo ich dann auch die meiste Zeit verbrachte, weil es angenehm warm war.

 

Obwohl es eine anstrengende Nacht war, nach der ich bis Donnerstag im Bett blieb, habe ich mich wahnsinnig gut amüsiert. Leider, werde ich nie wieder einen Debütantenball wie diesen zu sehen bekommen.

 

"Genau mein Traumhaus"

Weil es bei meiner alten Reitmöglichkeit nicht so funktionierte, wie ich es gerne gehabt hätte, habe ich mich nach einer anderen umgesehen und den perfekten Ort gefunden.  Jetzt kann ich jeden Tag reiten gehen, sofern ich nichts anderes zu tun habe oder es zu warm ist. Der Schulbus hält direkt vor der Einfahrt. An den Wochenenden, wenn der Schulbus nicht fährt, holen mich die Besitzerin Kerry oder ihr Mann Paul gerne ab und fahren mich danach wieder zurück nach Hause.

 

Ihr Haus ist schön - es sieht aus wie mein Traumhaus. Im Wohnzimmer hat es ein Riesenfenster, durch welches man die Ställe sehen kann. Neben den Ställen ist ein grosser Teich, in dem man schwimmen kann (ich hätte zwar lieber einen Pool… ). Daneben ist ein kleiner schattiger Platz, der zu einem Picknick einlädt. Und gleich daneben ein grosser Reitplatz und eine Scheune. Ein langer Kiesweg führt zu einem ausgetrockneten Flussbett, wo viele Baumstümpfe stehen. Da die Landschaft sehr flach ist, kann ich dort bestens mit meinen zwei vierbeinigen Freunden ausreiten gehen.

 

Baz – so heisst das dunkelbraune Pferd – ist ein ehemaliges Rennpferd. Mit ihm über die Felder zu galoppieren ist ein Adrenalinstoss. Da er sehr gutmütig ist, versuche ich ihm Dressur beizubringen. Der Fuchs – so nennt man ein Pferd mit rötlichem Fell – heisst Blaze und ist sehr gut in Dressur. Manchmal ist er sehr energiegeladen und gerade weil er viel Energie hat und gut darin ist, die Geschwindigkeit schnell zu wechseln, trainiere ich ihn im Schauspringen.

 

Prüfungszeit

Jetzt ist Prüfungszeit. Englisch und Kunst habe ich hinter mir und es lief ganz OK. Den nächsten Test habe ich in Geografie, darüber kann ich noch nicht viel sagen. Geo war immer eines meiner Lieblingsfächer, aber das aktuelle Thema interessiert mich überhaupt nicht, also lasse ich es mal auf mich zukommen.

 

Vor zwei Monaten hatten wir einen Überraschungstest und ich war mir sicher, ihn vermasselt zu haben. Aber dann stellte sich heraus, dass ich alles korrekt beantwortet hatte. Einzig sprachlich war meine Leistung nicht die Beste, aber seither habe ich mich verbessert, also bin ich zuversichtlich was die Geschichtsprüfung angeht.

 

"Er versuchte mich an der Schulter zu packen"

Wie ich schon angedeutet habe, wird es wärmer und so durfte ich zum ersten Mal mit dem australischen Flötenvogel – der wahrscheinlich so heisst, weil sein Gesang wie eine schräge Flöte klingt - Bekanntschaft machen. Er sieht der Elster ähnlich mit seinem schwarz-weissen Gefieder.

 

Ich war unterwegs zu meiner Freundin Stephanie Spencer, als ich eben diesen Vogel etwa zehn Meter entfernt von mir am Boden sitzen sah. Was ja eigentlich nichts Ungewöhnliches wäre, hätte er mich nicht die ganze Zeit angestarrt. Ich habe also einen grossen Bogen um ihn gemacht. Aber plötzlich flog er in meine Richtung! Ich rannte los und keine fünf Sekunden später, versuchte er mich an der rechten Schulter zu packen! Schockiert rannte ich weiter, bis ich merkte, dass er weg war. 

 

Später, hat mich Steph aufgeklärt, dass dies nichts ungewöhnliches sei. Während der Paarungszeit, würden sie ständig Leute attackieren. Ich hatte Glück, denn anscheinend haben sie auch schon Leuten die Augen ausgekratzt. Ich weiss zwar nicht, ob ich das glauben soll, aber auf jeden Fall ist es keine gute Idee im Sommer zu Fuss zur Schule zu gehen. 

 

"Ich wurde fast von einem Känguru überrannt"

Heute habe ich zum ersten Mal Familie gewechselt, was mich etwas traurig macht, weil ich mich gut eingelebt habe. Aber ich bin auch froh, weil ich jetzt ein grosses Zimmer mit Schrank habe - was ich in den letzten drei Monaten vermisst habe. Bei Julie und Ian Lynch habe ich nur den November verbracht, aber es war ein super Monat.

 

Die letzte Schulwoche habe ich verpasst, weil ich auf eine Farm auf dem Berg Mittagundi verschwunden bin. Kein Strom, keine Toiletten, nur zweimal in zehn Tagen geduscht, nicht genug Essen um 23 Teenager zu füttern und eine Zweitageswanderung mit Wasser im Knie beschreiben den Ort ziemlich gut.

 

Nicht zu vergessen, dass ich fast von einem Känguru überrannt wurde. Weiter wurde ich von einer giftigen Ameise gebissen, als ich hinter einen Busch pinkelte,  und hatte danach einen Tag lang das Gefühl mein Bein zu verlieren. Und um das Ganze abzurunden war da noch die braune Schlange, die sich vor mir aufbaute, mich attackierte und mich schreiend auf den Boden fallen liess.

 

Pinguine beobachten

Glücklich, wieder in der Zivilisation zu sein, ging ich viel reiten, backte Weihnachtsgüetzi, schwamm im Seymour und verbrachte ein paar Tage in Melbourne.

 

Das Highlight war, als wir – Emilja, die Austauschstudentin aus Finnland, ihre Gasteltern und ich – nach Phillip Island fuhren und die Pinguine während einem Sturm beobachten konnten. Weiter schwamm ich das erste Mal in einem Australischen Ozean und Julie nahm mich mit auf eine Farm mit kleinen Australian Kelpie Hündchen und den "Living Legends" - alten Pferden die am Melbourne Cup mitgemacht haben!

 

"Endlich habe ich Geschwister"

Jetzt verbringe ich schon meinen zweiten Tag mit meiner dritten Gastfamilie und endlich habe ich Geschwister! Amanda, meine Gastmutter, ist Lehrerin an meiner Schule. Um ehrlich zu sein, ist sie meine Lieblingslehrerin der Yea High School. Um Weihnachten herum ist sie immer sehr beschäftigt. Sie verkauft viele verschiedene Kuchen und Kekse und ich und Nicholas helfen ihr gerne dabei.

 

Nicholas ist so alt wie ich und geht deshalb in die gleiche Stufe wie ich. Er war einer meiner ersten Freunde hier und hilft mir immer, wenn ich Mühe habe. Ich bin ihm sehr dankbar. Er ist ein guter Schwimmer und Fussballer. Gestern bei der Abschlussfeier hat er eine Auszeichnung für seine sportlichen Leistungen bekommen.

 

Benjamin ist ein Jahr jünger und wird im Januar von seinem Austausch in der Schweiz zurückkommen. Ich habe ihn getroffen, bevor ich nach Australien ging. Seither habe ich nicht mehr viel von ihm gehört, er scheint beschäftigt zu sein!

 

Millicent ist 11 Jahre alt und genau wie ihr 10 Jahre alter Bruder Samuel, erinnert sie mich sehr an Benjamin. Sie sind beide energiegeladen und haben immer etwas zu tun – wie Kinder eben so sind. Ich teile ein Zimmer mit Millie und freue mich, wenn sie mir mal wieder im Schlaf eine ihrer Geschichten erzählt! Sam hat immer ein Gesprächsthema bereit. Gestern habe ich geholfen seinen Weihnachtselfen zu taufen. Wir einigten uns auf Max Flamo.

 

"Hier wird es mir nicht langweilig"

Wenn ich mal Zeit für mich habe, bin ich meistens im Pool. Wie ihr seht, wird es mir hier nicht langweilig. Ich hoffe ich bekomme eine Menge Strände und Städte in meinen zwei Monaten Sommerferien zu sehen!


Autor:in
Kimberley Bay; Übersetzung ins Deutsche von Lina Schlup
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Erstellt: 01.01.2019
Geändert: 01.01.2019
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