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Konolfingen - Bereit für neues Leben

Quelle
Wochen-Zeitung

Das 30-jährige Biotop bei der ARA in Konolfingen wurde saniert. Dabei wurde nicht nur die Wasserqualität verbessert, sondern auch die richtigen Strukturen geschaffen, in denen sich seltene Tierarten ansiedeln können.

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An den Ufern des Biotops wurden Steinhaufen angelegt, welche bis 80 Zentimeter unter die Erdoberfläche reichen. (Bild: Veruschka Jonutis, Wochen-Zeitung)
An den wiederhergestellten Teichen des Biotops bei der ARA Konolfingen regt sich in der zarten Frühlingssonne erstes Leben. «Kürzlich haben die ersten Grasfrösche ihren Laich abgelegt. Wir erwarten als nächste Gäste den Bergmolch und hoffentlich auch die Kreuzkröte», so Werner Weber, ehemaliger Oberstufenlehrer. Nach 30-jähriger Betreuung des Projekts ist er heute nicht mehr aktiv daran beteiligt: «Ich stehe heute lieber im Hintergrund, mein Interesse ist vor allem, dass es weitergeht.» Der Jägerverein Konolfingen übernimmt den jährlichen Unterhalt, welcher vom ARA-Verband Oberes Kiesental finanziert wird. Der Garten- und Landschaftsgestalter Christian Bay, der das Projekt geplant und ausgeführt hat, ist weiterhin für die fachliche Begleitung zuständig.

Im vergangenen Herbst wurden die zum Teil stark überwucherten und verschlammten Teiche wieder hergestellt. Obwohl in den vergangen Jahren die Schülerinnen und Schüler von Konolfingen mithalfen, das Bio­top zu unterhalten, verlandeten die Teiche zusehends. Dank tatkräftigem Mit­anpacken der Jungjäger wurden Bäume gefällt und das wuchernde Unterholz zurückgestutzt. Durch den Bau eines Kiesdamms wurde ein Teil des nördlichen Teiches abgetrennt und dieser funktioniert nun wie ein Filter: «Das Wasser, welches vom Lochenberg einfliesst, wird so von Schadstoffen und Belastungen befreit. Wir konnten damit die Wasserqualität deutlich verbessern, was für die Wiederansiedelung der Wassertiere und Libellen entscheidend ist», erklärt der Naturliebhaber Heinrich Berger.
 
Wildpflanzen für Libellen

Neben den 16 heimischen Libellenarten möchten die Projektmitarbeiter weiteren acht Arten einen Lebensraum bieten. Auch bei den Lurchen erhoffen sie sich Zuwachs von den Zielarten wie die Gelbbauchunke und Geburtshelferkröte. Um diese ansiedeln zu können, waren viele Abklärungen im Vorfeld nötig.
 
Jeder Biotop-Bewohner braucht bestimmte Kleinstrukturen, um zu überleben. So wurden an den Ufern mehrere Steinhaufen errichtet, welche 80 Zentimeter unter die Erdoberfläche reichen. Dabei wurde darauf geachtet, dass diese einen Wasserauslauf haben und sich so die Senken nicht mit Wasser füllen. Sonst könnten die Tiere, die in dieser Tiefe überwintern, ertrinken. «Unser Ziel ist, dass diese Arten von selber zuwandern, das Aussetzen von Tieren wird heute nicht mehr so häufig gemacht», erklärt Christian Bay. «An den Ufern werden wir noch Wildpflanzen setzen. Geplant sind kleine Hecken mit Wild- und Zimtrosen und Laichkraut für die Libellen. Viele Pflanzenarten werden aber von selber wachsen.»
 
Bis das Biotop bei der ARA Konolfingen in ganz in der Balance ist und sich selbst reguliert, wird noch etwas Zeit vergehen. Wichtig bleiben die richtige Pflege und der Unterhalt. So hofft Werner Weber, dass sich in Zukunft auch seine jüngeren Arbeitskollegen für das Projekt interessieren und das «Aussenklassenzimmer» mit ihren Schülern nutzen.

Neue Beobachtungszone geschaffen

Wo früher oftmals Stacheldrähte um solche Schutzzonen gezogen wurden, steht heute das Biotop allen offen. «Wir möchten den Leuten die Möglichkeit bieten, selber die Tiere zu beobachten. Das hautnahe Miterleben der Natur kann das Verständnis und  Interesse an solch komplexen Lebensräumen fördern», sagt Heinrich Berger. Gerade Kinder und Jugendliche entdecken so die Zusammenhänge, die in einem Teich bestehen. Sie lernen, warum das nett gemeinte Auskippen eines Aquariums fatale Folgen für das Biotop haben kann. «Das kann die Einheit  durcheinander bringen und wir müssen die ausgesetzten Fische herausfischen. Unter Umständen müssten wir dann wieder von vorne
beginnen», erklärt Werner Weber.
 
Das wichtigste sei aber, dass hier ein Rückzugsort für bedrohte Tierarten geschaffen wurde, der gleichzeitig als Erholungsgebiet für die Bevölkerung dient. Nur dank finanzieller Unterstützung des Renaturierungsfonds des Kantons Bern, dem Ökofonds Energie Thun und den Wasserbauverband Chisebach ist es den freiwilligen Helfern gelungen, dieses Projekt zu realisieren. Werner Weber ist überzeugt: «Ein zu starkes Einflussnehmen und Regulieren von uns Menschen in die Natur ist sinnlos. Wenn es gelingt, auch nur 50 Prozent der gewünschten Zielarten wieder anzusiedeln, dann ist das ein wunderbarer Erfolg.»

Autor:in
Veruschka Jonutis, Wochen-Zeitung
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Erstellt: 03.04.2014
Geändert: 03.04.2014
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