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Konolfingen - Der Tag, an dem Muhammed Ali im Hallenstadion boxte

Quelle
Wochen-Zeitung

Die Derniere des Programms «Tanze wie ne Schmätterling» mit dem Duo «Hohe Stirnen» lockte zahlreiche Besucher an die erste Herbst­lesung in Konolfingen.

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Pedro Lenz und Patrik Neuhaus fesselten das Publikum mit Worten, passender Körpersprache und Musik. (Bild: zvg)
Bereits beim Eintreten in die Aula im Stockhornschulhaus wurde der Besucher von einem stimmigen Bild erwartet: Auf dem Flügel lag ein Paar Boxhandschuhe. An der Säule hing ein Plakat mit der Einladung zum Boxkampf vom 26. Dezember 1971. Muhammed Ali traf dazumal im Hallenstadion auf den deutschen Boxer Jürgen Blin. Dieser Boxkampf ist das Kernstück der neusten Erzählung von Pedro Lenz.

Erinnerung an aufregende Tage

Pole, der feinfühlige Hauswart im Hallenstadion in Oerlikon, erinnert sich noch Jahrzehnte lang an diese paar aufregenden Tage an seinem Arbeitsplatz. Mit der Boxlegende Ali und dem Deutschen Blin verbinden Pole hernach lebenslange Freundschaften. Auch die Coiffeuse Regula Geiger bleibt bis an ihr Lebensende mit Muhammed Ali verbunden. Obwohl ihr dessen Name vor ihrem beruflichen Zusammentreffen im Hallenstadion unbekannt war und sie sich erst einmal fragte, ob Boxer überhaupt eine Frisur hätten.

Besonders in den philosophischen Gesprächen der beiden über ihre schwierige Situation in der damaligen Zeit gelingt es dem Autor, an heutige Themen anzuknüpfen. So stellten die beiden schon damals fest, dass es eher einem Schwarzen gelinge, Präsident von Amerika zu werden, als einer Frau. Pedro Lenz fesselte nicht nur durch die teilweise rasante Lesung, sondern auch durch die spannungsgeladene Körpersprache. Verstärkt wurde der Eindruck abschnittsweise durch die musikalische Begleitung von Patrik Neuhaus sowie durch die Soli des Pianisten.

«Tanze wie ne Schmätterling»

Anschliessend an die Lesung wurde der Autor gefragt, wie weit die beiden Figuren des Hauswarts und der Coiffeuse der Realität entsprächen. Seine Antwort: «In meinen bisherigen Erzählungen bewegen sich stets Menschen, die mir bekannt sind. In Anbetracht des Jahres, in dem der Boxkampf stattfand, war das nicht möglich. So musste ich hier mit fiktiven Gestalten arbeiten.» Der Titel der Erzählung enthält übrigens einen Teil des Lebensmottos des Muhammed Ali alias Cassius Clay – wie er in englischer Sprache auf dem Plakat angepriesen wurde: «Tanze wie ne Schmätterling und stäche wie nes Beij.»

Organisiert wurde die Lesung in Konolfingen durch den 24-jährigen Benjamin Zaugg. Der gelernte Detailhandelsfachmann und jetzige Marketingfachmann versucht mit der Herbstlesung, das kulturelle Angebot in Konolfingen zu erweitern. Zaugg hofft, künftig alljährlich eine Herbstlesung durchführen zu können. Die Premiere ist auf jeden Fall gelungen.

Autor:in
Annelies Lehmann, Wochen-Zeitung
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Erstellt: 01.11.2012
Geändert: 01.11.2012
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