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Konolfingen - Der rote Faden von Madeleine Michel

Wer kein Ziel habe, verirre sich im Leben, begann Madeleine Michel ihren Auftritt am ZAK-Seniorenstamm vom Gründonnerstag. Ihre Lebensgeschichte hört sich nicht nur wahrlich wie ein roter Faden an, vieles wie 1350, 1510 und 3510 passt zusammen.

Madeleine Michel fühlt sich als geborene Waadtländerin sehr wohl im Emmental (Bild: Willi Blaser)

Mit ihrer Lebensgeschichte faszinierte Madeleine Michel die 22 Anwesenden am Gründonnerstagnachmittag beim Seniorenstamm des Vereins Zäme Aktiv Region Konolfingen (ZAK). Als Tochter eines Käsers bei der Nestlé ist Madeleine Michel in Orbe (PLZ: 1350), dem kleinen Städtchen im Kanton Waadt geboren. Der frühere Stadtname Orbach wird heute nicht mehr verwendet. "Ich habe eine schöne Kindheit erlebt. Der Kindergarten war ganz speziell, wir lernten schon fleissig Rechnen und Schreiben. So langweilte ich mich dann ab und zu in der Schule. Handarbeiten und Turnen waren als Schülerin Horror für mich", erzählt die Konolfingerin. Ihre Lehrer:innen würden aber staunen, wenn sie sehen würden, was sie bis jetzt alles gemacht habe, fährt Michel weiter.

 

École normale

Mit ihrem welschen Charme erklärt Madeleine Michel, dass das Deutschlernen in der Schule nicht so effektiv gewesen sei. Fast ganz ohne Akzent spricht sie heute Berndeutsch, sie habe das nach dem Wegzug aus dem Welschland unbedingt gewollt, sagt sie. Ihr schönster Ort in Orbe war die Badi "hier verbrachte und genoss ich meine Freizeit".

 

Ohne Berufsberatung sei die Berufswahl nicht einfach gewesen. "Ich bestand die Aufnahme an die École normale, die höhere  Lehrer:innen-Ausbildung. In den vier Ausbildungsjahren mit vielen neuen Fächern waren Handarbeiten und Turnen noch immer nicht meine Lieblingsfächer. Schon früh, während den Ferien, habe ich bei der Nestlé gearbeitet und konnte so auch meine Eltern etwas finanziell unterstützen", blickt die Pensionärin zurück.

 

Nach dem Abschluss der Ausbildung durften sich die jungen Lehrer:innen nicht einfach so bewerben, "wir standen dem Kanton zur Verfügung und wurden an verschiedene Schulen verteilt". Während dem Praktikum lernte sie ihren Fredy kennen. An ihrer ersten Stelle in Moudon (PLZ: 1510) hatte sie das Glück, dass ihr zukünftiger Ehemann vis a vis der Schule seine Ausbildung als Käser absolvierte.

 

1350 gehört ebenso wie 1510 und 3510 zum roten Faden

Die Zahlen eins, drei, fünf und null der Postleitzahlen ihrer Wohnorte wiederholen sich, eben wie ein roter Faden. Mit der Heirat 1971 wollte das junge Paar eine Familie gründen. "Wir zogen nach Konolfingen, unsere drei Knaben wurden alle in Oberdiessbach geboren. Wir konnten später etwas Land in Freimettigen erwerben und unser Eigenheim bauen".

 

Die schöne Zeit in Freimettigen habe sie genossen und wenn immer möglich aktiv am Dorfleben mitgemacht. So hat sie auch den damals etwas eingeschlafenen gemischten Chor Freimettigen mit Peter Knecht 1979 wieder aktiviert. Zuerst als Präsidentin und Sängerin des Chores. Der Chor liege ihr heute noch immer am Herzen sagt sie. Von 1994 bis 2000 setzte sich die heutige Konolfingerin als Gemeinderätin in Freimettigen ein.

 

Prost, Dreifuss, Couchepin, Burkhalter und Kassensturz

"Als unsere Söhne selbständiger wurden, wollte ich wieder arbeiten. Als Stellenvermittlerin konnte ich zu Hause arbeiten. Das schönste war, wenn ich dabei Knaben ins Welschland zu Familien vermitteln konnte. Auch für die Familie des ehemaligen Formel-1-Fahrer Alain Prost konnte ich eine junge Frau als Unterstützung vermitteln. Als Präsidentin der landeskirchlichen Stellenvermittlung musste ich einmal Red und Antwort im SRF-Kassensturz geben".

 

Weitere Arbeitsstellen beim Departement des Innern (EDI) mit der Bundesrätin Ruth Dreifuss, den beiden Bundesräten Pascal Couchepin und Didier Burkhalter als oberste Chefs meisterte die Konolfingerin mit Bravour. Sie bildete sich weiter und als Personalfachfrau fand sie verschiedene Stellen in den Bundesverwaltungen. "Gerade im eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (EGBG) lernte ich sehr viel. Ich war fasziniert, wie Blinde tastaturschreiben oder lernte, mit Gehörlosen per Handy zu kommunizieren".  

 

Nach der Pensionierung haben sich Michels wieder entschlossen, nach Konolfingen zu ziehen. Seit 2018 wohnen sie nun sehr nahe beim Bahnhof. Neben der Arbeit genoss Madeleine Michel mit ihrem Ehemann aber auch das Reisen und Wandern und natürlich die sieben Grosskinder. Einmal mehr waren die Anwesenden von der erfüllten Lebensgeschichte fasziniert.

 

www.zaeme-aktiv.org


Autor:in
Willi Blaser für den Verein Zäme Aktiv Region Konolfingen - ZAK
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Erstellt: 19.04.2022
Geändert: 19.04.2022
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