Lesung in Konolfingen: Kommissär Höchstetter rollt Verbrechen auf

Die Gastgeberin Eliane Leibundgut vom Bistro "Friedrich Genuss & Erlebnisse" mitten in Konolfingen hat sich zum Ziel gesetzt, den Gästen immer wieder etwas Neues zu bieten. "Der Name Friedrich hat nichts mit Friedrich Dürrenmatt zu tun, es ist vielmehr eine Hommage an unseren Gründer, Friedrich Wilhelm Raiffeisen", begrüsste Leibundgut die Gäste im ausgebuchten Friedrich. "Werner Weber führt uns mit seiner Vorlesung in die Zeit vor rund 100 Jahren. Der weltberühmte Schriftsteller, Dramatiker und Maler wäre dieses Jahr 100-jährig geworden. Werner Weber als Co-Museumsleiter ist, zusammen mit vielen anderen, Initiator der Sonderausstellung 'Konolfingen zur Zeit Dürrenmatts' im Dorfmuseum Alter Bären."

Starker Bezug zu Konolfingen

"'Der Pensionierte' ist Dürrenmatts fünfter Kriminalroman. Das Manuskript wurde von Dürrenmatt 1969 in Puerto Rico begonnen und mehrfach überarbeitet, blieb aber unvollendet", erklärte Weber. Der Kriminalroman sei aber sehr Konolfingen-bezogen. Viele Namen, Orte und Begebenheiten beziehen sich auf den Geburtsort Dürrenmatts, fährt Weber fort.

Der Protagonist des Romans, der Kommissär Höchstetter der Berner Kantonspolizei, der am vorletzten Tag seiner vorzeitigen Pensionierung von seiner siebten Ehefrau geschieden wird, ähnelt stark der literarischen Figur des Kommissar Bärlach aus den Kriminalromanen "Der Richter und sein Henker" und "Der Verdacht".

Nicht verhaften, Fehlhandlungen nachweisen

Nach einem Gelage mit seinem vertrauten Scheidungsrichter sucht er seine unerledigten Fälle auf: einen Versicherungsbetrüger, einige Diebe. Sein Ziel ist es nicht, sie zu verhaften, sondern ihnen ihre Fehler nachzuweisen, die sie überführt hätten. Im Verlauf seiner langen Tätigkeit hatte er aus Humanität und Wissen um das Ungenügen menschlicher Gerechtigkeit sie alle entkommen lassen.

Ein weiteres Kapitel handelt vom Bankraub der ersten Bank, der "Ersparniskasse von Konolfingen". Mit einem Schweissbrenner aus der damaligen Berner-Alpen-Milch-Gesellschaft raubten die Täter den Tresor aus der Bank die damals am Kirchweg stand. Friedrich Dürrenmatt verwickelt auch hier Wahrheit und Dichtung. Ein anderes Kapitel befasst sich mit einem Politiker, den der Kommissär schätzt und dem ein Skandal droht. Der Kommissär hatte einst dessen strafbaren, homosexuellen Handlungen nicht aufgedeckt.

Mit seiner perfekten, abwechslungsreichen und unterhaltsamen Lesung zog Werner Weber die Gäste in den Bann des zum Teil amüsanten, aber auch hintergründigen Kriminalromans.