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Konolfingen - Mutter protestiert gegen Schulplanung

Quelle
Berner Zeitung BZ

Eine dreifache Mutter will ihr Haus verkaufen, weil sie ihre Kinder nicht im geplanten Neubau im Stalden zur Schule schicken will.

Das Schulhaus Dorf in idyllischer Umgebung: Sobald der Neubau im Stalden steht, wird es geschlossen. (Foto: Christian Pfander)

Fiona W. schüttelt den Kopf. "Nein, bei mir bleibt einfach ein fader Nachgeschmack." Die junge Frau spricht über die Abstimmung zum neuen Schulhaus in Konolfingen. In der Gemeinde sollen die Schulstandorte zentralisiert und die Kinder der gesamten Primarstufe in einem runden Neubau untergebracht werden. Vor drei Wochen stimmte die Konolfinger Bevölkerung über das Vorhaben ab– und hiess das Projekt mit winzigen drei Stimmen Unterschied gut. "Da würde es mich brennend interessieren, wie viele von diesen Stimmzetteln unleserlich waren oder sonst ungültig ausgefallen sind", sagt Fiona W.

 

Der Gemeinderat hingegen macht sich wegen dieses knappen Resultats keine Sorgen, wie er gegenüber dieser Zeitung bestätigt hat. Auch das kann die Konolfingerin nicht verstehen. "Dieses Ergebnis ist kein klarer Entscheid für den Neubau, sondern dafür, dass das Stimmvolk gespalten war." Das sei im Dorf an jeder Ecke zu hören, die Kosten von über 30 Millionen würden genauso zu reden geben wie die ungewöhnliche Form.

 

"Ein radikaler Schritt"

Der Grund, weshalb sie sich nicht mit der Abstimmung abfinden will, ist für sie ein ganz einfacher. Sie hat in Konolfingen ein Haus an exakt diesem Standort gekauft, damit ihre drei Kinder zu Fuss zur Schule gehen und ohne viel Verkehr auf ihrem Schulweg und in einer ländlichen Gegend aufwachsen könnten. Genau das wäre beim Schulhaus Dorf der Fall. Dieses wird aber geschlossen, sobald der Neubau im Stalden fertiggestellt ist. "Und dann soll ich meine Tochter, die dann knapp vierjährig sein wird, mit dem Schulbus in die Basisstufe schicken?", fragt sie und schüttelt wieder den Kopf.

 

Auch im Informationsbulletin der kantonalen Erziehungsdirektion stehe, dass Eltern ihr Kind nicht mit dem Auto in die Schule fahren, sondern mit ihm den Schulweg üben sollen, bis es ihn selbstständig bewältigen könne.

 

Für W., die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, damit ihre Kinder im Dorf nicht mit dem Thema konfrontiert werden, war nach dem Ja zum neuen Schulhaus klar, dass sie ihre Kinder, von denen zwei das 2,5 Kilometer entfernte Stalden-Schulhaus besuchen würden, nicht dorthin schicken will. "Wenn ich ein geeignetes Haus in einer anderen Gemeinde finde, ziehe ich sofort hier weg", sagt sie deshalb. Natürlich, das sei ein radikaler Schritt.

 

Aber: "Der Hauptgrund, weshalb ich mich für dieses Haus entschieden habe, ist nicht mehr vorhanden." Bereits hat sie sich nach einer Alternative umgesehen, irgendwo, wo es wieder eine Basisstufe oder einen Kindergarten in Gehdistanz geben würde. "Es geht mir dabei wirklich in erster Linie um die kleinen Kinder, für die grösseren ist der längere Schulweg oder der Transport mit dem Schulbus kein Problem."

 

Irreführende Werbung

Die Konolfingerin spricht auch die neue Überbauung Grünegg an, die 2019 fertiggestellt wird und wo bereits viele Wohnungen verkauft wurden. Auf der Website werde mit dem nahen Schulhaus Dorf sogar geworben. Tatsächlich ist dort zu lesen: "Der Schulbus in Konolfingen ist gratis, wobei zu sagen ist, dass die Grünegg nur wenige Gehminuten von der Primarschule entfernt liegt." Ob die neuen Eigentümer wohl damit gerechnet haben, dass es dieses Schulhaus bald gar nicht mehr geben wird, daran zweifelt Fiona W.

 

Für den Schulweg ihrer Kinder nimmt die dreifache Mutter in Kauf, ihr Haus mit Verlust zu verkaufen. "Ich rechne sogar damit, dass ich nicht mehr so viel dafür bekomme, gerade weil das Schulhaus geschlossen wird", erklärt sie. Die Liegenschaft sei dann weniger attraktiv für eine Familie mit kleinen Kindern.

 

Der Schulhausneubau soll 2021 bezugsbereit sein –so lange können die Kinder aus der Umgebung noch zu Fuss ins alte Schulhaus gehen.


Autor:in
Annic Berset, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 19.12.2018
Geändert: 20.12.2018
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