- Region
Konolfingen: Vortrag über komplexe Probleme und Simulatoren im Eisenbahnbetrieb
Der ehemalige Bahnhofvorstand der EBT und später RM, Jürg Suter, erklärte in seinem spannenden Vortrag wie er das komplexe Eisenbahnsystem untersucht und wertvolle Informationen liefert.
Der Oberländer Jürg Suter hat sich als ehemaliger Bahnhofvorstand der Emmental-Burgdorf-Thun-Bahn (EBT) - er begann seine Bahnbetriebs-Lehre in Grosshöchstetten – intensiv mit der Matur und Uni sowie Praktikums-Stellen weitergebildet. Als Dr.-Ing. und diplomierter Geograph macht er heute mit seinem riesigen Fachwissen Forschungsarbeiten mit Fallstudien. Dazu hat er 2013 den Verein "Dynamisches Eisenbahn System Modell" (DESM) – damals noch im Bernapark in Stettlen – gegründet. "Der Verein DESM befasst sich mit der Anwendung von Simulationen für die Untersuchung von komplexen Problemstellungen im Eisenbahnsystem. Zu diesem Zweck betreibt der Verein DESM – heute in Boltigen – ein Forschungslabor, in welchem ein umfassendes Instrumentarium mit Fahr- und Stellwerksimulatoren entwickelt wird. Vor dem Hintergrund der Automatisierung stellen Simulatoren oft die einzigen Instrumente für die Untersuchung von nicht quantitativ messbaren Einflussfaktoren dar", erklärte er.
Entwicklungsfortschritt
Die Entwicklung der Technik und die Zunahme des Verkehrs auf der Schiene führen zu einer stets höheren Komplexität im System der Eisenbahn. Die Automatisierung in der Betriebsführung, der Sicherungsanlagen und der Fahrzeuge kann einen empfindlichen Verlust von Systemkenntnissen zur Folge haben. Auf den meisten Bahnhöfen gibt es heute keine Zugverkehrsleiter mehr. Diese haben eng mit den Lokführern zusammengearbeitet und die Anlagen in ihrem Verantwortungsbereich genau gekannt. Die Konstruktion von modernen Triebfahrzeugen erlaubt es dem Lokführer oft nicht mehr, den Ausfall von technischen Komponenten mit seiner Berufserfahrung selbst beheben zu können. "Es stellt sich heute die Frage, ob dem Ersetzen von jahrelanger Erfahrung durch die Technik gewisse Grenzen gesetzt sind und ob sich diese auf das Gesamtsystem auswirken, so Suter.
Loksimulationen
Heute werden Simulatoren bei der Eisenbahn hauptsächlich zu Ausbildungszwecken eingesetzt. Mit den Simulatoren im Labor in Boltigen sei es möglich, vom Eisenbahnnetz unabhängigen Betrieb und unter gleichen Bedingungen, viele Reaktionen der Lokführer:innen zu sammeln und auszuwerten. "So entstehen Fallstudien, die den Bahnbetreibern wertvolle Erkenntnisse liefern". In Boltigen werden die unterschiedlichsten Fahrzeug-Führerstände so umgebaut, dass eine wirklichkeitsnahe Bedienung inklusive Streckenfilme genutzt werden können. Die verschiedenen Signale können durch den Instruktor, der entfernt vom Lokführer sitzt, bedient werden. So können die verschiedenen möglichen Signalfälle simuliert werden.
Sprachsimulationen
Gemäss Verordnung müssen die Lokführer:innen über genügend Sprachkenntnisse verfügen, dass eine aktive und effiziente Kommunikation im Routinebetrieb, in schwierigen Situationen und im Notfall möglich ist. "Deshalb haben wir auch eine simulationsbasierte Sprachschulung entwickelt und schon erfolgreich auf einigen Bahngebieten eingesetzt", erklärt der engagierte Leiter des DESM.
Simulator im Dorfmuseum
Mit seinem engagierten Team hat Jürg Suter auch den ehemaligen historischen Führerstands-Prototypen der EBT in einen funktionsfähigen und attraktiven Simulator umgebaut. Dieser Simulator kann, anlässlich den Öffnungszeiten, selber bedient werden. Die Besuchenden können wählen auf welchem Streckenabschnitt zwischen Bern und Luzern sie fahren wollen. Fachkundige Lokführer helfen und unterstützen bei der Bedienung.
Erstellt:
10.09.2025
Geändert: 10.09.2025
Klicks heute:
Klicks total:
Bei BERN-OST gibt es weder Bezahlschranken noch Login-Pflicht - vor allem wegen der Trägerschaft durch die Genossenschaft EvK. Falls Sie uns gerne mit einem kleinen Betrag unterstützen möchten, haben Sie die Möglichkeit, dies hier zu tun.