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Konolfingen - Unschuldig im Theater zwischen Spiel und Wirklichkeit

Das vor einem Jahr aus den bekannten Gründen abgesagte Theater "Die Panne" konnte nun mit der Hauptprobe am 4. und der Premiere am 5. Januar 2022 aufgeführt werden. Die Schauspieler des Theaters an der Effingerstrasse zeigten zum 101. Geburtstag von Friedrich Dürrenmatt einen wahren Theaterleckerbissen im Dachstock des Dorfmuseums Alter Bären.

Staatsanwalt Wucht alias Christoph Keller (links) verkündet ein erstes Urteil (Bilder: Susi Blaser)
Verteidiger/Henker alias Simon Wenigerkind (links) berät Traps alias Aaron Frederik Defant
Alfredo Traps (Mitte) mitten im Verhör

Schon vor zwei Jahren plante das Theater an der Effingerstrasse die 1956 veröffentlichte, skurrile Geschichte "Die Panne" von Friedrich Dürrenmatt in verschiedenen Gasthäusern aufzuführen. "Leider kam es dann aus den bekannten Gründen nicht dazu, das Theater zum 100. Geburtstag am 5. Januar 2021 von Dürrenmatt aufzuführen. Wir sind glücklich, dass wir dies zum 101. Geburtstag jetzt in Konolfingen nachholen können", freute sich der künstlerische Leiter Alexander Kratzer.

 

Das Interesse war schon 2021 gross. Aufgrund des grossen Interesses entschieden sich die Verantwortlichen des Theaters an der Effingerstrasse, die Gemeinde Konolfingen und der Verein Alter Bären, auch die Hauptprobe öffentlich zugänglich zu machen. Im Dachstock des Dorfmuseums glänzten Aaron Frederik Defant als Alfredo Traps, Christoph Keller als Richter und Staatsanwalt sowie Simon Wenigerkind als Verteidiger und Henker mit ihrer Schauspielkunst. Zusammen mit ihrem Regisseur Stefan Meier vermochten sie das Publikum in den Bann zu ziehen.

 

Inszenierte Gerichtsverhandlung

In der Geschichte, typisch Dürrenmatt, spielt der Richter in seiner Villa mit seinen ehemaligen Kollegen alte Gerichtsprozesse durch. Dabei handelt es sich um die Zusammenkunft pensionierter Juristen – ein Richter, ein Staatsanwalt, ein Verteidiger und ein Henker. Nach selbsternannten Grundsätzen wird verhandelt und gerichtet. Dieser Herrenabend wird jeweils mit einem opulenten Mahl, das nicht nur Schildkrötensuppe, Käse und Schlachtplatte, sondern auch eine grosse Menge erlesener Weine mitbringt, zelebriert.

 

So kommt es, dass der Textilhändler Alfredo Traps nach einer Autopanne auf Empfehlung nur noch die Unterkunftsmöglichkeit beim Richter findet. Dieser lädt ihn freundlich ein, am Essen und ihrem Spiel als Angeklagter teilzunehmen. Traps spielt mit und übernimmt die Rolle des Angeklagten. Vorerst ist sich Traps keiner Schuld bewusst, doch nach und nach verstrickt er sich auch unter dem Alkoholeinfluss. Auch die mahnenden Worte seines Verteidigers nützen nichts, der Richter und Staatsanwalt drängen ihn zum Bekenntnis. Traps erkennt seine Schuld, nimmt das herannahende Urteil an…

 

Theatererlebnis endet mit Urteil des Publikums

Friedrich Dürrenmatt hat unterschiedliche Varianten für einen möglichen Schluss geschrieben. "Sie liebes Publikum müssen nun nach dem nicht so opulenten Mahl entscheiden, welches Urteil gefällt wird", fordert Richter alias Christoph Keller das Publikum zum Entscheid auf. Im kurzen Unterbruch servierte das Bärenteam den Gästen ein Chili con Carne zur Hauptprobe und ein Pilzrisotto zur Premiere. Nach diesem, nicht wie in der Geschichte geschriebenen opulenten Mahl, musste also das Publikum entscheiden. Knapp entschied sich das Hauptprobepublikum zu unschuldig und dann auch ganz klar bei der Premiere zu unschuldig. So führte der Henker Pilet den Angeklagten Traps mit einigem Schmunzeln zum Schlafen in sein Zimmer. Traps erwacht am Morgen und erinnert sich wie im Traum an den "Gerichtsabend".

 

"Wir sind sehr froh, dass wir mit der finanziellen Unterstützung der Gemeinde sowie dem Mithelfen des Vereins alter Bären dem Theater an der Effingerstrasse diesen feinen Abend ermöglichen konnten. Mir hat es ausserordentlich gut gefallen, und ich hoffe, dass es auch für sie ein amüsanter Abend wurde", freute sich Gemeindepräsident Heinz Suter. Der grosse Applaus bewies es, der Theaterleckerbissen gefiel ganz besonders.

 

www.museum-alter-baeren.ch


Autor:in
Willi Blaser, Dorfmuseum Alter Bären Konolfingen
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Erstellt: 11.01.2022
Geändert: 11.01.2022
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