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Kreuz Vechigen: Vreni und Ruedi Schneider werden fehlen

Das Wirtepaar Vreni und Rudolf Schneider hört Ende Jahr auf. Nach 31 Jahren im Kreuz Vechigen lassen sich die beiden pensionieren. Sie erzählen aus den Anfangszeiten und wie es mit dem Kreuz weitergehen wird.

Kreuz Vechigen: Rudolf und Vreni Schneider hören nach 31 Jahren auf. (Bilder: Rolf Blaser)
Das Kreuz Vechigen mit den beliebten beiden Terrassen.
Das Wirtepaar mit ihrem Nachfolger, Uthayakumar Somasundaram, kurz: Kumar (Mitte).

In der Gaststube des Kreuz' Vechigen ist an diesem Dienstagnachmittag einiges los. An einem Tisch sind drei Männer beim Jassen. Am Tisch nebenan wird bei einer Stange diskutiert. Vreni Schneider empfängt mich herzlich. Bei Kaffee und Tee erzählen mir Vreni (64) und Rudolf (67) Schneider, wie sie damals im Kreuz angefangen haben.

 

Neu im Kreuz

"Wir waren schon immer in der Gastronomie", sagt Vreni Schneider. Ihr Mann Rudolf lernte Beck-Konditor im Obstberg in Bern und danach noch Koch. Sie lernte Hotelfachassistentin in der Krone Aarberg. Ihre Mutter hörte damals, dass das Kreuz jemand Neues suche. Die beiden meldeten sich und erhielten prompt den Zuschlag. Das Kreuz gehörte schon damals der Vorsorgestiftung der Olwo. Die wollte jemanden, der in Vechigen wohnt.

 

Läberli statt Morcheln

"Vor uns war eine Pensionierte hier, die aus Freude kochte. Sie war bekannt für ihre Morchelsauce und die tiefen Preise." Vreni und Rudolf setzten von Beginn an auf eine gutbürgerliche Küche. "Schnipo, Zunge, Berner Platte oder auch Läberli sind immer sehr gefragt. Unsere Läberli sind gewürfelt, nicht geschnetzelt, das macht sie besonders speziell." Auch bei den Jungen kämen die Gerichte aus Rudolfs Küche gut an. "Zu den Klassikern zählen Cordon bleu und Rahmschnitzel, dazu Gemüse und Salat", sagt Rudolf Schneider.

 

Treue Stammkundschaft aufgebaut

Mit ihrer Küche und der herzlichen Art trafen Schneiders ins Schwarze. Die Gäste schätzen das Kreuz, auch wenn man mit dem Auto von der Worbstrasse im Tal unten bis zum letzten Haus im Dorf Vechigen fahren muss. "Als wir anfingen, hatten wir einen Verein, der zu uns kam. Das brauchte schon Aufbauarbeit." Es sprach sich rum und es kamen immer mehr.

 

"Heute kommen Gäste von Worb, Boll und natürlich aus Vechigen. Wir haben auch Stammgäste, eine Firma aus Worb, für die ist jeden Mittag ein Tisch reserviert." Schneiders servieren am Mittag zwischen 30 und 40 Menus. Gärtner, Büetzer und Pensionierte schätzen das Menu für 17 Franken mit Suppe und Salat.

 

Immer diese Formulare

Früher war nicht alles besser, aber anders. Auch in der Gastronomie hat sich vieles verändert. Am schlimmsten sei die zunehmende Bürokratie, sagen Schneiders einstimmig. Vreni sagt: "Man muss heute alles aufschreiben, wann was geputzt wurde. Wir hatten nie eine schlechte Probe. Es müssen Temperaturen, Werte und Daten notiert werden. Früher zählte noch der gesunde Menschenverstand, heute braucht es für alles ein Formular."

 

Früher blieben Vereine und Gäste auch länger sitzen. "Wobei", sagt Rudolf Schneider mit einem Augenzwinkern, "heute ist man auch froh, bleiben nicht mehr alle bis um halb eins in der Nacht." Die beiden seien mit ihren Gästen auch älter geworden.  

 

Das wird fehlen

Vermissen werden Schneiders vor allem: "Unsere Gäste, da hat man über die Jahre schon eine Beziehung aufgebaut, man sah auch viele kommen und gehen. Für viele war das Kreuz wie eine zweite Stube, gerade für Leute, die einsam sind." Die Dankbarkeit der Gäste sei es auch gewesen, welche sie immer motiviert habe, weiterzufahren. Dafür freuen sich beide darauf, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen, auf freie Wochenenden und auch mal wieder ein Fussballmatch schauen zu gehen. "Langweilig wird's nicht", schmunzelt Rudolf Schneider.

 

Im Kreuz geht’s weiter

Bis Ende Jahr kann man die Läberli bei Schneiders noch geniessen. Danach wird das Kreuz während zwei Monaten sanft renoviert. Ab März geht es weiter. Koch Uthayakumar Somasundaram, kurz Kumar, der seit fünf Jahren im Kreuz kocht, wird das Restaurant übernehmen. Vreni Schneider kann noch nicht vollständig loslassen. "Ich helfe noch ein wenig im Service aus. Das wird einen Wechsel geben, aber das war schon bei uns so."

 

[i] Restaurant Kreuz, Vechigen


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch
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Erstellt: 03.12.2021
Geändert: 18.02.2022
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