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Kulturgruppe Walkringen - "Wir haben uns wacker durchgestrampelt“

Die Kulturgruppe Walkringen löst sich nach 30 Jahren auf. Rosette Schüpbach war vom Anfang bis zum Schluss dabei und hat jedes der 126 Konzerte besucht. Ein Rückblick.

Sie prägten die Kulturgruppe Walkringen: Rosette Schüpbach und Rolf Ritschard. (Bild: Annalisa Hartmann)
Die Fete de la Musique war jeweils ein Highlight. (Bild: zvg)
Die Kunst von "Heinz" hat Rosette Schüpbach besonders berührt.
Kirchgemeindepräsident Thomas Bücherer hat sich auch im Gästebuch verewigt: Er trat selber mit der Trompete in der Kirche auf.
Die Gästebucheinträge erinnern an lustige Anekdoten.

Als zum 30-Jahr-Jubiläum der Kulturgruppe jiddische Klezmerklänge durch die voll besetzte Kirche Walkringen hallten, wurde es Rosette Schüpbach gleichzeitig warm und auch etwas schwer ums Herz. Es handelte sich gleichzeitig auch um das letzte Konzert, das die Kulturgruppe Walkringen organisiert hatte. Rosette Schüpbach war seit der Gründung dabei.

 

Sie hat jedes der insgesamt 126 Konzerte besucht – und auch in Erinnerung behalten, wie sich beim gemeinsamen Durchblättern der Gästebücher zeigt. Schüpbach hatte Freude am Dokumentieren. Zu jedem Konzert gibt es Bilder, Handschriften der Künstlerinnen und Künstler und den Konzertflyer.

 

Keinen Nachfolger gefunden

Nach 30 Jahren ist nun Schluss. Die Kulturgruppe, der zuletzt noch fünf aktive Mitglieder angehörten, hat sich aufgelöst. Rolf Ritschard war einer vor ihnen. Zehn Jahre lang war er für die Kulturgruppe tätig, zuletzt als Vorsitzender. Aber dieser Titel ist ihm nicht so wichtig. „Alle hatten gleich viel zu sagen“, stellt Ritschard klar.

 

Seine Aufgabe sei allerdings mit einem grossen Aufwand verbunden gewesen, sagt Ritschard, und es habe immer weniger aktive Unterstützung gegeben. "Wir haben uns wacker durchgestrampelt." Gerne wäre er noch weiter in der Kulturgruppe geblieben, wenn er einen Teil der Verantwortung hätte an einen Nachfolger abgeben können. „Aber ich habe niemanden gefunden.“

 

Gruppe soll neu aufleben

Die Förderung einer vielfältigen Kultur dürfe auch in Zukunft nicht fehlen, findet Kirchgemeindepräsident Thomas Bücherer. Die Kulturgruppe war ursprünglich aus der Kirchgemeinde heraus entstanden und bis zuletzt mit ihr verbunden. „Die Kirchgemeinde und die Kulturgruppe waren ein Gespann, welches in all den Jahren sehr gut harmonierte“, sagt Bücherer. Das solle auch so bleiben. Kulturinteressierte, welche die Gruppe weiter führen wollen, können sich bei der Kirchgemeinde melden.


 

Etwas anderes als Blasmusik

Ausgangspunkt für das vielfältige Kulturleben war vor 30 Jahren die Renovierung der Kirche und die neue Orgel. „In der Kirchgemeinde entstand der Wunsch, die Kirche auch anders zu nutzen als nur für Gottesdienste und Abdankungen“, sagt Rosette Schüpbach. Diese Idee habe ihr sehr entsprochen. Denn Schüpbach hatte den Wunsch, neben dem Jodelchor, dem Männerchor und der Blasmusik im Dorf auch andere Musikrichtungen zu etablieren.

 

„In der Kulturgruppe hatte jeder seine eigenen musikalischen Vorlieben und Netzwerke“, sagt Ritschard. Um namhafte Künstler und Formationen wie Michael Zisman, Katharina Zimmermann oder die Camerata Bern nach Walkringen zu holen, haben die Mitglieder der Kulturgruppe häufig sehr viel Zeit investiert und – wie etwa Rosette Schüpbach – seitenlange Briefe geschrieben.


 

„Nicht in die Norm passen“

Für Rosette Schüpbach gehören aber nicht nur die Begegnungen mit namhaften Künstlern zu den Highlights. Auch ein junger bildender Künstler, Heinz Röthlisberger, ist ihr in besonderer Erinnerung geblieben. Er ist geistig behindert. Seine Bilder durfte er in der Friederika-Stiftung ausstellen. „Es hat mich beeindruckt, wie er sich über die Kunst ausdrücken konnte“, sagt Schüpbach. „Diese Art von Kunst und Förderung muss auch Platz haben in unserer Kultur.“

 

Ritschard dagegen hat ein Flair für aussergewöhnliche Instrumente und Interpretationen, Konzerte, die „nicht so in die Norm passen“, wie er sagt. Er nennt Didgeridoo, Tango oder komische Neuinterpretationen von Volksmusik.

 

[i] Die Kirchgemeinde Walkringen hat sich zum Ziel gesetzt, eine neue Kulturgruppe zu bilden, um die kulturelle Vielfalt im Dorf zu fördern. Interessierte können sich per Telefon 031 701 06 79 oder E-Mail sekretariat@kirche-walkringen.ch melden.

 


Autor:in
Annalisa Hartmann, annalisa.hartmann@bern-ost.ch
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Erstellt: 24.03.2019
Geändert: 24.03.2019
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