• Region

Landiswil - Ein neuer Gemeinderat und wieder Computerprobleme

In Landiswil wurde mit Peter Hofer ein neuer Gemeinderat gewählt. Zur Auswahl standen drei Personen – für die kleine Gemeinde eine luxuriöse Situation. Weniger luxuriös sieht es in der Gemeindekasse aus. Für die nächsten Jahre drohen Defizite. Mit einem Problem kämpft auch die Verwaltung. Nach dem Datenverlust vor gut einem Jahr leiden die Angestellten wieder unter Computerproblemen.

Landiswil hat einen neuen Gemeinderat. (Bilder: Archiv BERN-OST, Anina Bundi)
Der neue Gemeinderat Peter Hofer (links) und der jetzige Amtsinhaber Martin Neuhaus. (Bild: Anina Bundi)
Landiswil hatte am Freitag Gemeindeversammlung. (Bild: Archiv BERN-OST)

Die Gemeindeversammlung begann mit der Ehrung der Landiswiler Jungbürger:innen durch Gemeinderätin Cornelia Müller. "Das ist eine meiner liebsten Arbeiten und ich freue mich jedes Mal darauf, die jungen, flotten Leute vorzustellen", sagte sie.

 

Fünf Landiswiler Teenager wurden oder werden dieses Jahr volljährig und damit stimm- und wahlberechtigt. Müller stellte sie alle mit Namen, Beruf und Hobbies vor. Im Vorfeld hatte sie mit Ihnen Interviews geführt und gefragt, ob sie sich für Politik interessieren und sich an kommenden Abstimmungen beteiligen werden. Alle fünf haben das zumindest vor.

 

Man hilft sich - und es wird viel geredet

Auch nach den guten und schlechten Seiten ihrer Heimat Landiswil hatte Müller die fünf befragt. Positiv genannt wurde hier, dass man sich kenne und helfe. Das bringe aber auch mit sich, dass "viel geredet" werde. Zwei von ihnen kamen an die Gemeindeversammlung und nahmen den Bürger:innenbrief persönlich entgegen. "Wir freuen uns, Euch in die Politik aufzunehmen", so Müller.

 

Stolz auf Dreierticket

Als zweites folgte das wohl wichtigste Geschäft des Abends. Gleich drei Personen stellten sich als möglichen Ersatz für den abtretenden Gemeinderat Martin Neuhaus zur Wahl: Cornelia Hasler-Marti, Peter Hofer und Ulrich Rüegsegger. "Wir sind stolz, dass es für diesen Sitz ein Dreierticket gibt", sagte Gemeindepräsident Samuel Wittwer. Das grosse Engagement zeige, dass Landiswil "ein reifes Volk" habe.

 

"Jemand darf und muss halt"

Trotz der grossen Auswahl gab es schon im ersten Wahlgang einen Sieger, der mehr als die Hälfte der Stimmen erhielt. Der neue Gemeinderat heisst Peter Hofer, er erhielt 32 Stimmen. Er sei angefragt worden, sagte er vor der Wahl. "Jemand darf und muss das halt machen. Und wenn man 'usrüefe' kann, dann muss man halt auch die Hände aus dem Hosensack nehmen und etwas geben." Hofer ist 45-jährig, Militärkoch, verheiratet und hat zwei Kinder.

 

Mit 17 Stimmen das zweitbeste Resultat erreichte Hasler-Marti. Chancenlos blieb mit zwei Stimmen Rüegsegger.

 

Mehr Kompezenz für den Gemeinderat

Weiter wurden an der Gemeindeversammlung das Budget und ein revidiertes Organisationsreglement einstimmig angenommen. Grösste Änderung ist die Finanzkompetenz des Gemeinderats. Bisher konnte dieser abschliessend nur Beträge bis 20'000 Franken genehmigen, bis 60'000 Franken mit fakultativem Referendum. Neu kann er bis zu 80'000 Franken abschliessend beschliessen und bis 150'000 Franken mit fakultativem Referendum. Beträge über 150'000 Franken müssen weiterhin zwingend von der Gemeindeversammlung genehmigt werden.

 

Viele Umbauten - weniger Geld für die Gemeinde

Das Budget 2023 wurde von Finanzverwalterin Tamara Jenni vorgestellt. Im Allgemeinen Haushalt schaut voraussichtlich ein Minus von rund 190’000 Franken heraus. Bei den Ausgaben gebe es Kostensteigerungen, die grösstenteils nicht beeinflussbar seien, so Jenni. Bei den Steuern rechnet Landiswil mit eher bescheidenen Einnahmen. Zurzeit werde im Dorf viel gebaut. Das werde sich deutlich auswirken, da vieles von den Steuern abgezogen werden kann. Für das kommende Jahr sind Investitionen von 815'000 Franken vorgesehen, darunter eine Darlehenstranche an die Wärmeverbund Landiswil AG.

 

Finanzplan: "Wir hoffen, dass es besser kommt"

Weiter in die Zukunft bleiben die Prognosen unsicher. "Beim Aufwand ist die Tendenz steigend, der Ertrag aus den Steuern ist unbeständig", so Jennis Zusammenfassung. Die Gemeinde wird voraussichtlich auch in den nächsten Jahren ein Minus schreiben und dafür den Bilanzüberschuss auf bis zu 135'000 Franken abbauen. Der Finanzplan sei aber eher vorsichtig und pessimistisch, relativiert Jenni zum Schluss. So seien etwa die Rückzahlungen des Wärmeverbunds noch nicht eingerechnet. "Wir hoffen, dass es sich besser entwickelt."

 

Hackerangriff beim Cloudanbieter

Unter Verschiedenes berichtete Gemeindepräsident Samuel Wittwer von erneuten Computerproblemen auf der Verwaltung. Während letztes Mal eine Fahrlässigkeit beim Cloudanbieter Schuld war (BERN-OST berichtete), ist dieses Mal kriminelle Energie im Spiel. Der Cloudanbieter, die Firma, bei der Landiswil seine Daten speichert, wurde gehackt und musste seine Rechenzentren herunterfahren, um weiteren Schaden zu verhindern. Es gebe keine Hinweise auf Datenverlust, so Wittwer. "Aber sie leiden auf der Verwaltung." Betroffen sind nicht nur Datenbanken, auf die der Zugriff nun fehlt, sondern auch die meisten Programme, mit denen die Angestellten ihre Arbeit machen, unter anderem auch das Mailprogramm. Man rechne damit, dass bald alles wieder funktioniere. Nach neuesten Informationen könnte das schon beim Erscheinen dieses Artikels sein.

 

[i] An der Gemeindeversammlung nahmen 51 Stimmbürger:innen teil, das entspricht einer Beteiligung von 10.6 Prozent. Die Botschaft zur Versammlung kann man im aktuellen Landiswiler nachlesen, die Resultate der Versammlung auf der Website der Gemeinde Landiswil.


Autor:in
Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch
Nachricht an die Redaktion
Statistik

Erstellt: 29.11.2022
Geändert: 29.11.2022
Klicks heute:
Klicks total: