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Linden - Innerbirrmoos kurz vor der Auflösung

Eine lange Tradition steht kurz vor dem Aus. Die Nutzungskorporation Innerbirrmoos in Linden kann sich finanziell kaum mehr auf den Beinen halten. Das neue Rechnungsmodell für die Buchhaltung könnte den endgültigen Todesstoss bedeuten.

Präsident Rudolf Steiner mit Sekretärin Yvonne Steiner. (Bild: Jakob Hofstetter / Wochen-Zeitung).

Braucht es die aus der Burgergemeinde entstandene Nutzungskorporation Innerbirrmoos heute noch? Diese Frage müssen sich die Mitglieder jetzt stellen und an der bevorstehenden Hauptversammlung beantworten. "Es hat eine Tragik. Aber so kann es nicht mehr weitergehen", sagt der Präsident Rudolf Steiner gegenüber BERN-OST.

 

Früher hatte die Burgergemeinde Innerbirrmoos unter anderem die Funktion einer Sozialinstitution. Man verteilte zum Beispiel Holz aus dem eigenen Wald an die armen Mitglieder, damit diese heizen und die warmen Winter überstehen konnten. Diese Zeiten sind allerdings längst vorbei. Heute geschäftet die Korporation mit dem Holz des 5,5 Hektaren grossen Nutzwaldes, den sie besitzt. Seit dem Einbruch des Holzpreises wurde es laut Steiner immer schwieriger. Heute können sie kaum mehr die Holzerlöhne zahlen.

 

Neue Buchhaltung zu teuer

Jetzt könnte die neue Buchhaltung die Finanzen der Nutzungskorporation in verheerendem Masse verschlechtern und der Organisation damit das Genick brechen. Neu müssen nämlich alle öffentlich-rechtlichen Körperschaften ihre Rechnung nach dem Harmonisierten Rechnungsmodell 2 (HRM2) ablegen. Diese Umstellung wolle die momentane Kassiererin laut Steiner nicht mitmachen und jemanden externen anstellen käme zu teuer. "Das würde uns 4000 Franken pro Jahr kosten für 30 bis 35 Buchungen. Das ist jenseits von Gut und Böse", so der Präsident.

 

Rudolf Steiner sieht drei Möglichkeiten für die Zukunft der Nutzungskorporation Innerbirrmoos: "Wir können sie ausbluten lassen, wir wandeln sie in einen Verein um oder wir lösen sie auf." Ein Verein würde zwar die Rechnungssituation vereinfachen, doch sehen die meisten im Vorstand darin nur ein Herauszögern des Untergangs. Also wird man an der Hauptversammlung vom 6. März den Mitgliedern eine Auflösung vorschlagen, solange noch ein Vermögen vorhanden ist.

 

Was mit dem Wald nach einer Auflösung geschehen würde, müssten die Mitglieder dann entscheiden. Sollte sich die Korporation zu diesem Schritt entscheiden, bräuchte sie analog zu anderen öffentlich-rechtlichen Körperschaften das Einverständnis des Grossen Rats. Braucht es die Nutzungskorporation heute noch? "Wahrscheinlich nicht. Die Zeiten haben sich verändert", antwortet Rudolf Steiner etwas resigniert.


Autor:in
Adrian Kammer, adrian.kammer@bern-ost.ch
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Erstellt: 21.02.2020
Geändert: 24.02.2020
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