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Löchlibad Obergoldbach: "Wir wollen keine Gastro-Sterne"
In der 8. Klasse hat Urs Grossen sein erstes Bier im Löchlibad getrunken. 50 Jahre später hat er die Beiz gekauft, renoviert und verpachtet. Neu bietet Adrian von Weissenfluh eine ursprüngliche, moderne Küche. Kann das gut gehen? Wir denken ja.
Heute Sonntag, 1. Mai eröffnet das neue Löchlibad. Das Löchlibad muss man erst finden. Es liegt ein wenig versteckt in den Hügeln zwischen Walkringen, Obergoldbach und Arni. Vor über hundert Jahren gingen die Leute zum Kuren ins Löchlibad. Eine Badewanne von damals dient heute als Blumentrog.
Lieber Beiz als Wohnungen
Im vergangenen Oktober hat die damalige Wirtin Johanna Schwab das Löchlibad nach 27 Jahren verlassen. Gekauft hat es der Mann, der hier seine erste Stange gekippt hat: Urs Grossen. Heute ist er 60 und sagt: "Wir wollten nicht, dass hier Wohnungen entstehen." Dass im Löchlibad weiterhin gewirtet wird, war ihm wichtig. Von den Banken erhielt er keine Unterstützung, deshalb finanzierte er den Kauf und die Renovation selbst. "Die Leute von den Banken kommen dann am Sonntag hier spazieren und geniessen die Ruhe auf der Terrasse, aber finanzieren wollen sie das nicht", so Grossen.
Das kleine Hotelzimmer
Grossen hat viel Geld und Energie in die Renovation gesteckt. Über 150 Mal sei er seit Oktober im Löchlibad gewesen. Vor dem Haus ist eine kleine Terrasse entstanden, das Holz wurde bearbeitet, ein neuer Parkettboden verlegt, Küche, Buffet, Beleuchtung, Toiletten, alles wurde neu gemacht. Im ersten Stock wurden zwei Hotelzimmer eingerichtet. Klein, kompakt, heimelig mit einem Ausblick ins Grüne. "Wir wollen als kleinstes Swiss Historic Hotel gelistet werden", sagt Grossen. Ein Design-Hauch aus dem 19. Jahrhundert weht durch diese Zimmer, sogar die Badezimmer wurden auf alt getrimmt.
Keine Angst vor dem Emmental
Seine Arbeit sei getan, sagt Grossen. Er übergibt jetzt an Adrian von Weissenfluh. Als er von Weissenfluh das Löchlibad erstmals zeigte, war dieser noch Geschäftsführer im Chez L'Assesseur auf dem Mont Soleil im Jura. "Ich entschied mich mit 50, nochmals etwas Neues zu wagen", sagt von Weissenfluh. Er sei Berner, nicht Jurassier, das habe beim Entscheid mitgeholfen. Davor hat er beim Chrüter Oski in der Moospinte in Münchenbuchsee gekocht und in Bern den Büner geführt. "Mein Leben ist Gastronomie, das Emmental macht mir keine Angst", so der neue Patron.
Moderne Küche
Adrian von Weissenfluh und seine Partnerin Heidi leiten den Laden, in der Küche steht Michael Schütz. Schütz hat bereits im Kirchbühl in Grindelwald und im Grandhotel Giessbach gekocht. "Wir bieten eine ursprüngliche, moderne Küche", sagt er. Das Fleisch aus der Region, der Käse von Jumi, der Wein vom Vennerhus. "Ursprünglich und modern", das sei beispielsweise eine Bauern Bratwurst, die nach Bratwurst rieche, serviert mit Zwiebelsosse und Butterrösti. Geboten werde mittags und abends eine frische, ländliche Küche. "Wir wollen keine Gourmet-Sterne", betont von Weissenfluh auf Nachfrage.
Die Beiz mit der Ladestation
Eine einfache Küche von einem ambitionierten Koch, das Ganze am Ende der Welt im hintersten "Chrachen" der Bern-Ost Region. Von Weissenfluh ist überzeugt, dass dies funktioniert. Es kämen viele Wanderer, Biker und Velofahrer vorbei. Für E-Velos hat es Strom, für E-Autos ist eine Ladestation geplant. Von Worb oder Burgdorf ist man mit dem Auto in 20 Minuten im Löchlibad. "Wir setzen auf Freundlichkeit und gutes Essen, dann kommen die Leute", so von Weissenfluh.
Kultur im Löchlibad
Neben feinem Essen, einer sonnigen Terrasse und zwei Gästezimmern will von Weissenfluh auch kulturell einiges auf die Beine stellen. "Wir planen kleinere Konzerte, sei es mit volkstümlicher Musik, Jazz oder auch mit regionalen Bands." Das Löchlibad hat sich herausgeputzt. Ein neues Lokal wartet am alten Ort. Heute Sonntag ist die Eröffnung.
[i] Restaurant Löchlibad, Ochsenwald 121, Obergoldbach. Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 23 Uhr. Montag/Dienstag geschlossen.
Erstellt:
01.05.2022
Geändert: 02.05.2022
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