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Löwen Worb: «Jetzt sind wir keine Frischlinge mehr»
Vor einem Jahr haben Vinothan Kunasingam und Pratheepan Mylvaganam begonnen, sich in ihre neuen Aufgaben einzuarbeiten, Anfang Jahr haben sie das Restaurant Löwen in Worb übernommen. Inzwischen haben sich die beiden etabliert, setzen voll auf Gastfreundschaft – und mögen ihre neue Rolle.
Noch um 14 Uhr ist das Säli voll, eine gutgelaunte Gruppe plaudert beim Kaffee – eine Klassenzusammenkunft. Das hätten sie öfter, freuen sich Vinothan Kunasingam und Pratheepan Mylvaganam. Weil das Restaurant durchgehen geöffnet ist, können die Gäste nach dem Mittagessen unbekümmert sitzenbleiben und Kaffee nachbestellen. Die beiden Löwen-Wirte eilen abwechselnd durch die Gaststube und kümmern sich um die Nachmittagsgäste. Dann setzen sie sich an einen Tisch am Fenster und erzählen, wie sie die ersten Monate erlebt haben.
Familien willkommen
Die beiden, für ihre Gäste heissen sie kurz «Vino» und «Prathi», wirken zufrieden: «Es läuft gut», fasst Vino zusammen. Seit sie Anfang Jahr übernommen haben, empfangen sie zahlreiche Gäste mit Kindern und positionieren sich absichtlich als kinderfreundliches Restaurant. «Das schätzen Familien sehr», sagt Prathi. «Viele geniessen am Sonntagsmittag ein gemütliches Mittagessen, während die Kinder nach dem Essen im neu gestalteten Spielzimmer spielen.» Um dort mehr Platz zum Spielen zu schaffen, haben sie schon bald das rote Sofa und die Sessel aus dem Zimmer geräumt.
Vom Interdiscount zum Löwen
Schon vor dem Start hatten die beiden verkündet, sie wollten die kundenfreundliche Haltung aus ihrer Arbeit als Filialleiter bei Interdiscount weiterführen. Das hätten sie durchgezogen: «Unsere Kundinnen und Kunden haben bei uns immer noch erste Priorität, sie sollen sich bei uns wohlfühlen», betont Vino. «Wir wollen echte Gastgeber sein.» Das heisst für sie auch, jederzeit mit anzupacken – bei Andrang in der Küche, im Service, sogar beim Lieferservice. Besonders wichtig ist ihnen, alle Gäste persönlich zu begrüssen.
Lange Tage, aber mit Freude
Das tun sie – an sieben Tagen pro Woche: Von 11 Uhr bis halb Mitternacht ist der Löwen täglich durchgehend geöffnet, und meistens sind beide Gastgeber anwesend – jeder von ihnen hat abwechselnd einen Tag pro Woche frei. Auch Ferien nehmen sie nicht gleichzeitig, einer von ihnen hält die Stellung. Das klingt nach langen Arbeitszeiten. Pratheepan Mylvaganam nickt, ja, schon, aber die Zeit komme ihnen nicht lang vor: «Es ist unser Eigenes, und die Arbeit ist sehr abwechslungsreich.»
Treue Gäste und Vereine
Ihre gastfreundliche Haltung hat sich bereits ausgezahlt: Nicht nur viele Gäste sind ihnen treu geblieben, sondern auch die Vereine, die sich schon vorher im Löwen trafen. Vinothan Kunasingam sagt: «Dafür sind wir sehr dankbar, und wir schauen gut zu ihnen, damit sie sich weiterhin wohlfühlen.» Vor den Sommerferien hätten sie beispielsweise allen eine Runde offeriert und schöne Ferien gewünscht.
Konkurrenz in Worb? Kein Problem
Wie aber lässt sich ein Restaurant in einem Dorf führen, in dem ein paar hundert Meter weiter zwei andere Restaurants ebenfalls Gäste bewirten? Vino und Prathi nicken, klar, das sei eine gewisse Konkurrenz, besonders seit Ende März das Restaurant Hirschen wieder eröffnet wurde. Aber sie haben auch schon gehört, dass Stammkunden bewusst die Runde zwischen Löwen, Hirschen und Sternen machen und abwechslungsweise überall essen – froh, ein breites Restaurantangebot zu haben.
Wenn Kritik weh tut
Auch die Kritiken, freuen sie sich, seien in der Regel sehr gut. Manchmal aber erleben sie auch Enttäuschungen. An einem Sonntag, erzählen sie, hätten sie ein Familienfest mit 120 Essen ausgerichtet, während zwei weitere Paare ihr Mittagessen zwar ratzeputz ausgegessen hätten, aber danach online posteten, das Essen sei schlecht gewesen. «Eine ehrliche und direkte Kritik wäre uns lieber gewesen», sagt Vino: «Wir gehen jeden Tag voll motiviert an die Arbeit, und wenn wir direkt erfahren, was nicht gut war, können wir es das nächste Mal besser machen.»
Feste, Kegeln und Jubiläen
An die 20 Feste haben die Löwen-Wirte inzwischen ausgerichtet, unter anderem für den FC Worb, für Jodelvereine, ausserdem einen 90. und einen 70. Geburtstag, ein silbernes Hochzeitsfest und mehrere Beerdigungsessen. Demnächst findet ein Löwen-Herbst-Kegeln statt, darauf freuen sie sich ebenso wie der Kegelverein. Prathi sagt zufrieden: «Inzwischen sind wir nicht mehr Frischlinge, sondern gut etabliert.»
Sanfte Neuerungen im Sommer
Nach einem halben Jahr haben sie ein paar Neuerungen vorgenommen: die Dessertkarte angepasst, eine Glacekarte für den Sommer zusammengestellt und auf vielseiteigen Kundenwunsch viele Schweizer Weine neu ins Sortiment aufgenommen, Johannisbeerwein beispielsweise und Yvorne. Ebenfalls gut bewährt hätten sich die neuen ununterbrochenen Öffnungszeiten, auch die Nachmittagkarte mit Snacks und Salaten komme gut an.
Zimmer bleiben, wie sie sind
Insgesamt, sind sie sich einig, sei es gut gewesen, nicht sofort alles zu ändern, sondern zuerst die Wünsche der Gäste aufzunehmen. Anderes lassen sie weiterhin, wie es war: Die 13 Zimmer, ein bisschen in die Jahre gekommen, «begeistern durch ihre rustikale Ausstrahlung und schaffen eine heimelige Stimmung – und sie sind sie gemütlich», findet Vino: «Handwerker, Militär und Touristen schätzen die preiswerte und stadtnahe Unterkunft.»
Beliebte Klassiker und neue Ideen
Auch das Speiseangebot lassen sie weiterlaufen wie gewohnt: Nebst gutbürgerlicher Küche bieten sie Italienisch, Indisch und TexMex. Seit das Ristretto in Allmendingen geschlossen hat, führen sie dessen Spezialität weiter – das Pfännli, in dem das Fleisch am Tisch in Kräuterbutter gebraten wird. Grossen Anklang findet offenbar das erweiterte Sortiment an Cordon bleus: Nebst einer Auswahl an sieben Sorten können die Gäste ihre Wunschsorte selbst kreieren und ankreuzen, was sie wünschen.
«Wir würden es wieder tun»
Ob die beiden den Schritt noch einmal wagen würden, wenn sie gewusst hätten, was sie erwartet? Die beiden schauen einander an und nicken nachdrücklich. Vinothan Kunasingam sagt: «Ich wusste ja, worauf ich mich einlasse, und dass die Arbeitszeiten lang würden – aber ich bereue den Wechsel nie.» Pratheepan Mylvaganam doppelt nach: «Ich denke gar nicht mehr an die Zeit davor – ich bin so voll hier, ich kann mir nichts anderes mehr vorstellen.»
[i] Löwen Worb
Erstellt:
21.09.2025
Geändert: 21.09.2025
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