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Ludothek Oberdiessbach: Wie weiter ohne Leitung?

Seit 1990 gibt es die Ludothek Oberdiessbach. Nun steht sie bald ohne Leitung da. Denn die langjährige Leiterin Margherita Corte hört auf. Zwei Jahre lang suchte sie vergeblich nach einer Nachfolge. "Ich finde es sehr schade. Die Ludo ist etwas Cooles", sagt sie.

Die Nachfolgefrage ist ungelöst: Margherita Corte hört nach 17 Jahren als Leiterin der Ludothek Oberdiessbach auf. (Bild: Isabelle Berger)

Seit 18 Jahren engagiert sich Margherita Corte freiwillig für die Ludothek, 17 davon als Leiterin. "Irgendwann ist die Luft raus", sagt sie. Darum zog sie einen Schlussstrich. Die letzte Sitzung hatte sie am Montag, macht seit da nur noch Kleinigkeiten. Mit der Hauptversammlung des Frauenvereins, der die Ludothek im Rahmen einer Leistungsvereinbarung mit der Gemeinde betreibt, endet ihr Amt faktisch endgültig im Mai. Und danach? "Es läuft weiter, mit der Hoffnung, dass man noch jemanden findet", sagt Corte.

 

"Es braucht ein Zugpferdchen"

Sofern alles normal sei, sollte es auch so funktionieren. Die regelmässigen Aufgaben seien verteilt. "Aber es braucht trotzdem ein Zugpferdchen, das auch mal Initiativen ergreift", sagt Corte. Zum Beispiel für die Organisation von Anlässen, wie dem Ludofest. Solche Sachen verursachten in ihrem Amt zwischendurch mehr Aufwand, als die anderen Engagierten hätten. Aber: "Es ‘fägt’ auch. Man arbeitet auf ein gemeinsames Ziel hin."

 

Aktuell helfen rund zehn Frauen in der Ludothek mit. Von ihnen will keine die Leitung übernehmen. "Die einen sind selber schon lange dabei und möchten sich auch bald zurückziehen, zwei sind ganz neu, anderen fehlt die Kapazität", so Corte.

 

Woran fehlt es?

Um ein:e Nachfolger:in zu finden, hätten sie an verschiedenen Orten Werbung gemacht und im Bekanntenkreis gefragt. Niemand fand sich. "Ich weiss nicht, woran es fehlt", sagt Corte. Als Antworten gegen ein Engagement seien vor allem berufliche und familiäre Gründe genannt worden. Vielleicht gehe es auch um die Angst vor Verantwortung, darum, dass man angewiesen sei auf einen Lohn oder etwas verdienen wolle, wenn man sich engagiere. Der Frauenverein könne halt nur ein Sackgeld bezahlen. Eine Möglichkeit sei nun, dass die verbleibenden Freiwilligen die Aufgaben untereinander aufteilten.

 

Aber: "Jetzt hört schon wieder jemand auf. Wenn es so weitergeht, kann der Betrieb irgendwann nicht mehr aufrechterhalten werden." Da die Einnahmen der Ludothek knapp für neue Spielsachen reichen, könne der Frauenverein niemanden anstellen. "Die Ludothek ist ein Dienst für die Gemeinschaft." Für ein Gesellschaftsspiel bezahlt man einen bis drei Franken und kann es einen Monat ausleihen. Die Miete des Lokals an der Kirchstrasse 4 bezahle der Frauenverein.

 

Nachfrage ist da

Corte würde es sehr schade finden, wenn die Ludothek schliessen müsste. Die Nachfrage sei mit rund 80 ausleihenden Familien da. "Und jetzt ist ja auch die Nachhaltigkeit ein Riesenthema." Da passe es, dass man die Spielsachen ausleihen und wieder zurückbringen könne, anstatt sie selber zu kaufen. Ausserdem könnten Spiele so vor einem möglichen Fehlkauf getestet werden.

 

Und mit dem Engagement für die Ludo gebe es auch für sich selbst Vieles zu gewinnen: "Die sozialen Kontakte mit dem Team und der Kundschaft sind etwas vom Wertvollsten. Und man kann für sich und die eigenen Kinder alles ausleihen", sagt Corte. Ihre Buben hätten wohl jedes Kassettli schon gehört. "Es ist auch schön, wenn die Kinder fragen, wann man wieder in die Ludothek gehe und wissen, dass Mama einen Schlüssel hat und damit immer rein kann." Zudem gebe es auch Abwechslung. "Die Frauen sind so nicht nur daheim und können hier auch Talente zeigen, die dort zu kurz kommen."

 

[i] Sie interessieren sich für die Leitung der Ludothek Oberdiessbach? Melden Sie sich bei Margherita Corte unter margherita.corte@gmx.ch. Auch Männer sind willkommen!

 

[i] Die Ludothek ist ausser in den Schulferien jeweils freitags von 17-18.30 Uhr und samstags von 9.30-11.30 Uhr geöffnet. Weitere Informationen auf der Webseite des Frauenvereins Oberdiessbach.


Autor:in
Isabelle Berger, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 19.03.2022
Geändert: 19.03.2022
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