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Opti Pharm Münsingen schliesst: 68 Jobs weg

Die Opti Pharm AG aus Münsingen gibt auf: Neue gesetzliche Bestimmungen und der Konkurrenzkampf auf dem Markt zwingen das Unternehmen, das schweizweit Arztpraxen mit Medikamenten und Verbrauchsmaterialien beliefert, in die Knie. Betroffen sind rund 70 Mitarbeitende.

Seit 2004 an der Thunstrasse in Münsingen: Die Opti Pharm AG. (Bild: zvg)

Die Opti Pharm wurde 1999 gegründet, seit 2004 befindet sich der Firmensitz an der Thunstrasse 56 in Münsingen. Jürg Furer ist einer der beiden Geschäftsführer und Verwaltungsräte der Opti Pharm. Dafür, dass der Betrieb schliessen muss, nennt er zwei Gründe: „Einerseits ist es der Preiskampf bei den Medis und der Margenzerfall durch die Grosshändler. Andererseits gibt es neue gesetzliche Anforderungen, die wir als KMU nicht erfüllen können.“

 

Neue Auflagen: Keine Chance gegen die Grossen

Dabei geht es zum Einen um die Anfang Jahr in Kraft getretene „Verordnung über die Integrität und Transparenz im Heilmittelbereich“ (VITH). „Damit haben sich die Medikamente für Ärzte und Ärztinnen verteuert“, erklärt Furer. Grosshändler mit ihren günstigeren Preisen seien dadurch gegenüber der Opti Pharm im Vorteil.

 

Zum Anderen gibt es im Rahmen der Richtlinie für „Gute Vertriebspraxis von Arzneimitteln“ (GDP) mehr Auflagen. „Als Kleinunternehmen können wir das nicht mehr händeln“, sagt Furer. Zum Beispiel müssten sie thermokontrollierte Fahrzeuge verwenden. „Das ist eine finanzielle Investition die wir als KMU unter den aktuellen Bedingungen nicht tragen können“, so Furer. Weiter dürften sie etwa keine Grosspackungen an Ärzte und Ärztinnen im Kanton Bern mehr liefern, die nur Erstversorgung machten. Damit lohne sich die Lieferung für die Opti Pharm nicht mehr.

 

Insgesamt 38 Vollzeitstellen weg

„Es ist sehr brutal“, sagt Furer. „Wir haben sehr viele langjährige Mitarbeitende. Das Informieren war emotional.“ Sie hätten zum frühestmöglichen Zeitpunkt – am 7. Januar – alle persönlich informiert. „Ich bin stolz darauf, wie es die Mitarbeitenden aufgenommen haben und wie das Arbeitsklima nun trotz allem ist“, so Furer. Käme man jetzt in die Firma, würde man von den Umständen nichts merken.

 

Von den 68 Mitarbeitenden arbeiten 62 in Münsingen, sechs in Geuensee (LU). „Ein grosser Teil unserer Mitarbeitenden machen die 36 Frauen aus, welche bei uns abends rüsten kommen“, erklärt Furer. Diese seien Teilzeitangestellte mit insgesamt rund 780 Stellenprozenten. Insgesamt gebe es im Betrieb 38 Vollzeitstellen.

 

Lösungsfindung für Mitarbeitende in Gang

 „Da es bei uns Richtung Massenentlassung geht, haben wir sofort ein Konsultationsverfahren angestossen und das Beco und das RAV des Kantons Berns informiert“, so Furer. Damit werde der Schliessungsprozess professionell begleitet, wie es auch gesetzlich vorgeschrieben sei. Die Mitarbeitenden hätten im Rahmen des Verfahrens auch die Möglichkeit ihre Ideen einzubringen, wie man den Betrieb oder Teile davon weiterführen könnte.

 

„Bis Ende März machen wir noch weiter, dann haben wir eine Kooperation mit der Spirig Health Care in Egerkingen“, so Furer. Die Spirig übernehme ihre Kundschaft und beliefere diese weiter. „So kann ein Teil unserer Mitarbeiter dort weiterbeschäftigt werden“, sagt er, der dort selber eine Anstellung in Aussicht hat. Erste Verträge seien schon da, zudem klärten sie mit anderen Partnerinnen wie der Galenica oder Aloga ab, ob diese weitere Opti Pharm-Mitarbeitende übernehmen könnten. „Einiges zeichnet sich schon ab, aber es ist noch zu früh, um Konkretes zu sagen“, so Furer.


Autor:in
Isabelle Berger, isabelle.berger@bern-ost.ch
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Erstellt: 23.01.2020
Geändert: 23.01.2020
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