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Meine Sammlung: Der Gastwirt, dem nie die Korkenzieher ausgehen

Quelle
Berner Zeitung BZ

Seit 25 Jahren sammelt der 68-jährige Hans-Peter Bernhard aus Worb Korkenzieher. 960 hat der «Löwen»-Inhaber mittlerweile beisammen. Genug, um im Keller des Gasthofes ein liebreizendes Museum zu unterhalten.

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Früher ein Fleischlager, heute ein Korkenziehermuseum: «Löie»-Inhaber Hans-Peter Bernhard zeigt im Gewölbekeller des Gasthofes in Worb, wofür sein Sammlerherz schlägt. (Bilder: Andreas Blatter)
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Einblick in die französische Abteilung der Korkenzieher-Historie.
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Hans-Peter Bernhard öffnet die schwere Holztüre im Kellergeschoss des Gasthofes zum Löwen in Worb. Darauf ist in dutzend­facher Ausführung das Wort «Korkenzieher» hingekritzelt - auf Dänisch, Bulgarisch, Japanisch und zig andere Sprachen. Ein Werk von ausländischen Hotel- oder Restaurantgästen, die Hans-Peter Bernhard ebenfalls durch die schwere Holztüre geführt hat.

Die Inschriften verraten, was sich hinter dem Tor verbirgt: eine immense Sammlung an Korkenziehern. Solche aus Eisen, Aluminium, Plastik, Silber oder Elfenbein etwa. Grosse, kleine, überdimensionierte, winzige oder einklappbare - insgesamt sind es 960 an der Zahl. Sie alle sind im Gewölbekeller des Löwen, wo früher das Fleisch gelagert wurde, akkurat in Glasvitrinen ausgestellt.

Korkenzieher für 1500 Franken

Es ist ein eigentliches Museum, das Hans-Peter Bernhard hier unten eingerichtet hat. Tatsächlich nennt er es auch so: Zapfenziehermuseum. Dies, obwohl es offiziell keines ist. Denn dazu müsste er alles akribisch dokumentieren und die Tore immer offen haben für Führungen. «Dazu habe ich aber schlicht keine Zeit», meint der Inhaber und Geschäftsführer des Gasthofes Löwen, der in Worb so etwas wie eine Institution ist. Trotzdem bietet der 68-jährige Worber, der mit seiner Frau Ursula den «Löie» bereits in zwölfte Generation führt, auf Anfrage kleine Führungen an. Diese lotsen den Besucher an Vitrinen mit Korkenziehern darin vorbei, die nach Ländern sortiert sind. Aus zwölf Nationen besitzt Hans-Peter Bernhard Sammlerstücke.

Das älteste Exemplar stammt aus Frankreich und nennt sich «Tir bouchon en cage». Dieses antike Stück ist datiert auf das Jahr 1750. Es ist gleichzeitig auch das kostspieligste Objekt. «1500 Franken habe ich dafür hingeblättert», sagt der Löwen-Chef. Verkauft hatte es ihm der Kellermeister der Stadtkellerei Bremen, der zwei davon besass. 1500 Franken für einen Korkenzieher? Nicht unüblich in der Sammlerszene. Ein gewiefter Schweizer Händler versuchte ihm ein ähnliches Objekt für 8000 Franken zu verkaufen. «Das war für mich definitiv zu teuer», sagt Bernhard. Er kenne gar einen rumänischen Museumbetreiber, der für einen antiken Korkenzieher 22 000 Franken bezahlt hat, erzählt er und schüttelt ungläubig den Kopf.

Frau gab den Anstoss

Seine liebsten Modelle sind jene aus England aus dem 19. Jahrhundert, die am oberen Ende einen kleinen Reinigungsbesen montiert haben. Dies, weil die Weinflaschen damals mit Lack versiegelt waren. Nach dem Öffnen konnte man damit die Versiegelungsreste wegwischen.

Ein weiteres Lieblingsstück ist für Bernhard ein silbriger Korkenzieher aus den USA, auf dem eine Andrew-Volstead-Figur thront. Jener Senator ebnete 1919 den Weg zur Prohibition und verärgerte damit Wein- und Whiskeyhersteller. Diese veräppelten den Politiker mit dem Volstead-Korkenzieher.

Sein erstes Exemplar ist ein beinahe schlicht anmutendes mit einem Griff aus Tierhornmaterial.

Geschenkt bekam er es vor 25 Jahren von seiner Frau - zusammen mit einem Buch über Korkenzieher. Damit entfachte sie bei ihm die Sammelleidenschaft. «Nach dem Durchblättern des Buches war ich dermassen fasziniert von der Vielfalt an Korkenziehern, dass ich beschloss, eine Sammlung anzulegen», sagt der Löwen-Inhaber.

Schnäppchen auf Ebay

Von nun an suchte er Flohmärkte, Broccanten oder Antiquitariatsmessen auf, um seine Sammlung aufzustocken. Diese befand sich zuerst in seiner Wohnung, dann im Keller, und als der Platz auch da nicht mehr ausreichte schliesslich in Form eines Museums im Keller des Gasthofes Löwen. Bernhard ist auch Mitglied der Vereinigung europäischer Korkenzieherfreunde. Dieser Klub mit rund vierzig Mitgliedern trifft sich jährlich, um die neusten Ersteigerungen zu präsentieren. Jener Zirkel ist auch eine ergiebige Quelle dafür, neue Sammlerstücke zu ersteigern.

Heute besorgt sich Hans-Peter Bernhard seine Objekte der Begierde hauptsächlich im Internet via Ebay. «Dort ergattere ich auch mal ein Exemplar für 7 Franken», so der Worber Gastronom.

Der kleinste Korkenzieher ist übrigens aus Gold und hängt um seinen Hals. Das Halskettchen hat ihm ein Goldschmied in Griechenland angefertigt. «Das hat mich wahnsinnig gefreut», sagt Bernhard, «auch wenn es manchmal etwas in den Hals sticht.»


Autor:in
Michael Bucher, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 17.12.2015
Geändert: 17.12.2015
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