• Sport

Michelle Gfeller: «Wir wollen kein Kanonenfutter sein»

Erstmals spielen die Wisle Ladies um den Aufstieg in die zweithöchste Liga. Die 4-fache Schweizermeisterin Michelle Gfeller erzählt im Gespräch, warum sie als 5-Jährige Eishockey spielen wollte und ob sich das Frauenhockey verändert hat.

Michelle Gfeller, Captain der Wisle Ladies: «Ich begann mit fünf beim EHC Marzili-Länggasse und spielte als Goali.» (Foto: Renata Schmied)
Michelle Gfeller war vier Mal Schweizermeister (je zwei Mal mit DHC Lyss und EV Zug) und dritte im Europacup. (Foto: zvg)
Die Wisle Ladies spielen um den Aufstieg in die Nationalliga B. (Foto: Renata Schmied)

Der HC Wisle Ladies hätte schon vor vier Jahren von der C- in die B-Liga aufsteigen können. Damals hatten die Wisle Ladies verzichtet, letztes Jahr verloren sie das Aufstiegsspiel gegen Lausanne. Am Sonntag nehmen die Wisle Ladies den nächsten Anlauf und spielen gegen Lyss um den Aufstieg in die Swiss Hockey League B.

 

BERN-OST: Michelle Gfeller (40), Sie sind eine der Gründerinnen des HC Wisle Ladies, wie sind Sie zum Eishockey gekommen?

Michelle Gfeller: Durch meinen Vater, er spielte aktiv Eishockey. Ich war als Kind immer dabei und ging gerne auf die «Schlöf». Ich wollte auch Eishockey spielen, so kam ich mit fünf Jahren zum EHC Marzili-Länggasse und spielte erst als Spielerin, dann als Goalie.

 

Das war 1987, waren Sie damals das einzige Meitschi in der Mannschaft?

Ja, eine Stufe höher spielte noch meine Schwester. Das Hockey hat sich schon gewandelt seither. Mit 14 machte ich den Schritt zum Frauenhockey und wechselte zum DHC Lyss, die spielten damals noch in der Nati A. Lyss war zu der Zeit Rekordmeister bei den Frauen, dort blieb ich sechs Jahre. Danach erhielt ich ein Angebot von Zug. Ich nahm das Abenteuer auf mich und spielte fünf Jahre beim EV Zug. Mit Lyss wurde ich zwei Mal und mit dem EVZ auch zwei Mal Schweizermeister. Zudem erreichten wir den dritten Platz im Europacup.

 

Spielen Sie heute immer noch als Goalie?

Nein, als ich eine Tochter kriegte, verletzte ich mich an Knie und Schultern. Damals pausierte ich zwei Jahre und trainierte das Team vom EV Bomo Thun. Nach der Geburt meiner zweiten Tochter packte es mich wieder. Seither spiele ich als Verteidigerin mit Offensivdrang bei den Wisle Ladies.

 

Offensivdrang heisst, Sie schiessen auch Tore?

Diese Saison kam ich in der Meisterschaft auf elf Tore, meine Tochter schoss ein Tor weniger

.

Ihre Tochter spielt mit Ihnen zusammen?

Ja, meine Tochter Jayde ist 15 und spielt in derselben Mannschaft. Die Jüngste im Team ist zwölf, die Älteste 42.

 

Am Sonntag spielen Sie gegen Lyss im Final um den Aufstieg in die zweithöchste Spielklasse, die B-Liga. Welche Chancen haben Sie?

Wir haben gegen Lyss diese Saison zwei Mal gewonnen und zwei Mal verloren. Letztes Jahr trafen wir im Final auf Lausanne und wussten, dass wir keine Chance hatten. Gegen Lyss ist es ausgeglichen.

 

Was würde ein Aufstieg für die Wisle Ladies bedeuten?

Vom Budget her kostet eine Saison in der Swiss Hockey League B ein wenig mehr als im C. Wir hätten mehr Spiele und müssten neue Sponsoren suchen. Dazu müssten wir uns spielerisch verstärken, so wie jetzt könnten wir nicht bestehen. Wir wollen kein Kanonenfutter sein. Bei einem Aufstieg würden wir zwei Mal, statt einmal pro Woche trainieren. Zudem haben wir uns entschieden, uns von der Juniorenabteilung des HC Wisle zu trennen.

 

Was heisst das?

Es war immer mein Traum ein eigenes Team zu gründen. In den sechs Jahren beim HC Wisle haben wir eine Entwicklung gemacht und stehen jetzt vor dem Aufstieg. Auf die neue Saison schliessen wir uns dem EHC Worb an, das bringt uns mehr, auch vom Training her.

 

Wie hat sich das Fraueneishockey in den 35 Jahren, seit Sie dabei sind, verändert?

Es hat sich schon was bewegt. ZSC, Lugano, Zug, Lausanne und Fribourg führen schon seit Jahren Frauenmannschaften. Es gibt eine neue Vorgabe, dass Nati-A-Clubs eine Frauenmannschaft haben sollten. Der HC Davos übernahm die Thurgau Indian Ladies, der SCB wird das Frauenteam vom EV Bomo Thun übernehmen.

 

Heute wird mehr über Fraueneishockey gesprochen und diskutiert. Es wurde immer belächelt, man sagt, es sei kein richtiges Hockey, weil nicht gecheckt wird.

 

Es wird nicht gecheckt?

Ja, das ist der einzige Unterschied, Bodychecks sind verboten.

 

Das heisst, es gibt auch keine Strafen?

Doch, doch, das gibt es schon auch. Auch hier wird um jeden Puck gekämpft, auch wir lassen es krachen.

 

[i] Das Finalspiel findet am Sonntag um 19:30 Uhr in der Localnet Arena in Burgdorf statt: HC Wisle Ladies – DHC Lyss. Das Team, welches gewinnt, steigt auf in die National Swiss Hockey League B. Da der Wislepark bereits abgetaut hat, wird der Match in Burgdorf ausgetragen.

 

[i] Der HC Wisle Ladies schloss die Regular Season auf dem 2. Platz ab, nach der Zwischenrunde belegten sie den 1. Platz vor Lyss.


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch
Nachricht an die Redaktion
Statistik

Erstellt: 15.03.2023
Geändert: 15.03.2023
Klicks heute:
Klicks total: