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Neu mit Doppelpunkt: Freund:innen des Milchmuseums trafen sich zum 50. Mal

Seit 1815 steht das Gebäude der ersten Talkäserei in Kiesen. Der Verein der Freund:innen des nationalen Milchwirtschaftlichen Museums Kiesen feierte am vergangenen Montag die 50. Vereinsversammlung.

Den Verein Freund:innen des nationalen Milchwirtschaflichen Museums gibt es seit 50 Jahren. (Bilder: Willi Blaser)
Die von Rudolf Manuel Effinger 1815 erstellte erste Talkäserei mit kleiner Wohnung im 1. Stock.
Das Türmlihaus wurde schon 1809 durch Rudolf Manuel Effinger erbaut.
Prost auf weitere 50 Jahr Vereinsgeschichte. Präsident René Ryser.
Die Kassierin Hili Jenny berichtete von einem positiven Rechnungsabschluss.
Res Bigler informierte über die Arbeit der Archivgruppe.
Alfred Hofer kennt die ganze Geschichte der ersten Talkäserei und des Türmlihauses.
Kurator Peter Gerber informierte über die aktuelle Ausstellung.
Beatrice Riem verdankte als Gastgeberin und Gemeinderätin von Kiesen die wertvolle Freiwilligenarbeit.
Hans Spring organisierte den Apéro und ist mit seinem Team für die Museumsbetreuung zuständig.

René Ryser, seit 2018 Präsident des Vereins "Freund:innen des nationalen Milchwirtschaftlichen Museums", eröffnete im Untergeschoss des neuen Pavillons  der Weinkellerei Riem, Daepp in Kiesen die 50. Vereinsversammlung. "Wir haben den Ort gewählt, weil auch der frühere Bauer Riem einer der ersten war, der die Milch in die erste Talkäserei in Kiesen brachte". So sei auch diese Firma seit Jahren eng mit dem Verein verbunden, erklärte Ryser weiter. Dass der Verein auf gesunden Füssen steht, bestätigte auch die Kassierin Hili Jenny. "Wir haben das doch nicht einfache letzte Vereinsjahr mit einem Reingewinn von 5'000 Franken abgeschlossen. Dazu trugen vor allem auch die wertvollen Sponsoren viel bei".

 

Seit über 900 Jahren Greyerzer

Von der aktuellen Ausstellung über den derzeit populärsten Käse der Schweiz, den Gruyère AOP, berichtete Kurator Peter Gerber. "Es war eine sehr gute und professionelle Zusammenarbeit mit der Le Gruyère Schweiz". Mehr als 1800 Milchproduzenten, 160 Dorf- und 50 Alpkäsereien sowie 11 Affineure bewahren das Rezept des Greyerzers. "Die Ausstellung im Türmlihaus lädt didaktisch und spielerisch ein, diesen Käse, seine Geschichte und Tradition näher kennen zu lernen", erklärt Peter Gerber.

 

Das Beste aus Milch

Der zweite Teil der Ausstellung ist dem Beruf der Milchtechnolog:innen mit der vielseitigen Weiterbildung gewidmet. Als ehemaliger Fachlehrer weiss Peter Gerber wie wichtig die Nachwuchsförderung ist. "Seit 2000 gibt es nur noch den Beruf Milchtechnolog:in. Die beiden Berufe Käser und Molkerist wurden zusammengelegt.  In der Schweiz gibt es heute 4 Berufsschulen. Nach einem ersten internen Versuch werden dieses Jahr im September die Milchtechnolog:innen auch an den Swiss Kills in Bern mitmachen können. Hier werden bestqualifizierte Lernende zeigen was sie können".

 

Aus Freunden werden Freund:innen

Die Statuten, die seit 1972, der Gründung des Vereins, wurden auf diese Jubiläums-Versammlung erstmals überarbeitet und den heutigen Gegebenheiten angepasst. "Es sind nur kleine Dinge die wir aktualisierten, so zum Beispiel die neue Gender-Regel, aus Freunden haben wir in den Statuten Freund:innen gemacht. Zum Schutz der Mitglieder, haben wir die Haftungsbegrenzung eingefügt und neu können wir nun auch verdiente Mitglieder zu Ehrenmitgliedern ernennen", erklärte René Ryser. Ohne Einwände wurde auch die Statutenrevision genehmigt.

 

Res Bigler berichtete über die Arbeit der Archivgruppe. Er betreut mit seinem Team nicht nur die 2002 vom bernischen Regierungsrat mittels einem Schenkungsvertrag von der Molkereischule Rütti überlassenen über 1'500 Gegenstände und Dokumente. "Zum Teil leihen wir die in  Affoltern in einem Zivilschutzkeller lagernden Gegenstände auch an andere Museen aus".

 

Viel Leidenschaft seit 50 Jahren

Der Verein "Freund:innen des nationalen Milchwirtschaftlichen Museums Kiesen" wurde 1972 gegründet. Heute hat der Verein 80 Einzelmitglieder und über 30 Kollektivmitglieder. Die Eröffnung des Museums 1974 mit der Käseküche im Erdgeschoss und der kleinen Ausstellung im Obergeschoss wurde auch von Friedrich Traugott Wahlen (alt Bundesrat) sehr begrüsst. 1990 konnte auch das Türmlihaus mit einem langjährigen Vertrag zugemietet werden. Nur vier Jahre später wurden die Vorstände der Stiftung und des Vereins "Museum Kiesen" zusammengeführt. Das Türmlihaus wird zur Gestaltung von Wechselausstellungen genutzt. In der "Talkäserei" erlebt man die Geschichte der früheren Käseherstellung. Hans Spring mit seinem Dreier-Team betreut das Museum während den Öffnungszeiten jeweils Mittwoch- und Sonntagnachmittag.

 

Talkäserei-Initiant Effinger

Der ehemalige Fachlehrer und Ausbildungsleiter der Molkereischule Rütti, Alfred Hofer berichtete in kurzer, spannender Form über die Geschichte des Museums. 1809 liess Rudolf Emanuel Effinger, Oberst, Ratsherr und Oberamtmann des Amtsbezirks Konolfingen das Türmlihaus mit Gewölbekeller erstellen. Mit seiner Initiative kam der nebenan die erste Talkäserei dazu. Ursprünglich wurde in der Schweiz nur auf den Alpen Käse hergestellt.

 

1815 wurde diese erste, genossenschaftlich organisierte Dorfkäserei zur Herstellung von Emmentaler in Betrieb genommen. Bis 1839 wurde die Käserei genutzt, dann entstand ein Neubau Käserei Kiesen-Oppligen. Nur noch als Wasch- und Militärküche, Remise oder Unterkunft für Angestellte des Schlossgutes wurde das kleine Gebäude genutzt.

 

Weniger Sponsor:innen- mehr Eigenleistung

1965 wurde die Stiftung "Nationales Milchwirtschaftliches Museum Kiesen gegründet". Der Antrag von 1948 das Gebäude zu renovieren wurde erst 1971 umgesetzt. "Nach einem entsprechenden Vertrag mit der Miterbengemeinschaft Zeerleder wurde das Käsereigebäude renoviert und die Käserei wieder originalgetreu nachgebildet. Der Verein hat sich 2005 auch an die Restrukturierung der schweizerischen Milchwirtschaft angepasst. Wir verloren die bisherigen Sponsor:innen. Dank dem neuen Konzept mit viel weniger Sponsoren und der Gestaltung der Wechselausstellungen durch vereinsinterne Personen können wir meist ausgeglichene Rechnungen realisieren.

 

"Die Käserei im Dorf lebt mit dem Museum weiter. Wir danken dem Verein für die unermüdliche und wertvolle Arbeit zu Gunsten des kulturellen Erbes", dankte Beatrice Riem im Namen des Gemeinderates. Als Anerkennung der grossartigen Freiwilligenarbeit entschloss sie sich spontan, zur Freude der Anwesenden, Einzelmitglied zu werden.

 

www.museumkiesen.ch


Autor:in
Willi Blaser für die Freund:innen des Nationalen Milchwirtschaftsmuseums Kiesen
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Erstellt: 20.06.2022
Geändert: 20.06.2022
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