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Millionenbetrug Vechigen: Ittigen will das Geld zurück

Die Gemeinde Ittigen rechnet damit, dass Vechigen die vier Millionen Franken zurückbezahlt. Marco Rupp, Gemeindepräsident von Ittigen sagt im Interview, warum Ittigen Vechigen Geld lieh und weshalb die gefälschten Unterschriften nicht entdeckt wurden.

Marco Rupp: "Das macht schon betroffen." (Foto: Archiv BERN-OST, zvg)
Marco Rupp: "Wir haben den Anspruch, dass Vechigen das Geld zurückzahlt."

Die Gemeinde Ittigen hatte Vechigen Ende letztes Jahr ein Darlehen von vier Millionen Franken gewährt. Letzte Woche wurde bekannt, dass der Finanzverwalter von Vechigen vier Millionen an der Börse verzockt hatte (BERN-OST berichtete). Er hatte das Darlehen im Namen der Gemeinde Vechigen aufgenommen und die nötigen Unterschriften gefälscht. Jetzt äussert sich Marco Rupp, Gemeindepräsident von Ittigen, zum Vorfall.

 

BERN-OST: Herr Rupp, wie haben Sie reagiert, als Sie erfahren haben, dass der Finanzverwalter von Vechigen die Unterschriften für das Darlehen gefälscht hat?

Marco Rupp: Ich wurde letzten Dienstag telefonisch von der Gemeindepräsidentin von Vechigen, Sibylle Schwegler, informiert. Das macht schon betroffen. Vor allem auch die menschliche Seite, dass ein langjähriger Mitarbeiter zu einem solchen Vergehen fähig ist. Wobei ich sagen will, dass für den Beschuldigten die Unschuldsvermutung gilt.

 

War es für Sie gang und gäbe, dass Vechigen Ittigen für ein Darlehen anfragte?

Ja, wir haben eine hohe Liquidität. Im Lichte der Negativzinsen beschloss der Gemeinderat Darlehen an Dritte zu geben. Wir haben klare Kriterien, wem wir solche Darlehen gewähren. Gemeinden gelten als sicher. So stand der Anfrage des Finanzverwalters von Vechigen nichts entgegen.

 

Welchen Grund hatte der Finanzverwalter für das Darlehen angegeben?

Es geht in der Regel, so auch in Vechigen, um kurzfristige Überbrückungskredite bei Liquiditätsengpässen.

 

Stimmt es, dass der Finanzverwalter die Unterschriften der Gemeindepräsidentin und des Gemeindeschreibers fälschen musste?

Dass sie gefälscht sind, ist offenbar so.

 

Wurden die Unterschriften nicht überprüft?

Das ist nicht gang und gäbe. Wir haben mehrere tausend Zahlungen und Verpflichtungen, die wir eingehen. Wenn wir bei jeder Zahlung die Unterschriften gegenprüfen müssten, käme man nirgends hin. Es gibt auch keine gesetzliche Grundlage, die das fordert. Wir hatten auch keinen Anlass, dies zu machen. Das Geld wurde schliesslich auf das Bankkonto von Vechigen überwiesen.

 

Denken Sie, dass bei Ihnen die internen Prozesse überprüft werden müssen?

Wir haben diese bereits überprüft, haben geschaut, was haben wir für Beschlüsse des Gemeinderats, was für Unterschriftsregelungen. Aus unserer Sicht ist von unserer Seite alles korrekt abgelaufen. Wir werden dies nochmals im Detail prüfen.

 

Werden Sie darauf bestehen, dass Vechigen das Geld zurückzahlt?

(Lacht) Man muss klar sagen, wir haben ein Darlehen gegeben mit der Erwartung, dass das Geld zurückkommt. Wir haben den Anspruch darauf, das ist klar.

 

Ist das Darlehen, trotz gefälschten Unterschriften, gültig?

Das ist Sache der Justiz, da will ich nicht vorgreifen. Wir setzen darauf, dass die Justiz diese Abklärungen sauber macht.


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch
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Erstellt: 12.05.2022
Geändert: 12.05.2022
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