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Möschberg - Susanne Sommer züchtet Longhorn Rinder

Susanne Sommer (43) und Jürg Keller (48) halten auf dem Möschberg Kühe mit langen Hörnern. Ausgerechnet in Texas hat sich Sommer in die Longhorn Rinder vernarrt. Die Idee ging ihr nicht mehr aus dem Kopf.

Susanne Sommer: "Texas Longhorn Rinder sind glücklich wenn sie Wasser und Gras haben." Bilder: (Rolf Blaser)
Mutter "California" mit dem fünf Tage alten Kalb.
Susanne Sommer: "Unsere Texas Longhorn Rinder können immer raus wenn sie wollen. Zurzeit sind sie 24 Stunden draussen."
Susanne Sommer: "Texas Longhorn Rinder sind nicht schwer, sie eignen sich gut für hügelige Landschaften."
Der Muni liebt es gekrault zu werden.
Noch sind die Hörner klein.

Wir treffen uns im neu umgebauten Bauernhaus auf dem Möschberg. Susanne Sommers Mann, Jürg Keller, ist hier oben aufgewachsen. Es ist ruhig auf dem Möschberg. Kein Strassenlärm, kein Zug braust vorbei. Schön. Vom Balkon hat man einen prächtigen Blick auf Reutenen und gegen Westen sieht man Richtung Grosshöchstetten. Die beiden haben sich hier gemütlich eingerichtet.

 

Lucky Luke blickt von der Wand, in der Hausbar hats Whisky und Schnapsflaschen ohne Etiketten. Auf der Wiese hinter den Apfelbäumen weiden die Texas Longhorn Rinder. Acht Kühe, sechs Kälber und zwei Munis liegen auf der Wiese und käuen.

 

Muni will kuscheln

"Texas Longhorn Rinder sind ganz unkompliziert, umgänglich und zutraulich", sagt Sommer. Das klingt schon fast wie ein Werbespruch. Als wir später unten auf der Wiese bei den Kühen stehen, glaube ich ihr. Erst kommen zwei Kühe zu uns. Sie fressen Gras aus der Hand, gucken einen mit den Knopfaugen direkt an, dann kommt Muni "Choose" und lässt sich am Kopf, Hals und am Rücken kraulen. Fehlt nur noch, dass er sich auf den Rücken schmeisst und den Bauch hinhält.

 

Texas - Möschberg

Vor elf Jahren war Sommer auf einer Ranch in Texas. Sie wollte Cowgirl werden. Sie wollte alles über Pferde lernen, durch die Steppe galoppieren und Lassos werfen. Stattdessen verliebte sie sich in eine Kuh namens Gertrud mit langen Hörnern. Zurück in der Schweiz entstand die Idee auf dem Hof ihres Mannes Jürg, Texas Longhorn Rinder zu züchten.

 

Die ersten drei Rinder kauften sie in der Schweiz. "Um Inzucht zu vermeiden, kauften wir weitere Rinder und zwei Munis in Deutschland und Österreich." Mit den Munis sei es am Anfang noch ein wenig schwierig gewesen. "Heute ist die Rangordnung klar. "Choose", der schwarze Muni, ist der Boss."

 

Kalb zu verkaufen

"Ziel ist es, dass jede Kuh einmal pro Jahr kalbert." Letzten Freitag hat Kuh "California" ein gesundes Kälbchen geboren. Die Geburt sei natürlich verlaufen und ohne Beistand von den Züchtern gut über die Bühne gegangen. "Bisher hatten wir Glück. Es sind lauter Kuhkälber zur Welt gekommen." Diese wollen sie nicht etwa zu Kalbfleisch metzgen lassen. "Wir wollen die Kälber verkaufen." Wer sollte in Zeiten, wo Kühe ohne Hörner gezüchtet werden, ein solches Kalb kaufen? "Es ist ein Nischenprodukt", erklärt Sommer, "es ist für Westernfans oder jemanden, der sich überlegt, auf Mutterkuh-Haltung umzusteigen."

 

Die Sache mit dem Preis

In der Region Bern-Ost ist die Moosacker Ranch auf dem Möschberg der einzige Hof, der Texas Longhorn Rinder hält. Wieviel Sommer für ein Kalb verlangt, ist Verhandlungssache. "Wir haben für unsere Rinder um die 4'500 Euro bezahlt. Der Preis hängt vom Tier ab, das heisst von der Abstammung, vom Rahmen, der Färbung und natürlich vom Hornwuchs."

 

Und klar, man kann die Viecher nicht nur streicheln, essen kann man das Fleisch auch: "Es ist mager und cholesterinarm. Geschmacklich ist es eine Mischung aus 'saugutem' Rind und glücklichem Reh."

 

[i] Moosacker Ranch, Möschberg, Oberthal

 


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch
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Erstellt: 19.10.2021
Geändert: 19.10.2021
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