• Region

Vor der Einweihung: Kritik am neuen Rüfenachter Dorfplatz

Diesen Samstag wird der neue Dorfplatz an der Stelle des 2012 abgebrannten Gasthofs Sonne in Rüfenacht eingeweiht. Historiker und Lokalpolitiker Marco Jorio (GLP) kritisiert den Platz und den planerischen Weg dazu scharf.

Diesen Samstag ist das Einweihungsfest: Der Dorfplatz bei Eröffnung von Bäckerei Reinhard und Coop im März. (Bild: Archiv BERN-OST / Rolf Blaser)

"Wir haben zwar endlich das lang ersehnte Dorfzentrum", sagt Marco Jorio zur Berner Zeitung BZ. Aber: "Asphalt, Asphalt, Asphalt." Im Zeitalter der Klimaerwärmung baue man doch nicht mehr so. Es sei ein "komplett versiegelter Asphaltplatz, der zusammen mit dem angrenzenden Strassenraum eine fast kompakte Asphaltwüste bilde" entstanden. Kein Tröpfchen Wasser versickere hier.

 

Missglückt finde Jorio auch die zu grosse Anzahl an Veloständern und die Fitnessgeräte, welche er gegenüber der BZ als eine "absonderliche Idee" beschrieb. Dafür vermisse er Sitzbänke und mehr Grünes. Der Platz habe keine Eingangstore und verlaufe übergangslos in den Strassenraum. "Diese Mängel sollten behoben werden", so Jorio.

 

Nach Jorio sollte  der Platz etwas einladender sein. Kürzlich habe er eines Abends beobachtet, dass in der Stadt und in Gümligen die Leute draussen vor den Restaurants sassen. "Hier herrschte gähnende Leere."

 

Gfeller: "Der Platz wird sich noch entwickeln"

Der Worber Gemeindepräsident Niklaus Gfeller (EVP) lässt die Kritik nicht gelten. "Am Anfang wirkt ein neuer Platz immer etwas öde." Der neue Dorfplatz werde sich noch entwickeln und grüner werden.

 

Der in Rüfenacht wohnhafte Jorio bemängelt auch den planerischen Weg zum neuen Dorfplatz. In der Worber Post schrieb er vor Kurzem: "Der Platz wurde offensichtlich über die Köpfe und die Bedürfnisse der Bevölkerung hinweg geplant."

 

Die Planung und Gestaltung oblag der Ramseier + Stucki Architekten AG. Sie ist Eigentümerin des Areals. Beteiligt gewesen sei laut Gfeller auch ein "interdisziplinäres Planerteam". Der Prozess wurde von den Baubehörden der Gemeinde begleitet. In einem Gutachterverfahren hätten Ramseier + Stucki ihr Konzept in mehreren Werkstattanlässen einem Beurteilungsgremium vorgelegt. Das Konzept sei jeweils aufgrund der Rückmeldungen des Gremiums überarbeitet worden. Letzterem habe auch Jorio angehört.

 

An mehreren öffentlichen Anlässen habe auch die Bevölkerung Stellung nehmen können. Diese Rückmeldungen habe man berücksichtigt. Am Schluss sei man so zu einem Richtkonzept gelangt. "Ein solches Verfahren ist bei uns gängige Praxis."

 

Jorio: "Kein besseres Resultat trotz so vieler Fachleute?"

Angesichts so vieler beteiligter "Fachleute" sei es eigentlich erstaunlich, dass kein besseres Resultat herausgekommen sei, sagt Jorio zur BZ. Die  Gestaltung des Dorfplatzes sei nach 2014 bis 2018 "in den Dunkelkammern der Planer" verschwunden.

 

Das Parlament sprach im Herbst 2018 einen Kredit von rund einer Million Franken für den Dorfplatz. Gemäss Gfeller war dieser Entscheid einstimmig und ohne Gegenstimme gefällt worden. Kritik habe es damals keine gegeben.

 

Parlament sprach nicht über Details

Jorio kritisiert, dass man aus den Unterlagen zum Parlamentsgeschäft zwar einen Eindruck vom Aussehen des zukünftigen Patzes bekommen habe, die Teilansicht aus der Vogelperspektive aber einen etwas geschönten Eindruck gegeben hätte.

 

Das Parlament habe zudem lediglich einen Kredit genehmigt und nicht über die Detailgestaltung gesprochen. "Dafür ist es weder zuständig noch kompetent." Das sei Sache von Bauherrschaft, Bauabteilung und Gemeinderat.

 

"Dieser Platz ist das Produkt eines qualitätssichernden Verfahrens", sagt Marketingleiter Stefan Hählen von der Bauherrin Ramseier + Stucki zur BZ. Ziel sei ein Platz gewesen, den man gut bespielen könne. Mit dem Brunnen und den Spielen sei der Platz funktional. "Es hat immer viele Kinder darauf."

 

Dorfgemeinschaft ist zufrieden

Auf dem Platz sind zwei wöchentliche Anlässe wie etwa ein Märit und pro Jahr 20 Tagesanlässe sowie 10 Abendanlässe, davon 5 ohne zeitliche Beschränkung, möglich. Otto Gurtner, Präsident der Dorfgemeinschaft Rüfenacht freut dies: "Wir wollten einen Platz, den man brauchen und beleben kann. Den haben wir," sagt er der BZ.

 

Den Platz könne man nicht begrünen, da sich darunter eine Tiefgarage befinde. Die Überbauung mit 20 Wohnungen hat eine Einstellhalle mit 42 Parkplätzen, die auch Kund:innen und Mitarbeitenden zur Verfügung stehen. Man könne aber sicher noch darüber diskutieren, ob man Kübel mit Pflanzen hinstellen könnte, sagt Gurtner.

 

Von Geschichte keine Spur mehr

Gemäss einem älteren Projektbeschrieb sollten beim Bauprojekt "historische Spuren der ehemaligen Sonne" aufgegriffen werden, heisst es in der BZ. Auch sei geplant gewesen, dass der frühere Brunnen an den ursprünglichen Ort komme. "Die beiden Bäume der früheren Hofauffahrt sollten eine wichtige Rolle spielen. Von 'historischen Spuren' ist heute nichts mehr zu sehen. Der alte Brunnen wurde verkauft und durch einen neuen ersetzt. Die beiden Bäume wurden gefällt", so die BZ.

 

[i] Zu den Infos zum Einweihungsfest vom Samstag, 11. September auf der Webseite der Gemeinde Worb.


Autor:in
pd/ib, info@bern-ost.ch
Nachricht an die Redaktion
Statistik

Erstellt: 10.09.2021
Geändert: 10.09.2021
Klicks heute:
Klicks total: