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Unverpackt Münsingen: Der Laden läuft nicht mehr

Nach drei Jahren ist schon wieder Schluss. Der Laden lief zu wenig gut. Der Tante-Emma-Laden in Münsingen hat am 25. Februar zum letzten Mal geöffnet. Sind die Leute zu faul oder die Konkurrenz zu gross? Wir haben nachgefragt.

Zu wenig Umsatz, Ende Monat macht der Laden dicht. (Foto: Google Maps/zvg)
This Rutishauser: "Wir hätten den Laden als teures Hobby durchziehen können, aber das war nicht die Absicht." (Foto: zvg)

Der Frust ist This Rutishauser anzuhören, wenn er sagt: "Wenn alle, die je im Laden waren noch ein 'Schachteli' Eier gekauft hätten, dann wären wir mit einem blauem Auge davongekommen." Rutishauser ist Präsident der Genossenschaft Tante Emma Unverpackt.

 

Trauriger Geburtstag

 Nachdem er und sein Team während drei Jahren viel Herzblut und Zeit in den Laden investiert haben, kommt er zum Schluss: "Es ist nicht die Zeit dafür, dass es weitergeht." Sie hätten es versucht. Versucht, dass weniger Verpackungen verwendet und entsorgt werden müssen. Versucht, Produkte direkt aus der Region zu verkaufen. Zum dritten Geburtstag des Ladens geht die Tür für immer zu.

 

Zu faul oder bequem

Dass die Leute zu faul seien, will Rutishauser nicht gelten lassen. "Sagen wir bequem." Wer unverpackt einkaufen geht, muss vorausdenken, sollte Tasche und Gefässe mitbringen, um die Waren abzufüllen. Diese Zeit können viele Leute nicht entbehren. "Auf der anderen Seite kann man die Ware zuhause am Computer bestellen und vor die Tür liefern lassen." Oder man fährt mit dem Auto in die Einstellhalle des Discounters, schnappt sich ein "Wägeli" und kann vom Brot bis zur Capri-Sonne alles im selben Laden kaufen.

 

Das Brot war ein Renner

Capri-Sonne findet man im Tante-Emma-Laden in Münsingen nicht, dafür Produkte aus der Region. "Am besten liefen Müeslizutaten, Haferflocken oder auch Linsen aus der Region und natürlich das Holzofen-Brot", so Rutishauser. Der Laden befindet sich im Zentrum von Münsingen an der vielbefahrenen Bernstrasse. Zentraler geht fast nicht, möchte man denken. "Viele sagen, was hinter dem Ochsen kommt, ist zu abgelegen", sagt Rutishauser. "Hier war es uns wohl, der Ort ist nicht schuld. Zudem profitierten wir vom Stau." Viele hätten dadurch den Laden gesehen, aber am Ende kamen zu wenige.

 

Lockdown top – danach Flop

Ironischerweise lief der Laden im Lockdown besser als danach. "Tante Emma war wie eine Insel im Sturm, die Leute kamen vom Home-Office zu uns und schätzten den Kontakt. Letztes Jahr merkte man, dass wieder alles offen war, da wurde die Zeit anders gebraucht." This Rutishauser mag nicht Coop und Migros die Schuld geben. Dass diese auch unverpackte Waren anbieten, empfindet er nicht als negativ.

 

"Dies zeigte der Kundschaft, dass wir gar nicht so schräg sind mit unserem Konzept." In einem Punkt spüre man die bekannten Detailhändler allerdings schon: "Als kleiner Dorfladen ist das Marketing und die Marktmacht der Grossen halt schon wuchtig. Es ist krass, wie die Kommunikation des Lebensmittelmarktes daherkommt." 

 

Ende Monat ist Schluss

Am 25. Februar schliesst der Tante-Emma-Laden endgültig. Es sei für alle ein sehr emotionales Projekt gewesen. Kundinnen und Kunden würden die Nachricht mit "stockendem Atem aufnehmen." Rutishauser sagt, man hätte den Laden als teures Hobby auf Biegen und Brechen durchziehen können, aber das sei nicht die Absicht gewesen: "Wir wollten nachhaltig 'geschäften', ökologisch produzierte Waren verkaufen, aber es hat sich nicht gerechnet."

 

[i] Tante Emma Unverpackt, Bernstrasse 17, Münsingen


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch
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Erstellt: 08.02.2023
Geändert: 08.02.2023
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