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Münsingen - Der alte soll der neue Standort sein

Quelle
Berner Zeitung BZ

Seit Jahren möchte die Gemeinde ein neues Verwaltungszentrum bauen. Nun favorisiert der Gemeinderat den bisherigen Standort der Verwaltung an der Neuen Bahnhofstrasse.

Sechs Standorte: Der Gemeinderat favorisiert den Standort an der Neuen Bahnhofstrasse. (Bild: niz /Quelle: Openstreetmap.org, Gemeinde Münsingen)

Münsingen und das neue Verwaltungsgebäude, das ist eine komplizierte Geschichte. Nun soll sie ein Ende finden mit einer Lösung, die einfach klingt. Der Standort der bisherigen Gemeindeverwaltung an der Neuen Bahnhofstrasse 4 und 6 soll auch der künftige Standort bleiben. Der Gemeinderat favorisiert einen Neubau auf dem heutigen Parkplatz hinter der Verwaltung.

 

Insgesamt sechs potenziell geeignete Standorte hat der Gemeinderat in den letzten Monaten näher geprüft und bewertet. «Wir wollen dem Parlament aber die Wahl lassen», sagt Gemeindepräsident Beat Moser (Grüne). Die Volksvertreter entscheiden am 10. September, welcher der Standorte weiterverfolgt wird. Das letzte Wort hat die Stimmbevölkerung nächstes Jahr.

 

Die Münsinger Verwaltung ist heute auf vier Standorte verteilt: Neue Bahnhofstrasse 4 und 6, Thunstrasse 1 und Schloss. Künftig sollen alle rund 100 Angestellten in einem Gebäude arbeiten. Der Neubau soll rund 3000 Quadratmeter Fläche aufweisen, 20 Prozent mehr als heute. Er soll dann aber auch 70 Jahre halten.

 

Nachdem mehrere Projekte gescheitert waren, machte sich der Gemeinderat Ende 2018 erneut auf die Suche nach einem guten Standort. Wichtige Fragen wurden gestellt: Wie zentral liegt der Standort? Wie hoch sind die Kosten? Gehört das Land idealerweise der Gemeinde? Welches sind die städtebaulichen Herausforderungen?

 

Der Favorit

Bei der Bewertung erreichte der bisherige Standort mit den beiden Villen an der Neuen Bahnhofstrasse 15 von 18 möglichen Punkten. «Früher schrieb die Denkmalpflege vor, dass der Schlosspark von der Strasse her zwischen den beiden Häusern einsehbar sein muss», sagt Moser. Davon sei sie abgekommen. Deshalb wäre nun ein zweigeschossiger Neubau auf dem jetzigen Parkplatz möglich. Das Gebäude Nummer 4 würde stehen bleiben, die Tage des jüngeren Anbaus hingegen wären gezählt.

 

Und das Haus Nummer 6? Der Gemeinderat favorisiert einen Winkelbau, was den Abriss dieser erhaltenswerten Villa bedeuten würde. «Diese Lösung müsste sehr gut begründet werden können», heisst es deshalb in einem Bericht. Die Kosten würden rund 12,3 Millionen Franken betragen. Ist der Abriss unmöglich, bliebe die Variante eines Riegelbaus – für den Gemeinderat hat sie zweite Priorität.

 

«Diesen Standort kennen alle Münsingerinnen und Münsinger», sagt Moser. Er liege zentral, zudem gehöre das Land der Gemeinde. «Eine Herausforderung wäre die Abgrenzung zum Schlosspark.» Aber mit einem schlichten, funktionellen Bau, möglicherweise aus Holz, sei das machbar.

 

Die anderen

In dritter Priorität setzt der Gemeinderat auf den Standort Alte Moschti beim Bahnhof (14 Punkte). Hier müssten um die 14 Millionen Franken investiert werden. «Der Bahnhofplatz könnte durch ein gutes Projekt städtebaulich abgeschlossen werden», steht im Bericht.

 

Die übrigen vier geprüften Standorte haben für den Gemeinderat untergeordnete Priorität. So schliessen die Varianten Sägegasse (12 Punkte) und Dorfplatz (10) etwa bezüglich Kosten schlecht ab. Bei der Variante Werkhof (13 Punkte) werden Lage und Erreichbarkeit als schlecht beurteilt. Und der Bahnhofparkplatz (9 Punkte) überzeugt praktisch in keinerlei Hinsicht.

 

Niederlage um Niederlage

Die Suche nach dem Standort für ein neues Verwaltungsgebäude dauert schon über ein Jahrzehnt an. Im Herbst 2008 sagt das Stimmvolk zu einem Kredit von 18 Millionen Franken hauchdünn Nein. Damit hätte die Gemeinde Stockwerkeigentum im geplanten Dorfzentrum erwerben wollen. Eine zweite Niederlage erlitt der Gemeinderat im Frühling 2012. Die Stimmbürger lehnten ein 17-Millionen-Projekt – einen Glaspalast beim Schlossgut – klar ab. Daraufhin bevorzugte der Gemeinderat das alte Coop-Areal, doch im Sommer 2013 wies das Parlament diese und auch weitere Varianten zurück. Im Oktober 2016 dann präsentierte der Gemeinderat einen neuerlichen Favoriten: das Areal Schlossgut/Werkhof. In der Bewertung schnitt dieser nun aber schlechter ab als der bisherige Standort der Gemeindeverwaltung.


Autor:in
Johannes Reichen, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 17.08.2019
Geändert: 17.08.2019
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