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Münsingen - Der traditionsreiche Löwen wird zum digitalen Hotel

Quelle
Berner Zeitung BZ

Peter Anderegg hat das Hotel Löwen an die Koncept Hotels verkauft. Die Firma setzt auf ein digitales Konzept und sucht einen neuen Gastronomen.

Wirt und Hotelier Peter Anderegg hofft auf einen valablen Nachfolger für das Restaurant Löwen. (Foto: Nicole Philipp)

Bald erreicht Peter Anderegg das AHV-Alter. Deshalb hat der Hotelier und Wirt sein Hotel Restaurant Löwen in Münsingen an die deutsche Firma Koncept Hotels verkauft. Dies, nachdem er mit seiner Partnerin Ruth Reust den 650-jährigen Traditionsbetrieb fast ein Vierteljahrhundert führte. Die Liegenschaft war ausgeschrieben, Koncept Hotels griff zu, und die früheren Besitzer bleiben noch eine Weile, bis der Löwen mit der neuen Besetzung richtig läuft. «Wir wollen Kontinuität. Deshalb bleiben wir operativ tätig, bis ein neuer Pächter für das Restaurant gefunden ist. Der Löie liegt uns am Herzen», sagt Anderegg und nennt rückblickend die schwierige Personalsuche als grösstes Problem der Branche. Deshalb habe er die Schlüsselausgabe für das Hotel mit einem selbst gebauten Automaten besorgt. Diese Idee perfektioniert die neue Besitzerin nun. Koncept Hotels will in Münsingen «das digitalste Hotel der Schweiz» realisieren. Die bestehenden 18 Zimmer werden sanft modernisiert, anstelle des Saals sollen ebenfalls Zimmer entstehen, und mittelfristig soll ein Neubau errichtet werden. Anderegg betont, dass der Löwen auch während der Bauarbeiten immer offen sein werde.

 

Ohne Zimmertelefon

Koncept Hotels hat in Köln und Wien bereits traditionell bewirtschaftete Hotels digitalisiert. Das heisst, reserviert und bezahlt wird ausschliesslich über das Internet. Den Code für die Türöffnung gibts über eine App. Damit entfallen Wartezeiten an der Rezeption. «Wir verzichten konsequent auf alles, was nur Hoteliers als wichtig erachten, beispielsweise Schuhputzautomaten und – wer braucht heute noch ein Zimmertelefon?», sagt Martin Stockburger, Geschäftsführer von Koncept Hotels.

 

Immer jemand da

Die Firma sei in Deutschland bereits mit dem Digital Leader Award 2018 auszeichnet worden. «Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Nach Köln und Wien wollen wir nun auch Bern in unser Konzept einbinden. Münsingen liegt nur 15 Autominuten von Bern entfernt», sagt Stockburger, der eher auf Business- und Durchreisende setzt als auf Feriengäste.

 

Der Löwen soll sich aber nicht in ein Gespensterhaus verwandeln. Wer nicht nur per App und Computer kommunizieren will, findet im Haus weiterhin menschliche Ansprechpartner. «Wegen des Restaurants ist ja immer jemand da», betont Peter Anderegg. Apropos Restaurant: Auch dieses bleibt weiterhin normal geöffnet. Aber hinter den Kulissen wird ein passender Partner für die Gastronomie gesucht.

 

Geplant sei ein «behutsamer Übergang zu einer gesunden, regionalen und jungen Küche», betont Martin Stockburger, der einem «Gastrotalent» die Chance geben möchte, eine eigene Existenz aufzubauen.


Autor:in
Laura Fehlmann, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 13.11.2018
Geändert: 13.11.2018
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