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Münsingen - Die Imker finden kaum Nachfolger
Es mangelt zunehmend an Imkern. Experten sehen darin das grössere Problem als im Bienensterben. An den Berner Bienentagen hat der Verband Bernischer Bienenzüchtervereine am Wochenende Interessierte für die Bienen zu begeistern versucht – so auch auf dem Schwandareal in Münsingen.
Auf der Schwand in Münsingen hat der Bienenzuchtverein Oberes Aaretal sein Lokal. Es ist auch ein Lehrbienenhaus. Das heisst, die Bienen werden von angehenden Imkerinnen und Imkern betreut. An den Berner Bienentagen hat der Verein am Wochenende die Türen seines Lokals für die Bevölkerung geöffnet und führte auch über den Bienenlehrpfad. Auf einem kurzen Spaziergang informieren Schautafeln darüber, wie Bienen leben und warum die Imkerei heute wichtiger ist denn je.
Werner Haldimann, der Präsident des Vereins, und Imkerberater sowie Ausbildner Hans-Peter Egger arbeiten ohne Schutzanzüge. Das Bienenhaus liegt am Samstagmorgen teilweise noch im Schatten. Die Bienen verlassen ihre Stöcke erst zögerlich. Die beiden sperren ein Bienenvolk samt Königin in einen Rahmen zwischen Glas und hängen ihn an den Infostand, damit sich die Besucherinnen und Besucher die Bienen anschauen können. Nur Zigarren paffen die Männer, der Rauch soll die Bienen beruhigen. Er sei mit dem Bienenvirus infiziert, sagt Egger. Man habe als Imker nie ausgelernt. Mit seiner Begeisterung möchte er neue Imkerinnen und Imker anstecken. «Fast mehr Sorgen als das Bienensterben macht uns nämlich das Imkersterben.»
Kaum mehr wilder Honig
Bei der Nachwuchsförderung der Imker geht es um sehr viel mehr als das Überleben einer Tradition: Weil sie Obst- und Beerenblüten bestäuben, leisten Honigbienen unersetzliche Dienste für die menschliche Ernährung.
Ebenso wichtig – aber für die Artenvielfalt – sind die Wildbienen. Viele der rund 250 Arten in der Schweiz sind dabei hoch spezialisiert. Sie nehmen nur den Nektar einer einzigen Pflanze, die ihrerseits wiederum nur von einer einzigen Wildbienenart bestäubt werden kann. Diesen Bienen kann mit Wildbienenhotels geholfen werden.
Seit die Menschen Ackerbau betreiben, halten sie Bienenvölker in Körben oder Kästen, um leichter an den Honig zu gelangen. In Mitteleuropa gibt es heute kaum mehr Nistplätze für wilde Honigbienenvölker. «Sie können einen ganzen Tag lang durch den Wald streifen, ohne einen Schwarm zu sehen», sagt Egger. Honigbienen leben bei uns praktisch nur noch in Bienenhäusern, sind also auf den Menschen angewiesen.
Ein hoher Nutzen
Dank dramatischer Nachrichten vom Bienensterben dringt immer mehr auch der indirekte Nutzen der Honigbienen ins Bewusstsein: Wenn im Frühling keine Bienen ausfliegen, bleiben später im Jahr die Früchte aus.
Im Gegensatz zu ihren Schwestern, den Wildbienen, und auch ihren Cousins, den Hummeln und Wespen, überwintern die Bienen als Volk und können mit der ersten Frühlingssonne in grosser Zahl ausschwärmen und damit den Hauptanteil an der Bestäubung der Obst- und Beerenblüten leisten. Der volkswirtschaftliche Nutzen wird auf 1200 Franken pro Bienenvolk und Jahr geschätzt, für die ganze Schweiz sind das rund 280 Millionen Franken pro Jahr.
«Bestäubung gewährleistet»
Vor allem in den USA ist der Bestand der Honigbienen in den letzten zehn Jahren um bis zu 85 Prozent gesunken. Hauptverursacherin des Bienensterbens ist die Varroamilbe. Sie befällt die Larven und kann das Absterben ganzer Völker verursachen. Überlebt ein befallenes Volk, ist es geschwächt und anfällig für andere Krankheiten wie die Sauerbrut, eine bakterielle Erkrankung, die derzeit auch im Kanton Bern wütet.
«In der Schweiz ist der Bienenbestand recht gesund und die Bestäubung weitgehend gewährleistet», beruhigt Werner Haldimann, um gleich anzufügen: «Wenn wir es aber nicht schaffen, für jeden Imker, der altershalber aufhört, jemand Neues zu finden, werden wir in Zukunft ein Problem haben.»
Erstellt:
30.05.2011
Geändert: 30.05.2011
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