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Münsingen - Wenn Hunde mit Frauchen tanzen

Quelle
Berner Zeitung BZ

Viel Action an der etwas anderen Europameisterschaft.

Monika Gehrig tanzt mit dem Labrador-Mischling Chiara. (Bild: Iris Andermatt)

Es ist etwas gewöhnungsbedürftig, was sich da in der Swiss Dog Arena gleich neben der Autobahn in Münsingen abspielt. Zur Musik ­– einmal ist es Beethovens Fünfte – zeigen geschminkte und seltsam gewandete Frauen Tanzfiguren und werden dabei von Hunden umkurvt. Gelegentlich legt der Hund den Rückwärtsgang ein, stellt sich auf die Hinterpfoten, rennt im Kreis herum und springt dem Frauchen auf den Rücken.

 

Kein Zweifel: Es braucht viel Training, um mit einem Tier im Rhythmus der Musik solche Kunststücke zu vollführen. Um es gleich vorwegzunehmen: Nach Tierquälerei sieht es überhaupt nicht aus, zu allen Elementen der Vorführung wird von den Hunden unentwegt mit dem Schwanz gewedelt.

 

Sport für Frauen

"Dogdance", "Hundetanz", heisst die Disziplin, in der in Münsingen an diesem Wochenende die "offene europäische Meisterschaft" ausgetragen wurden. Teams aus ganz Europa und auch aus Japan und Argentinien nahmen daran teil. Es ist eine der wenigen Sportarten, die von Frauen und Männern gemeinsam ausgeübt werden, allerdings mit einer Besonderheit: "Der Frauenanteil liegt bei 95 Prozent", sagt Brigitte Kaiser, die Präsidentin des Organisationskomitees.

 

So muss man denn die Männer mit der Lupe suchen. In der Kategorie "Freestyle", in der so ziemlich alles erlaubt ist, finden sich unter 52 Teilnehmern nur zwei Männer. Gleich viele sind es unter 37 Teilnehmern auch in der Kategorie "HTM", ("Heelwork to Music", "Fussarbeit zu Musik"), in der streng definierte Figuren gezeigt werden müssen und sich der Hund höchstens zwei Meter entfernen darf. "Das Tänzerische spricht Frauen mehr an", sagt Kaiser. 

 

Intensives Training

Denn zeitintensiv ist es, mit einem Hund einen solchen vierminütigen Hundetanz zu absolvieren. Brigitte Kaiser, eigentlich gelernte Rechtsanwältin, aber mittlerweile Besitzerin einer Hundeschule, schätzt, dass während eines Jahres drei- bis viermal pro Woche trainiert werden muss. "Mit nur ein paar Tricks kommt man nicht weit", sagt sie, auch Dogdancing werde mittlerweile "hochprofessionell" betrieben.

 

Das zeigt sich auch daran, dass es eine ausgeklügelte Bewertung gibt, in der für "Präsentation und Genauigkeit", den "Schwierigkeitsgrad" und die "musikalische Interpretation" Punkte vergeben werden. Abzug gibt es, wenn der Hund bellt und, was Tierfreunde beruhigen mag, wenn sich ein Hund nach dem Urteil der dreiköpfigen Jury zum Beispiel zu lange auf den Hinterbeinen präsentieren musste.

 

Weniger freuen dürfte Tierfreunde, dass bei den Weltmeisterschaften nur Rassehunde zugelassen sind. So hätte zum Beispiel Chiara, der Labrador-Mischling von Monika Gehrig aus Heimenschwand, bei deren Vorführung die BZ-Fotografin zugegen ist, bei der WM keine Startberechtigung.

 

Siegerin in der Sparte "Freestyle" wird eine Russin. Die beste Schweizerin kommt auf Rang 3, Monika Gehrig auf Rang 8. "Dogdance ist eine Kunstform, mit der man alles erreichen kann", sagt Gehrig. Sie trainiere pro Tag zwei bis drei Stunden, und auf den Einwand, das mache sie ja fast zum Profi, erklärt sie: "Mit einem netten Mann kann mans finanzieren."


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Erstellt: 15.10.2018
Geändert: 15.10.2018
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