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Münsingen: Damijan ist eingetaucht

Damijan Schlegel aus Münsingen hat ein ganz besonderes Erlebnis hinter sich: Der 14-Jährige hat sich taufen lassen – in der Aare. Warum er seine Taufe auf diese Art gefeiert hat, was ihm die Zeremonie bedeutet und wie er sie erlebt hat, hat  er uns ein paar Tage nach dem grossen Fest erzählt.

Täufling Damijan Schlegel: «Es sollte ein ganz besonderer Tag werden.» (Fotos: zvg)
Pfarrer Simon Grebasch beim Taufakt: Auch er stand dafür im eiskalten Wasser.
«Ich gehe ganz hinein»: Wenn Damijan etwas beschlossen hat, zieht er es durch.
Damijan, frisch getauft, mit Gotte Claudia Spicher und Götti Fredy Spicher, rechts Pfarrer Simon Grebasch.

Damijan Schlegels helle Augen blicken offen durch die feine Brille, und seine Antworten wirken bedacht, als er von seiner besonderen Taufe erzählt. Nur kurz habe er im Vorfeld überlegt, sagt er. Dann teilte er dem Pfarrer entschlossen mit: «Ich gehe ganz hinein.» Es sollte nicht nur eine Aaretaufe sein, fand der 14-Jährige, sondern eine, für die er ganz in den Fluss steigt – auf die er sich sozusagen von Kopf bis Fuss einlässt.

 

Ein Tag zum Erinnern

Der Achtklässler aus Münsingen hatte wählen können, ob er sich im Konfirmationslager taufen lassen wollte oder an der Aare. Auch über diese Frage musste er nicht lange nachdenken. Seine Taufe sollte einen eigenen Tag erhalten und etwas ganz Besonderes sein: «Etwas, an das ich mich noch lange erinnern werde.» Und bei einer Taufe im Konflager, sorgte er sich, hätten vielleicht nicht alle anreisen können.  

 

Ein Baby und drei Teenager

Mitte Mai fand der grosse Tag statt. Es war Samstag, die Sonne schien, die Luft war mild. Am Ufer der Aare bei Allmendigen standen die Familien der Täuflinge: Im selben Gottesdienst wie Damijan wurden auch ein achtmonatiges Mädchen und zwei junge Frauen im Alter von Damijan getauft. «Schön, dass die eine von ihnen eine Kollegin ist und gleichzeitig mit mir getauft wurde», freute sich dieser. Das kleine Mädchen wiederum war die Schwester eines Schulkameraden, auch das sei ein schöner Zufall gewesen.

 

Frischgebackene Gotte und Götti

Neben seiner Familie standen auch Damijans neue Gotte und sein Götti, Claudia und Fredy Spicher, am Rand der Aare, bereit für ihr neues Amt. Ein wichtiger Moment für Damijan: Ab diesem Tag würde auch er echte eigene Taufpaten haben. Das war ihm ebenso wichtig wie dass die Familie an seinem grossen Tag teilhaben konnte.

 

Taufkleid: Karierte Badehose

Jetzt also waren sie da. Damijan blickte sich ein bisschen aufgeregt im Kreis um, dann verzog er sich an den Rand und streifte seine Kleider ab: Als Taufkostüm trug er eine schwarzweiss karierte Badehose. Pfarrer Simon Grebasch – in kniekurzen Hosen und weissem Hemd mit hochgeschlossenem Kragen – fragte zuerst Gotte und Götti, ob sie bereit seien, ihr Amt anzunehmen. Beide bejahten ohne Zögern.

 

Taufe im eiskalten Wasser …

Dann stieg der Pfarrer bis zu den Knien in das eiskalte Wasser und fragte Damijan, ob er dabeibleiben und wirklich in die 11 Grad Celsius kalte Aare tauchen wolle. Damijan zögerte nicht: Er hatte das so entschieden, er würde das so durchziehen. Als Simon Grebasch ihn bat, schritt er also ebenfalls feierlich in das kalte Wasser.

 

… bis zum Hals

Zum Taufsegen goss ihm der Pfarrer Aarewasser über den Kopf, dann liess er Damijan ganz eintauchen. «Es war so eisig, dass ich zwei Anläufe brauchte», erzählt dieser. Lange hielt er den grossen Moment nicht aus: Vor lauter Kälte spürte er sich kaum mehr und stieg schnell wieder aus dem Wasser.

 

Als Konfgeschenk ein silbernes Kreuz

Durchfroren wickelte sich der frisch getaufte Damijan in sein Handtuch, um den Hals trug er erstmals das feine Silberkettchen mit dem silbernen Kreuz daran: das Taufgeschenk seiner Grossmutter. Sie hatten es ein paar Tage zuvor gemeinsam in Bern ausgesucht. Ob er sich vielleicht auch ein wenig wegen der Geschenke taufen und konfirmieren lassen wollte?

 

Ein wichtiger Schritt

Damijan Schlegel schaut perplex. Nein, auf keinen Fall: «Ich wusste nicht mal, dass man dabei Geschenke erhält!» Dass er sich taufen und danach konfirmieren lassen wollte, habe für ihn seit längerem festgestanden. Seine Eltern hatten ihm den Entscheid offengelassen und ihn als Baby nicht taufen lassen, jetzt war es für ihn ein wichtiger Schritt: Er habe schon früh die Liebe zur Kirche für sich entdeckt, und er wolle richtig dazugehören.

 

Kirchen interessierten ihn schon früh

Fasziniert beobachtete er schon als Bub, wie sich Kirchenbauten unterscheiden – wie katholische Kirchen im Gegensatz zu den reformierten immer ein Kreuz obendrauf und unterschiedlichen Schmuck innendrin haben. Das Berner Münster hat es ihm besonders angetan. «Auf einer Exkursion haben wir alles über den Münsterbau mitbekommen», erzählt er. Extrem spannend fand er vor allem die Figuren im Portal.

 

Lieblingsfach Religon und Ethik

Damijan beobachtete sie sehr genau, dann zog er seine Schlüsse: «Aha, der eine mit der Kerze soll wohl als schlau dargestellt werden, der andere ohne Kerze als dumm.» Noch besser als solche Kirchendetails gefallen Damijan jedoch die biblischen Geschichten. Diese hätten ihn durch seine Kindheit begleitet: In Deutschland, wo er seine ersten Schuljahre verbrachte, werden Ethik und Religion als obligatorisches Schulfach unterrichtet – sein absolutes Lieblingsfach.

 

Lieblingsgeschichten mit Moses

Er lernte dabei alle Religionen kennen. «Aber am besten gefallen haben mir immer die Geschichten rund um Moses und die zehn Gebote.» Als Damijan Schlegel vor drei Jahren in die Schweiz zu seinem Vater zog, vermisste er den Religionsunterricht in der Schule. Kurzum beschloss er, dafür ab der siebten Klasse mit dem Kirchlichen Unterricht KUW anzufangen. Er hat es nicht bereut: «Der Unterricht gefällt mir sehr, eigentlich besser als die Schule.»

 

Noch schöner als gedacht

Die Taufe war nur ein erster Höhepunkt, nächstes Jahr wird Damijan konfirmiert. Aber noch Tage nach der Taufe schwingt das Erlebnis in ihm nach. «Es war super, noch schöner als ich gedacht hätte», schwärmt er. Die Stimmung sei so schön gewesen, das Wetter super und die Umgebung so stimmig. «Speziell war auch, dass so viele Leute da waren: Das machte es für mich zu einem besonders wichtigen Moment.» Gekrönt wurde dieser Moment mit einem gemeinsame Familienbräteln an der Aare.

 

Jetzt fühlt er sich beschützt ...

Ob sich Damijan seither anders fühlt? Er nickt, irgendwie schon: «Die Taufe bedeutet, dass ich auf einem neuen Weg gehe: Ich bin in einer sicheren Hand und weiss, ich werde beschützt.» Er überlegt kurz, ja, ihm ist bewusst, dass längst nicht alle sich derart überzeugt taufen lassen. Aber davon lässt er sich nicht beirren. Stattdessen hält er sich an seinen Taufspruch, den er selbst ausgewählt hat: «Gott spricht: Berge mögen von ihrer Stelle weichen und Hügel wanken. Aber meine Liebe zu dir kann durch nichts erschüttert werden.»

 

... und hat eine Erinnerung fürs Leben

Damijan liest den Spruch vor, lässt ihn nachhallen und denkt noch einmal an den Moment in der Aare zurück. Dann sagt er aus tiefstem Herzen: «Dieser Tag bleibt lang, lang, lang in meiner Erinnerung – hoffentlich mein Leben lang!»


Autor:in
Claudia Weiss, claudia.weiss@bern-ost.ch
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Erstellt: 31.05.2025
Geändert: 31.05.2025
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