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Münsingen: Ein streng erarbeiteter Spass

Seit zehn Jahren spielen die Mitglieder des Münsinger Generationentheaters GT50plus gemeinsam Theater, dieses Jahr präsentieren sie ihre achte Produktion. Als Regisseurin haben sie für dieses Jahr die erfahrene Theaterfrau Renata Pfister-Frezza gewonnen. Das Ergebnis ist eine Produktion, die vor allem Freude machen will – dem Ensemble und dem Publikum.

Szenenbild aus dem Generationentheater Münsingen: Eva Binder (Sandra Müller) mit Doris Jorns (Ruth Moret), Heinz Binder (Eduard Stucki) und einem Fussgänger (Pierre Marti). (Fotos: zvg)
Regisseurin Renata Pfister-Frezza hätte gerne noch weiter gefeilt. «Aber ich bin zufrieden, es kommt jetzt gut!»
Doris Jorns (Ruth Moret) und Rolf Jorns (Hans Neuenschwander).
Nachbarin Wunderli: Erika Gautschi (sie ersetzt Therese Wyttenbach).
Eva Binder (Sandra Müller) und Heinz Binder (Eduard Stucki) mit dem Zwei-Millionen-Koffer.

Das Motto der Gruppe Generationentheater GT50plus aus Münsingen, die seit zehn Jahren zusammen Theater spielt, ist schnell zusammengefasst: Es lautet Spass. Spass haben beim Theaterspielen, aber auch Spass verbreiten beim Publikum.

 

Dementsprechend handelt es sich bei den Stücken, welche die Laienschauspieler:innen zwischen 50 und 85 Jahren fast im Jahrestakt aufführen, allesamt um unterhaltsame Komödien. Dieses Jahr heisst es Vorhang auf für «Gäld wi Heu» von Ray Cooney.

 

«Wie Ostern und Weihnachten»

Damit sie die Komödie rund um einen verwechselten Aktenkoffer und zwei Millionen Franken auf die Bühne bringen konnten, musste sich das Ensemble allerdings eine neue Leitung suchen: Die langjährige Regisseurin Elisa Macal fand, es sei an der Zeit, für die achte Produktion frischen Wind in die Truppe zu holen. Sie hat deshalb die Regie abgegeben und betätigt sich neu als Schminkerin hinter der Bühne.

 

Dieser Wechsel habe die Gruppe vorerst beinahe ein wenig in die Bredouille gebracht, erzählt Ensemblemitglied Hans Neuenschwander. Denn es sei alles andere als einfach gewesen, eine neue Regisseurin zu finden. Renata Pfister-Frezza, Leiterin der Facetten-Bühne und dort seit Jahren selbst im Ensemble, sei dann die Rettung gewesen. «Ein Riesenglück», schwärmt Neuenschwander. «Dass wir sie gefunden haben, ist wie Ostern, Weihnachten und Silvester zugleich.»

 

«Die Regisseurin war streng»

Hans Neuenschwander selbst ist nicht nur seit Beginn dabei, sondern mit seinen 85 Jahren erst noch der älteste in der Truppe. Noch gut erinnert er sich, wie er, der frühere Elektromonteur, anfangs ganz kurzfristig einspringen musste, um Licht und Ton zu übernehmen. Schon ab der zweiten Produktion stieg er dann auf die Bühne. «Wir sind immer ein wenig knapp an Männern.»

 

Seither hat ihn das Bühnenfieber nicht mehr losgelassen, und er freut sich, seine Rolle als Rolf Jorns zu spielen, «einen etwas ahnungslosen und vertrauenseligen Tscholi, der einfach mal macht», das liege ihm gut. Dank Regisseurin Pfister-Frezza fühlt sich Neuenschwander bereit für die Premiere. «Sie war streng und verlangte, dass wir alle auch wirklich in der Rolle sind und mitmachen», erzählt er mit einem Schmunzeln. «Aber sie ist ein echtes Führungstalent.»

 

«Gelernt, das ‘Füfi’ gerade sein zu lassen»

Seit dem letzten August hat Renata Pfister-Frezza regelmässig mit der Theatergruppe in Münsingen geprobt. In dieser Zeit hätten sie sich gut aneinander gewöhnt, findet sie. Ganz einfach sei es aber tatsächlich nicht immer gewesen: «Ich bin sehr pingelig», sagt sie von sich selbst. Besonders punkto Betonung kennt sie kein Pardon, und sie hätte gerne noch ein bisschen weiter gefeilt. «Aber ich bin zufrieden», findet sie nach kurzem Überlegen: «Es kommt gut.»

 

Die Regisseurin hat sich an das etwas gemütlichere Tempo eines Generationentheaters gewöhnt – und gelernt, dass sie auch hie und da ein «’Füfi’ gerade sein lassen» kann. Und dass nicht alles gleich läuft wie in ihrer Theatergruppe. Eine Souffleuse beispielsweise hat sie bei ihren eigenen Produktionen noch nie eingesetzt, und auch das Pausenangebot mit Kaffee und Kuchen erstaunte sie anfangs ein wenig.

 

«Die Stimmung ist gut»

In dieser Beziehung konnte sie sich rasch umstellen. Schwieriger findet sie die Tatsache, dass in einem Team mit vielen Mitspielenden über 70 Jahren schnell einmal die Gesundheit einen unvorhergesehenen Streich spielen kann: «In den letzten Monaten sind gleich zwei Schauspielerinnen aufgrund von gesundheitlichen Problemen kurzfristig ausgefallen», bedauert sie. Um die Lücken rasch füllen zu können, hat sie sich in ihren Kreisen umgeschaut und notgedrungen zwei «Externe» in die Gruppe eingeschleust.

 

Trotz solcher Rückschläge findet sie die Zusammenarbeit gut. Sie lobt: «Die Stimmung ist angenehm, auch wenn ich viel verlange.» Sie lacht, und findet dann: «Es geht ja vor allem um die Freude.» Diese Freude halte das Team auch immer wieder zusammen, ergänzt Schauspieler Hans Neuenschwander. «Ja, beim gemeinsamen Proben für die Aufführung macht sich gar eine gewisse Altersenergie bemerkbar.»

 

«Sich unbeschwert unterhalten lassen»

Weil nicht nur die Mitspielenden, sondern auch das Publikum immer älter werde, eigne sich auch das Stück bestens, findet er: «Witzig, peppig und locker – so muss das Publikum nicht gross nachdenken, sondern kann sich einfach unbeschwert unterhalten lassen.» Dieses Jahr hatte die Regisseurin ausnahmsweise das Stück aus Zeitgründen gleich selber ausgewählt, normalerweise übernimmt das eine Führungsgruppe, und das Ensemble diskutiert mit.  

 

Nebst der Freude, erzählt Hans Neuenschwander, bringe ihm übrigens das Theaterspielen auch einen ganz praktischen Nutzen. Das Auswendiglernen der Texte und das Umsetzen von Regie-Anweisungen wirke nämlich durchaus belebend, findet er. Und ergänzt humorvoll: «Man altert nicht besser, aber interessanter.»

 

[i] Das Generationentheaters GT 50plus Münsingen führt dieses Jahr die Komödie «Gäld wie Heu» von Ray Cooney auf. Vorstellungen im Schulzentrum Schlossmatt vom 21. Februar bis 2. März 2024.


Autor:in
Claudia Weiss, claudia.weiss@bern-ost.ch
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Erstellt: 20.02.2024
Geändert: 20.02.2024
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